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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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so sah er einfach darüber hinweg. »Egal wo Sie den Begriff schon mal gehört haben, er trifft den Kern unseres Problems. Wie ich schon sagte, können Nanobots jede nur erdenkliche Form und Größe annehmen und sich auch zu komplexen Strukturen zusammenschließen. Unter anderem zu hochaktiven Virenstämmen, sogenannten Protoviren. Sie verhalten sich in ihrer Form und Ausprägung wie Rohmodelle tatsächlich existierender Virenstämme. Wir haben das in zahlreichen Versuchsreihen getestet, immer mit demselben Ergebnis. Treffen sie auf ein real existierendes Virus, können sich Protoviren blitzschnell umbauen. Sie verhalten sich dann genauso wie ihr Vorbild. Gesetzt den Fall, ein Protovirus trifft auf den Erreger von Ebola, kann er sofort dessen Form annehmen und verhält sich ebenso tödlich. Schlimmer noch, er kann die Eigenschaften verschiedener Virenstämme in sich vereinen. Können Sie sich ein Virus vorstellen, das so tödlich ist wie Ebola, aber gleichzeitig die Mutationsfreudigkeit und Inkubationszeit der Grippe besitzt? Ein solches Virus wäre unaufhaltsam.«
    »Na reizend«, sagte Jan. »Und warum erzählen Sie uns das alles?«
    »Weil praktisch der gesamte untere Teil der Kugel eine Fabrik für Nanobots ist.« Er deutete auf die drei riesigen Tanks. »Mehr noch, der linke Tank scheint ausschließlich für die Produktion von Protoviren vorgesehen zu sein. Wir können uns das nur so erklären, dass diese Virenstämme zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn die Umformung der Atmosphäre weit genug fortgeschritten ist, losgelassen werden und den Rest erledigen. Es bliebe dann eine Erde zurück, die von sämtlichen biologischen Verunreinigungen gesäubert wäre. Unbeschrieben wie ein weißes Blatt Papier und bereit, von den Erbauern neu besiedelt zu werden.«
    »Heiliger Strohsack«, entfuhr es Ella. »Sie sprechen hier von einem Genozid.«
    »Glauben Sie mir«, sagte Colin, »ein Genozid ist harmlos im Vergleich zu diesem Vorgang hier. Was geschehen wird, wenn die Tanks ihre tödliche Fracht entlassen, ist so radikal, dass wir überhaupt keinen Begriff dafür haben.«
    »Widerlich.« Jan Zietlow betrachtete die Kugel mit Abscheu. »Und Sie sind sicher, dass uns hier drin keine Gefahr droht?«
    »Nicht hundertprozentig. Die Protoviren werden erst aktiv, wenn sie den Befehl von der Steuerzentrale erhalten. Das kann heute geschehen oder erst in einem Jahr. Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sich die Büchse der Pandora erst öffnet, wenn die Klimaumwandlung weit genug fortgeschritten ist.«
    Ella Jordan beugte sich vor und betrachtete die Unheil bringenden Behälter aus nächster Nähe. »Wenn nur der linke die Viren enthält, wozu dienen die anderen beiden Tanks?«
    Colin zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Nanobots können jede beliebige Form annehmen. Vielleicht dienen sie zur Erzeugung komplexer Strukturen wie zum Beispiel Geräte oder Werkzeuge.«
    »Wie komplex?«
    »Keine Ahnung. Angesichts dieses hohen Entwicklungsniveaus gibt es da keine Beschränkungen, glaube ich. Wie komplex hätten Sie’s denn gern?«
    »Könnten sie menschliche Formen nachbilden?«
    Colin runzelte die Stirn. »Sie meinen Hautoberflächen, Körperformen, Haare usw.?«
    »Ich rede von der exakten Kopie eines menschlichen Wesens.« Ihre Stimme bekam plötzlich einen schneidenden Klang.
    »Nun, ich …« Er kratzte sich am Kopf. »So genau kann ich das nicht sagen. Theoretisch wäre es wohl möglich, ja. Es müsste aber ein genaues Vorbild existieren. Diese Nanobots sind nicht besonders schlau, wissen Sie. Sie können sich nicht selbstständig zu neuen Formen zusammenfügen. Nicht ohne klare Anweisung. Wenn aber eine Schablone vorliegt, eine Art molekularer Scan, könnte es wohl gehen.«
    »Würde ein Mensch einen solchen
Scan
, wie Sie es nennen, überleben?« In Ellas Augen lag Argwohn.
    »Wohl kaum«, sagte Colin. »Er müsste dafür in seine einzelnen Moleküle zerlegt werden. Hören Sie, Dr.Jordan, das alles ist rein akademisch. Genau genommen wissen wir nicht, wozu diese Technologie in der Lage ist. Wenn Sie mir konkret sagen, was Sie beschäftigt, könnte ich Ihnen vielleicht antworten, aber ansonsten führt uns dieses Gespräch zu weit weg vom Thema.«
    »Ich glaube, ich habe genug gehört«, sagte die Geologin. Sie bedachte Konrad Martin an ihrer Seite mit einem merkwürdigen Blick. Colin blickte ratlos von einem zum anderen. Er überlegte fieberhaft, warum sie ihm diese Frage gestellt hatte. Noch ehe er sich

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