Magisches Spiel
in der Regel träumt. Erzählt sie es dir?«
»Manchmal sind ihre Träume so lebhaft, dass sie noch in ihrem Kopf sind, wenn sie erwacht. Dann schnappe ich Bilder auf. Ist dir damit gedient?«
»Erzähl es mir. Lass nichts aus.«
Während er Jeff die Einzelheiten von Tansys Alpträumen schilderte, hielt Kaden seinen Blick fest auf ihr Gesicht gerichtet. Seine Hand zitterte, als er ihr Handgelenk an seine Brust zog und ihre Handfläche an sein Herz presste.
»Ich habe sie euch anvertraut, Jeff. Bringt sie zu mir zurück. Ohne sie würde ich niemals unversehrt weiterleben können.« Mochte Gott ihnen beistehen, denn das war eine Drohung. Kaden holte tief Atem, stieß ihn wieder aus und versuchte einen Ort in seinem Innern zu finden, der warm war. Es gab keinen.
Jeff machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Er legte auf und ließ Kaden so verzweifelt wie noch nie zurück. In Jeffs Stimme hatte ein entsetzliches Gefühl von Dringlichkeit mitgeschwungen. Er hatte Nico im Hintergrund hören können, der Jeff drängte, sich zu beeilen. Jetzt war es wieder still im Schlafzimmer. Die einzigen Laute waren das Ticken der Uhr und Tansys Atemgeräusch, das eindeutig darauf hinwies, dass sie Angst hatte. Er hatte sie dazu überredet, mit Jeff und Nico traumzuwandern, und ihr beteuert, ihr könne nichts passieren. Er hatte sie an einen Ort geschickt, an den er ihr nicht folgen konnte, denn er hatte seinen Freunden vertraut, und jetzt hatten sie sie verloren.
Er streckte sich neben ihr aus und zog sie in seine Arme, weil er versuchen wollte, sie zu trösten, obwohl er wusste, dass ihr Geist in einer anderen Welt weilte. Als er versuchte, in ihr Inneres vorzudringen, fand er Leere, als sei sie ihm entrissen worden und hielte sich jetzt in anderen Gefilden auf.
Ich werde dich immer und ewig lieben. Er hörte das Flüstern in seinem Inneren. Es klang wie eine letzte Botschaft.
Sein Herz schlug heftig, und er setzte sich abrupt auf und richtete seinen alarmierten Blick auf ihr Gesicht.
»Lasst sie los!« Jeff Hollister sprang in den See und tauchte tief, packte Tansy an den Schultern und sah zu, dass er mit Beinschlägen möglichst schnell an die Oberfläche kam.
Nico schmiss sich mit solcher Wucht gegen Dunbar, dass der Tansy nicht mehr festhalten konnte, und trieb ihn zurück und fort von ihr. Die beiden Männer kämpften mit engem Körperkontakt Mann gegen Mann, und jeder von ihnen rang darum, die Oberhand zu gewinnen. Nicos Körperkraft war viel größer, aber es war Dunbars Traum, und er versuchte, über ihn zu bestimmen. Bei Tansy war es ihm gelungen, doch Nico ließ das nicht zu.
Jeff tauchte dicht neben ihnen auf; er zog Tansy mit sich, riss sie in seine Arme und raste mit ihr zum Ufer.
»Lass ihn am Leben. Du darfst ihn nicht töten«, schrie Jeff. »Wenn du es tust, bricht der Traum zusammen, und sie ist hier gefangen. Wir könnten sie nicht wiederbeleben.«
Dunbar riss sich los und versuchte davonzuwaten. Er hoffte, er könnte genug Abstand zwischen sich und die anderen legen, um den Traum zu beenden, aber Nico weigerte sich, ihn loszulassen. Er schlang seine Finger wie eine Fessel um den Hals des Mannes und riss ihn rückwärts in den Schlick hinein.
»Beeil dich, Jeff«, rief Nico, der sich Sorgen machte, Dunbar könnte eine Möglichkeit finden aufzuwachen, bevor sie in der Lage waren, ihn zu töten. Alles hing jetzt davon ab, Tansy wiederzubeleben.
Jeff nahm ihr Handgelenk und tastete nach dem Puls.
Er fand keinen Pulsschlag. Fluchend neigte er ihren Kopf zurück und begann mit der künstlichen Beatmung.
Kaden beobachtete die Empfindungen, die einander auf Tansys bleichem Gesicht jagten. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn und um ihren Mund herum, und in ihren Gesichtsausdruck schlich sich Furcht ein. Als er ihre Hand in seine nahm, war ihre Haut nasskalt und klamm. Sie fühlte sich unnatürlich kalt an. Plötzlich erschauerte ihr Körper und bog sich ihm entgegen. Sie schnappte hörbar nach Luft. Er konnte tatsächlich Fingerabdrücke an ihrer Kehle sehen, die tief gingen, und sie rang verzweifelt nach Luft.
Das Herz schlug rasend in seiner Brust, als er darum rang, die Finger zu finden, damit er versuchen konnte, sie aufzustemmen, aber jeder Versuch, unsichtbare, nicht stoffliche Hände zu finden, war aussichtslos. Ihr Gesicht lief rot an, ihre Augen öffneten sich weit, und dann war sie, ebenso plötzlich, frei und sog mühsam und hörbar Luft in ihre Lunge, so dass sich ihre Brust hob
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