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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Dummejungenstreiche entpuppten. Riesige Kreise, die minutiös geplant in Kornfeldern angebracht wurden, nur um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass wir fortwährenden Besuchen von Außerirdischen ausgesetzt waren. Vielleicht hatte die Verschmutzung der Atmosphäre auch ganz triviale Gründe. Vielleicht hatte es eine Katastrophe gegeben, die nun verschleiert werden sollte. Ein mächtiges Wirtschaftsunternehmen hatte Mist gebaut und versuchte nun, die Medien durch gezielte Falschmeldungen und Manipulation auf eine falsche Fährte zu locken. In Zeiten übermächtiger
Global Player
hielt Jan solche Machenschaften für durchaus vorstellbar. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas geschah. Während sie versuchte, sich wieder auf die Zeichnungen zu konzentrieren, fiel ihr Blick auf die Kugel, die, hinter ihrer zentimeterdicken Wand aus Panzerglas und im Licht der Halogenlampen, bläulich vor sich hin schimmerte. Der Gedanke an eine menschliche Ursache des Problems rückte mit einem Mal wieder in weite Ferne. Es war nichts weiter als ein halbherziger Versuch, sich eine Erklärung zurechtzubiegen. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte, aber dieses Ding da in dem Glaszylinder ließ sich nicht wegdiskutieren. Es war da und strahlte in geradezu überirdischem Glanz. Und es war eindeutig nicht menschlichen Ursprungs.
    »Nun, was halten Sie davon?« Colins Stimme holte sie in die Gegenwart zurück.
    »Wovon?« Sie schrak auf. »Ach so, die Gravuren. Tut mir leid, ich war gerade mit meinen Gedanken woanders.«
    »Ich glaube, ich verstehe die Botschaft.« Ella Jordan hatte sich vorgebeugt und fuhr mit dem Finger die Symbole entlang. »Sehen Sie das hier?« Jan konnte eine Reihe von Kugeln erkennen, die starke seismische Wellen von sich gaben. Hier schien der Terraforming-Prozess auf Hochtouren zu laufen. Unvermittelt tauchte eine Figur auf. Sie sah den Erbauern gar nicht ähnlich. Vielmehr glich sie den ursprünglich auf dieser Welt beheimateten Lebewesen. Eine Art Heiligenschein strahlte über seinem Kopf. Das Wesen streckte den Arm aus, erhob seine Hand … und die Wellen verschwanden. Anders konnte man es nicht beschreiben. Sie waren einfach nicht mehr da, so, als habe das Wesen den zerstörerischen Mechanismus ausgeschaltet. Die Kugeln versanken im Erdboden, und das ursprüngliche Leben kehrte wieder zurück. Das war alles. Mehr war auf der Zeichnung nicht zu sehen.
    »Gibt es noch mehr Darstellungen? Das kann doch unmöglich das Ende gewesen sein.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Leider nicht.« Colin verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist die vollständige Information. Den Rest müssen wir uns selbst zusammenreimen. Ein hübsches Rätsel, nicht wahr?«
    »Allerdings«, erwiderte Jan. »Also wenn Sie mich fragen, ich kann damit nur wenig anfangen. Ich finde das ziemlich kryptisch.«
    »Wirklich?« Ella Jordan hob den Kopf. In ihren Augen leuchtete so etwas wie eine leise Hoffnung.
    »Sagen Sie bloß, Sie verstehen diese Botschaft.«
    »Ich glaube schon.« Ein feines Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Geologin aus. »Diese letzte Botschaft besagt, dass man die Kugeln abschalten kann.«
    »Wie bitte? Wie denn?«
    »Mit Vernunft.«
    »Mit
Vernunft?
Ich verstehe nicht …« Jan schüttelte verständnislos den Kopf – und hielt inne.
    Auf einmal dämmerte es ihr. Diese einheimische Lebensform, worin unterschied das Wesen sich von den anderen Bewohnern seines Planeten? Sie ging noch mal zum vorigen Fotoabzug zurück. Die Wesen, die vor der Bedrohung flohen, sahen identisch aus. Bis auf einen Unterschied. »Der Heiligenschein«, flüsterte sie. »Er ist der Einzige, der so etwas trägt.«
    »Ja genau«, sagte Ella. »Wir sollten den Heiligenschein als Symbol interpretieren. Ein Symbol für eine höhere Stufe des Bewusstseins. Alle irdischen Kulturen verwenden solche Symbole, um bestimmte Individuen hervorzuheben.«
    »Aber das ist genau das Problem«, warf Jan ein. »Unsere Vergleichsmöglichkeiten sind auf die Erde beschränkt. Was, wenn dieses Zeichen etwas völlig anderes bedeutet?«
    Die Geologin schüttelte den Kopf. »Diese Botschaft wurde so direkt und unverschlüsselt formuliert, dass sie von jedem intelligenten Lebewesen, egal in welchem Teil des Universums es sich befindet, gelesen werden kann. Die Erbauer wollen uns nicht zum Narren halten. Sie wollen, dass wir ihre Botschaft verstehen und entsprechend handeln. Sollte uns das nicht gelingen, haben wir allerdings ein Problem.« Sie

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