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Magisches Spiel

Magisches Spiel

Titel: Magisches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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zwei Stunden gelaufen. Ich wusste, wohin ich gehen musste. Ich hatte die Männer erkannt. Sie waren Geschäftspartner meines Vaters, und sie waren schon bei uns zu Hause zum Abendessen gewesen. Meine Mutter hatte für sie gekocht. Einer von ihnen hatte mit meinem Bruder und mir Baseball gespielt. Ich kannte sie. Ich habe mich in den Schatten gehalten, wo mich niemand sehen konnte, mit dem Blut meiner Familie bedeckt. Dort bin ich seitdem.
    Sie weinte jetzt ganz unverhohlen. Es war ihr unmöglich, ihr Schluchzen zurückzuhalten. Der kleine Junge, mit Blut überzogen und mit einer Waffe in der Hand. Sie sah ihn so deutlich vor sich. Und sie fühlte gemeinsam mit ihm seine Wut und lernte den Kummer kennen, der ihn immer noch wie ein Schraubstock gepackt hielt.
    »Tu das nicht«, flüsterte sie vor sich hin. »Tu es nicht.« Wenn es erst einmal getan war, würde es keine Umkehr mehr geben. Es würde ganz ausgeschlossen sein, die bezaubernde Unschuld jemals wiederzuerlangen, die dieser kleine Junge in sich getragen hatte. »Tu es nicht.«
    Ich brauche dich heute Nacht. Ich bin so müde, und ich muss dich in meinen Armen halten, dich eng an mich drücken. Das tue ich sonst nie. Jemanden eng an mich drücken. Ich lasse keine Nähe zu, aber jetzt habe ich keine andere Wahl, und ich bin so verflucht müde, dass ich nicht dagegen ankämpfen kann. Komm zurück zu mir.
    Sie schüttelte den Kopf, doch ihre Füße liefen weiter, und sie war ihm jetzt schon nah. Sie packte einen Ast eines Strauches und hielt sich daran aufrecht, obwohl sie sich eigentlich weinend auf den Boden fallen lassen wollte.

    Niemand hat mich gesehen, als ich durch die Haustür hereinkam. Selbst damals konnte ich meine Anwesenheit schon verschleiern, wenn meine Konzentration groß genug war. Ich bin in das Zimmer geschlüpft, in dem sie gefeiert haben, und ich habe sie alle erschossen, jedem von ihnen eine Kugel in den Kopf gejagt. Sie haben mich keinen Moment lang gesehen und nie erfahren, dass ich es war. Ich habe überhaupt nichts gefühlt. Ich wollte etwas fühlen, aber da war nichts. Ich habe das Haus verlassen und die Waffe so zerlegt, wie mein Vater es mir beigebracht hatte, und die Einzelteile habe ich in verschiedene Mülltonnen geworfen. Ich wünschte, ich könnte es auf den starren Blick meines Bruders schieben, aber ich muss diese Verantwortung selbst auf mich nehmen. Ich habe sie alle getötet, und wahrscheinlich täte ich es wieder.
    Achtjährige Jungen gingen nicht in fremder Leute Häuser und töteten jeden, der sich darin aufhielt. Es sei denn, mit ihnen stimmte etwas nicht. Etwas Schwerwiegendes. Sie war in seinem Innern und versuchte, diese gehässige, grausame Ader zu finden oder die Selbstüberhebung, die das Gefühl mit sich bringen konnte, Regeln besäßen für ihn keine Geltung. Sie fand aber nur einen kleinen Jungen, der sich übergab; sein Verlust machte ihn krank, ihm graute vor seiner Zukunft, und er war immer noch von Wut erfüllt.
    Ich habe noch nie einer anderen lebenden Seele von jener Nacht erzählt .
    Tansy wandte ihr tränenüberströmtes Gesicht zum Himmel. Ein Schatten fiel über sie, und sie riss eine Hand hoch, um einen Angriff abzuwehren. Kaden ragte vor ihr auf. Er packte ihr Handgelenk und zog sie in seine Arme, presste sie eng an seinen Körper und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Sie glaubte, sein Gesicht sei so nass wie
ihres. Langsam hob sie die Arme und schlang sie um seine Taille, hielt ihn und versuchte, diesen achtjährigen Jungen zu trösten.
    »Ich bin nicht mehr dieser Junge«, rief er ihr ins Gedächtnis zurück, ohne den Kopf zu heben.
    Ihre Hand glitt an seinem Rücken hinauf, und ihre Finger verwühlten sich in seinem Haar. »Das weiß ich doch. Und ich bin auch nicht mehr dieses dreizehnjährige Mädchen, das glaubte, es könnte die Welt retten.«
    Kadens Hände legten sich um ihr Gesicht und hoben ihren Kopf, damit sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen. Er spürte einen Stich im Herzen. Sie war so wunderschön, und über ihren blauen Augen lag ein violetter Schimmer, dem Silber beigemischt war. Ohne sie war er dabei gewesen zu ertrinken und hatte es nicht einmal gewusst.
    Er brauchte sie, doch dieses Verlangen verlagerte sich jetzt von seiner Seele in seinen Körper, ein Glutstrom, der dazu führte, dass sich jeder einzelne Muskel anspannte. Begehren loderte in ihm auf, unbändig und roh und viel zu stark – so stark, dass es ihm wie ein Hieb in die Magengrube vorkam. Es hatte ihn von

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