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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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geologischen Fakultät der Universität Bern.« Ella schüttelte Estebans Hand, während sie ein freundliches Zwinkern in seinen Augen zu bemerken glaubte. Im Vergleich dazu war Martins Blick von stählerner Härte. Kein Lächeln, kein Zwinkern, nicht mal ein Augenaufschlag.
    »Freut mich«, sagte er, doch seine Stimme war kalt und abweisend, genauso wie sein Händedruck. So schnell es ging, ohne dabei unhöflich zu wirken, zog Ella ihre Hand zurück.
    »Sind Sie schon länger hier, Mr.Martin?«, versuchte Ella ein Gespräch in Gang zu bringen. »Wann ist Ihre Maschine eingetroffen?«
    »Vergangene Nacht.«
    Ella massierte ihre Finger, während sie ihn erwartungsvoll anblickte. Sie hegte die Hoffnung, es würde noch etwas kommen, doch Konrad Martins Mitteilungsbedürfnis schien erschöpft zu sein. Das konnte ja heiter werden. »Wie kommt es, dass wir von Ihrem Erscheinen nichts wussten?«, fragte sie. Sie hatte noch nie zu den Menschen gehört, die sich leicht abwimmeln ließen.
    Der Schweizer Geologe betrachtete sie von oben herab und war sichtlich genervt. »Ich wurde sehr kurzfristig eingeladen. Marine-Geologie ist mein Spezialgebiet.«
    »Was Sie nicht sagen.« Ella taxierte ihn misstrauisch. Sein Dialekt erinnerte sie an das Telefongespräch gestern im Park. Konnte zwischen dem Anruf und dem unvermittelten Auftauchen dieses Mannes ein Zusammenhang bestehen? Es erschien ihr ratsam, Augen und Ohren offen zu halten. Da der hagere Geologe sich wieder in seine Austernschale verkroch, richtete Ella das Wort an Esteban. »Hallo, Joaquin«, sagte sie. »Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen. Warum haben Sie mir gestern nicht gesagt, dass Sie ebenfalls hier sein würden? Wir hätten zusammen fliegen können.«
    »Ganz einfach: Ich wusste es nicht.« Sein Lächeln war von entwaffnender Offenheit. »Meine Order kam erst gestern Abend nach zehn. Ich bedauere, dass ich Sie nicht mehr anrufen konnte. Es ging alles so schnell. Ich war nur noch in der Lage, die allernötigsten Vorbereitungen zu treffen.«
    Ella strich sich mit den Fingern über die Lippen. Sollte sie ihm glauben? Ihr Gefühl war geneigt,
ja
zu sagen, doch ihr Verstand riet zur Vorsicht. Mochte der Nachmittag gestern noch so wunderbar gewesen sein, sie konnte es sich nicht leisten, einen Fehler zu begehen. Während sie seinem Blick auswich, schenkte Admiral Johnson jedem von ihnen ein Glas Champagner ein, hob sein Glas und rief in die Runde: »Meine Damen und Herren, ich möchte einen Toast ausbringen.«
    Augenblicklich erstarben die Gespräche. Sämtliche geladenen Offiziere hoben ihre Gläser. Sie taten das mit einer Würde, die ahnen ließ, dass dieses Zeremoniell schon seit den Tagen Admiral Nelsons gepflegt wurde. Der Anblick all dieser Offiziere war so archaisch, dass er seine Wirkung nicht verfehlte. Ella fühlte einen Schauer über ihren Rücken laufen.
    »Auf unsere Gäste. Möge ihre Mission unter einem guten Stern stehen – und mögen sie alle wohlbehalten zurückkehren.
Cheers!«
    Einen Moment später öffnete sich die Flügeltür, die in die Küche führte. Mehrere Rollwagen, beladen mit verlockenden Köstlichkeiten, wurden hereingefahren. Arthur J. Johnson klatschte in die Hände und rief mit befehlsgewohnter Stimme: »Verehrte Anwesende, das Dinner ist eröffnet. Bitte begeben Sie sich zu Ihren Plätzen.« Er wandte sich seinen drei Gästen zu. »Mit Ihrem Einverständnis werden wir uns in einen kleinen Nebenraum zurückziehen. Dort können wir ungestört reden. Wenn Sie möchten, kann ich Sie mit den Spezialitäten dieser Region bekannt machen. Unser Koch ist ein Naturtalent, aber er ist ein Chamorro und kocht ausgesprochen scharf.«
    »Ausgezeichnete Idee«, sagte Esteban lächelnd. Auch Ella nahm das Angebot dankbar an. Sie war mit der hiesigen Küche nicht vertraut. Als der Admiral ihr seinen Arm anbot, hakte sie sich unter und ließ sich von ihm zu ihrem Platz geleiten.
     
    Das Dinner war lang und ausgezeichnet. Ella hatte sich für
Kelaguen
entschieden, ein traditionelles Hühnchen-Gericht, das mit Kokosraspeln, Limonensauce und rotem Pfeffer serviert wurde. Es war höllisch scharf, aber Ella konnte damit umgehen. Was sie allerdings nicht gewohnt war, war der Wein. Ein ausgezeichneter 96 er Chardonnay, der sich wie Traubensaft trank. Ella war bereits zum zweiten Mal am Grund des Glases angelangt, als ihr Blick auf Professor Martin fiel. Der Geologe stocherte lustlos mit seinem Löffel in der Suppenterrine. Er hatte als Einziger keine

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