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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Rhythmus. Keine Melodien. Kraftvoll ja, aber chaotisch, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Absolut.«
    »Na ja«, Madame Kowarski zuckte mit den Schultern, »noch so ein Erbstück meines Vaters, von dem ich mich nicht trennen mag. Aber was rede ich?«, sie berührte Ella am Arm, »kommen Sie, setzen wir uns.«
    Konrad Martin hatte bereits den ersten Keks im Mund, als sie bei ihm eintrafen. Ohne sich um die beiden Frauen zu scheren, griff er noch einmal herzhaft zu. Madame Kowarski verscheuchte die Katze und bot Ella einen Platz an. Dann begann sie damit, Kaffee einzuschenken. »Bitte bedienen Sie sich«, sagte sie und wies auf die Zuckerdose und das Milchkännchen.
    »Jetzt wollen Sie sicher den Grund erfahren, warum ich Sie eingeladen habe, nicht wahr?«, sie lächelte geheimnisvoll. »Um es mal einfach auszudrücken: Ich benötige Ihre Hilfe.«
    Ella unterdrückte einen Hustenanfall. Als sie wieder zu Atem gekommen war, sagte sie: »Verzeihen Sie meine heftige Reaktion. Ich hatte nur gerade ein Déjà-vu-Erlebnis.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Nun, die ganze Misere begann damit, dass zwei Herren vom Office of Naval Research in die Universität spazierten und mich um genau dasselbe baten. Um meine Mithilfe.«
    »An einem geheimen Projekt. Ja, das ist mir bekannt. Ein Projekt, das leider in einem Desaster geendet hat.«
    Ella blickte erstaunt auf. Andererseits – was hatte sie erwartet? Helène war von Konrad Martin sicher in allen Details über die missglückte Tauchfahrt unterrichtet worden. Aber da sie ja um ihre Sicht der Dinge gebeten worden war, fuhr sie fort. »Ich hatte damals kein gutes Gefühl bei der Sache. Und das habe ich heute auch nicht. Die Lehre, die ich gezogen habe, lautet, mehr auf meinen Bauch zu hören. Tut mir leid.«
    »Ich verstehe Sie nur allzu gut«, entgegnete Madame Kowarski. »Ich würde genauso denken, stünde ich jetzt an Ihrer Stelle. Sie haben mein tiefes Mitgefühl. Tatsache ist aber, dass das Unternehmen von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Eine Entwicklung, an der ich mich mitschuldig fühle.«
    Ella hatte zwar vorgehabt, sich nicht auf eine Diskussion einzulassen, doch dieses Schuldeingeständnis machte sie neugierig. »Sie?«
    »Leider.« Die kleine Frau beugte sich vor und stellte die Tasse ab. »Die Japaner waren schlecht vorbereitet. Sie waren nicht auf das eingestellt, was sie dort unten finden würden. Genauso wenig wie das ONR . Doch an dem Anschlag tragen beide keine Schuld. Den habe ganz allein ich zu verantworten.«
    Ella hob den Kopf. Sie konnte kaum glauben, was sie da eben gehört hatte. »Sie wissen von dem Anschlag?« Entrüstet wanderte ihr Blick zu Martin. Zum wiederholten Male stellte sie sich die Frage, was dieser Mann wirklich wusste. »Die Information, die ich der Kommission bei der Anhörung geliefert habe, wurde als
top secret
eingestuft. Wie sind Sie darangekommen? Hat
er
etwas damit zu tun?« Sie deutete auf Professor Martin.
    »Nein. Wir erfuhren von dem Attentat erst, als es bereits zu spät war. Tatsache ist allerdings, dass der Anschlag von jemandem verübt wurde, der mir sehr nahe stand. Ich übernehme für sein Verhalten die volle Verantwortung.«
    »Aber das ist ungeheuerlich«, sagte Ella. »Drei Menschen sind dort unten gestorben. Einer trug lebensgefährliche Verletzungen davon und wird den Rest seines Lebens ein Krüppel bleiben. Und Sie … Sie sitzen hier und teilen mir seelenruhig mit, dass es Ihre Schuld ist. Wie soll ich jetzt darauf reagieren?«
    Auf Madame Kowarskis Gesicht zeichnete sich ein trauriges Lächeln ab. »Es steht Ihnen frei, mich dafür vor Gericht zu zerren. Sie können die Sache auch in den Medien breittreten. Ich habe für jedwede Reaktion vollstes Verständnis. Nur um eines bitte ich: Dass Sie sich erst meine Version der Geschichte anhören und sich danach entscheiden.«
    Ella ließ sich auf das weiche Polster zurücksinken und griff nach der Tasse. Das Aroma des frischgemahlenen Kaffees beruhigte sie etwas. »Also gut«, sagte sie. »Ich werde Ihnen zuhören. Aber ich verspreche Ihnen, sollten Sie mich nicht überzeugen, werde ich Konsequenzen aus der Affäre ziehen. Ich habe bereits zu viel verloren, als dass ich nicht zu allem bereit wäre.«
    Madame Kowarski nickte. »Einverstanden. Wie Sie vielleicht bereits erfahren haben, leite ich eine Einrichtung, die mein Vater vor annährend fünfzig Jahren gründete. Die
Kowarski- Labors
sind ein Teilbereich des Conseil Européen pour la Recherche

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