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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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nicht genug, war zu allem Überfluss auch noch das Sprengkommando angerückt. Wusste der Himmel, was die sich dabei dachten, aber es schien, als wollten sie das Ding in die Luft jagen. Und das in
seinem
Wald. Scott bebte innerlich vor Zorn. Das Muir Woods National Monument gehörte zu den schützenswertesten und sensibelsten Fleckchen Natur auf dieser Erde. Einer der ältesten Nationalparks der USA . Gegründet 1908 , von Präsident Theodore Roosevelt persönlich. Hier standen die größten und ältesten Bäume der Welt, die Küstensequoias. Ein Paradies für jeden Baumliebhaber. Und ausgerechnet hier, an einem Ort, an dem strengstes Rauchverbot herrschte, wollte man eine Ladung TNT zünden, groß genug, um damit ein Hochhaus in die Luft zu jagen. Scott ging das nicht in den Kopf. Warum nahmen sie das Ding nicht einfach mit, transportierten es irgendwo in die Wüste und zerstörten es da? Mal abgesehen davon, dass man einen solch kulturhistorischen Fund doch nicht einfach sprengte. Warum hier? Warum jetzt? Und was zum Geier hatten diese vielen Fernsehreporter hier zu suchen? Die Belagerungsmaschinerie der Presse lief seit dem Bekanntwerden des Fundes auf Hochtouren. Gerade so, als hätte man sie eingeladen, an diesem Spektakel teilzunehmen. Nun, vielleicht war genau das der Fall. Scott, der sich bisher nur darum zu kümmern hatte, dass nicht allzu viel Schaden in seinem Wald angerichtet wurde, und der langsam einsehen musste, dass er der Aufgabe nicht gewachsen war, ging ungehalten zu einem der Übertragungswagen von CNN hinüber. Ein Haufen Techniker war damit beschäftigt, eine Satellitenschüssel aufzustellen, ein Vorhaben, das durch den unebenen Waldboden erschwert wurde. Lautes Atmen und verhaltene Flüche waren zu hören, als er sich näherte. Etwas abseits, auf einem Klappstuhl sitzend, sah er Sarah Connelly, die Moderatorin, deren Gesicht ihm von zahllosen Fernsehbeiträgen bekannt war. Sie schminkte sich mit einem kleinen Spiegel, wobei das Scotts Meinung nach gar nicht nötig war. Sie sah auch so schon umwerfend aus.
    »Hallo, Fremder«, sagte sie, ohne ihren Blick vom Spiegel abzuwenden. Mit sicherem Strich zog sie den Lippenstift nach. »Sie wirken, als hätten Sie sich verlaufen.«
    »Keineswegs«, antwortete Scott. »Ich fühle mich nur etwas fehl am Platze. Hier macht ja doch jeder, was er will. Entschuldigen Sie, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Scott McGuire, staatliche Forstbehörde.«
    »Der Mann, der dafür sorgt, dass wir unsere Pappbecher wieder mitnehmen.« Der Spott in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Ich fürchte, Sie haben heute die Rolle des Don Quijote.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Der aussichtslose Kampf gegen die Windmühlen. Haben Sie nie Cervantes gelesen?«
    Scott schüttelte den Kopf. Mehr denn je kam er sich völlig überflüssig vor. »Probleme mit der Sendeanlage?« Er versuchte das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    Sarah nickte. »Ist zu schwer für den Waldboden. Sackt ständig weg.« Sie beendete ihr Make-up, prüfte sich noch einmal gewissenhaft im Spiegel und wandte sich dann Scott zu. »Wie sehe ich aus?«
    »Umwerfend«, antwortete Scott, und er meinte es ehrlich.
    »Schön.« Sie klappte den Spiegel zusammen, stand auf und ging an Scott vorbei zum Sendewagen. Beim Vorübergehen drehte sie sich kurz zu ihm um. »Ich hole mir einen Kaffee. Möchten Sie auch einen?«
    »Sehr gern.« Er folgte ihr. »Was halten Sie von dieser Sache hier?«
    »Sie meinen die Kugel?« Sie blickte kurz in Richtung Baustelle. »Schwer zu sagen. Wenn da wirklich etwas dran ist, ist es die größte Sensation, seit Kolumbus die Neue Welt entdeckt hat.« Sie betrat das Fahrzeug und fing an herumzuklappern.
    »Aber das ist doch alles Quatsch«, sagte Scott, der draußen stehen geblieben war. »Dieses ganze Gerede von Erdbeben und so. Zugegeben, es hat in letzter Zeit ein paarmal geruckelt, aber auf die Idee zu kommen, diese Kugel hätte etwas damit zu tun …« Er schüttelte den Kopf.
    Sarah steckte den Kopf zur Tür heraus. »Wie sagte doch schon der gute alte Hamlet? Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als die Philosophie sich träumen lässt. Milch und Zucker?«
    »Hm? Oh ja, beides.«
    »Wissen Sie«, sagte Sarah, als sie mit zwei Tassen duftendem Kaffee den Wagen verließ, »ich habe da seltsame Gerüchte gehört.« Sie gab ihm eine Tasse. »Es gibt gut unterrichtete Quellen, die behaupten, die zunehmende Anzahl aktiver Vulkane und das vermehrte Auftreten von

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