Magma
Erdbeben rund um den Pazifik haben alle mit dieser Sache zu tun. Angeblich hat man schon Dutzende dieser Kugeln gefunden. Alle von derselben Größe, alle aus demselben unzerstörbaren Material. Es heißt, es handele sich um eine Art Weltuntergangsmaschine, erdacht und konstruiert von irgendeiner fremden Rasse, die unseren Planeten übernehmen will.«
Scott rührte in seiner Tasse herum. »Und ihr von den Medien glaubt so einen Schwachsinn? Offen gesagt hätte ich mehr von euch erwartet.« Er nippte an der siedend heißen Flüssigkeit. »Der ist gut.«
»Ich wusste anfangs auch nicht, was ich davon halten soll«, sagte Sarah. »Als ich davon erfuhr, habe ich zuerst gedacht, es sei eine Ente. Aber je länger ich hier bin, umso unheimlicher wird mir. Was, wenn ein Funken Wahrheit darin steckt? Was, wenn die Tage der Menschheit wirklich gezählt sind? Zumindest werde ich meine Karriere als Moderatorin dann mit Traumquoten beenden.« Ein verführerisches Lächeln umspielte ihren Mund. »Abgesehen davon: Wir sind nicht die Einzigen, die daran glauben.« Sie deutete auf die Sprengspezialisten und die Mitglieder der Nationalgarde. »Der Gouverneur scheint die Sache ebenfalls sehr ernst zu nehmen. Warum sonst würde er so einen Aufwand betreiben?«
Scott blickte auf die Halbschale aus Stahlbeton, die über der Kugel errichtet worden war. Sie diente dazu, den Druck der Sprengladungen nach innen zu richten und zu verhindern, dass brennende Brocken umherflogen und einen Waldbrand auslösten. Sollte doch etwas Unerwartetes geschehen, so stand zusätzlich ein Feuerlöschtrupp bereit.
Alles zusammengerechnet waren hier an die hundert Leute seit zwei Tagen rund um die Uhr im Einsatz. Rechnete man noch das Material hinzu, kam da ein ganz schöner Batzen für die Steuerzahler zusammen. Wie Sarah schon sagte: Der Aufwand war enorm. Und das für etwas, was so offensichtlich eine Ente war? Scott geriet ins Grübeln.
In diesem Moment ertönte das durchdringende Heulen einer Sirene. Ein an- und abschwellender Ton, der den Wald bis in die Wurzeln erbeben ließ. Mit einem Mal tauchten überall neue Gesichter auf. Leute, die Scott zuvor noch nicht gesehen hatte. Arbeiter, Techniker, Angestellte, die sich zuvor in Fahrzeugen und Baracken aufgehalten hatten und die nun dem Ereignis beiwohnen wollten. Es war, als hätte jemand einen Ast in einen Ameisenhaufen geworfen.
»Es geht los«, sagte Sarah und drückte Scott ihre Tasse in die Hand.
»It’s showtime.«
Die Techniker von CNN hatten ihr Problem anscheinend in den Griff bekommen, denn sie kamen mit geröteten, aber zufriedenen Gesichtern von der Satellitenanlage zurück. »Es kann losgehen«, sagte einer von ihnen. »Gerade noch rechtzeitig«, sagte ein anderer. Wahrscheinlich der Aufnahmeleiter, seinem grauen Haar und der überlegenen Art nach zu schließen, mit der er sich an die Moderatorin wandte. »Wir machen jetzt zuerst die Aufnahme von der Sprengung. Danach kommst du, Sarah. Stell dich ruhig schon mal auf die Markierung. Jimmy, bring ihr das Mikrofon. Charles, du bleibst bei der Kamera. Ich geh zu Claire in den Ü-Wagen. Darf ich mal?« Er versuchte, sich an Scott vorbeizuzwängen, der immer noch mit vollen Händen in der Tür stand.
»Entschuldigung«, sagte Scott und stellte die Tassen auf eine seitliche Ablage. »Ist sowieso Zeit für mich zu gehen.«
»Bleiben Sie doch«, rief Sarah zu ihm herüber, während sie von einem jungen Burschen ein Mikrofon gereicht bekam. »Sehen Sie uns ein bisschen zu. Es gibt im Moment doch ohnehin nichts für Sie zu tun, und wir könnten uns noch ein wenig unterhalten.« Sie zwinkerte ihm zu.
Scott schlenderte lächelnd zu ihr hinüber. Eine solche Einladung ließ er sich nicht entgehen. Außerdem hatte man von dort, wo sie gerade stand, einen hervorragenden Blick auf die Ausgrabung. Ein Sonnenstrahl brach durch die Baumkronen und berührte genau neben Sarah den Boden. Sie sah einfach überwältigend aus. Die Sirene erklang ein zweites Mal.
»Nach dem dritten Signal wird gesprengt«, sagte die Moderatorin, und zum ersten Mal glaubte Scott so etwas wie Aufregung in ihren Augen zu bemerken. »Drei Kameras sind auf die Ausgrabung gerichtet«, erläuterte sie. »Wir können das Signal hier empfangen und zwischen den Kameras hin- und herschalten. Wenn sie die Halbschale hochziehen und enthüllen, was sich darunter befindet, mache ich hier meine Ansage. Sehr dramatisch, finden Sie nicht? Sie müssten dann allerdings aus dem Bild
Weitere Kostenlose Bücher