Magma
Und die Öffentlichkeit wird sich für unser Unternehmen interessieren, das verspreche ich Ihnen. Um aber zurück zum Thema zu kommen – Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was Sie von den geologischen Besonderheiten in unserem Fall halten.«
»Von welchen Besonderheiten sprechen Sie denn andauernd?« Martins Gesicht zeugte von mühsam unterdrückter Wut. Seine Finger hatten sich spinnenartig um die Tischplatte gekrallt.
»Ich dachte, das wüssten Sie.
Sie
sind doch schließlich der Fachmann für marine Geologie. Ich spreche natürlich von der konstanten Zeitabfolge der Signale. Die muss Ihnen doch aufgefallen sein.«
Der Professor saß wie versteinert auf seinem Stuhl. Ratlos. Sprachlos.
Als er bemerkte, dass alle ihn anstarrten, kam Leben in den hageren Mann. Unter seiner vernarbten Gesichtshaut begann die Kaumuskulatur zu arbeiten. Mit einem vernichtenden Blick auf Ella erhob er sich langsam und legte seine Serviette neben sich ab. Es sah so aus, als wollte er ihr im nächsten Moment an die Kehle gehen.
Admiral Johnson legte seine Hand auf Martins Arm. »Bitte, Herr Professor, beruhigen Sie sich doch wieder.« Seine Stimme war weich und besänftigend. »Ihre Kollegin wollte Ihnen mit ihrer Frage sicher nicht zu nahe treten. Es ging nur um einen fachlichen Meinungsaustausch. War es nicht so?«
Ella nickte.
»Da sehen Sie es. Also bitte setzen Sie sich doch wieder. Es gibt übrigens gleich noch den Nachtisch, und es wäre eine Sünde, den auszulassen. Ich …«
»Ich verbitte mir jedweden Zweifel an meiner Kompetenz«, zischte der Geologe. »Mich hier vor allen Anwesenden als Dilettanten hinzustellen, muss ich mir wirklich nicht bieten lassen.«
»Ich glaube, es handelt sich nur um ein Missverständnis«, sagte Esteban. »Ich bin sicher, dass es nicht in Mrs.Jordans Absicht lag, Ihnen zu nahe zu treten.«
»Doch das tat es. Fragen Sie sie.« Er fuchtelte mit dem Zeigefinger in Ellas Richtung. »Ich verlange eine Entschuldigung. Auf der Stelle.«
Ella verschränkte nur die Arme vor der Brust und sagte nichts.
»
Guten Abend
«, schnaubte der Professor, dann verließ er den Raum. Das Schlagen der Tür hallte wie ein Pistolenschuss durch den Raum.
Ella presste die Lippen aufeinander. Hätte sie in diesem Moment einen Wunsch frei gehabt, sie wäre am liebsten im Erdboden versunken. Angewidert schob sie das Weinglas von sich. Nie wieder würde sie bei offiziellen Anlässen Alkohol trinken.
Admiral Arthur J. Johnson setzte sich steif aufrecht. Sein Gesicht war ernst.
Doch mit einem Mal fing er an zu lachen. Ein tiefes, kehliges, herzhaftes Lachen. Er konnte gar nicht mehr aufhören. Tränen rannen aus seinen Augenwinkeln. Nach einer Weile mussten auch Ella und Esteban mit einstimmen, so ansteckend war sein Lachen.
Es dauerte eine Weile, bis sie alle wieder sprechen konnten.
»Ich muss gestehen, es ist lange her, dass ich einem solch herrlichen Expertenstreit beigewohnt habe«, sagte er und rieb sich die Augen. »Herrlich. Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, Dr.Jordan, aber die Szene war absolut filmreif. Besonders Ihr Beitrag zum Frauenwahlrecht. Das muss ihn schwer getroffen haben.« Er nahm einen großen Schluck aus seinem Weinglas. »Schweizer«, lachte er, »scheinen wirklich ein besonderer Menschenschlag zu sein. Ich kann es kaum erwarten, meinen Offizieren davon zu erzählen.« Mit leiser werdender Stimme fuhr er fort: »Trotzdem muss ich mich natürlich für das Verhalten meines Gastes entschuldigen. Hätte ich gewusst, dass er so schnell aus der Haut fahren würde, hätte ich noch eingreifen können. Aber so …« Er zuckte die Schultern. »Scheint eine schwierige Persönlichkeit zu sein.«
Ella nickte. »Allerdings. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, warum er mit uns an Bord dieses Schiffes geht. Der Mann ist ein Scharlatan, ein Hochstapler.«
Esteban senkte sein Weinglas. »Ist es nicht etwas zu früh für solche Schlüsse?«
Sie warf ihm einen unsicheren Blick zu. »Haben Sie nicht gehört, was er für einen Unsinn erzählt hat? Sie waren doch dabei.
Hotspot
, dass ich nicht lache. Der kann doch einen Schuh nicht von einem Klavier unterscheiden.«
»Was wissen wir über ihn?«, wandte Johnson sich an Esteban.
»Wir haben detaillierte Unterlagen über ihn erhalten«, entgegnete dieser. »Seine Identität ist wasserdicht, sonst wäre er nicht auf der Liste. Vielleicht hat seine Anwesenheit etwas damit zu tun, dass die
Shinkai
zum Teil in der Schweiz gebaut wurde und beide Länder
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