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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Brennkammer befördert, in der die Probe auf siebenhunderfünfzig Grad Celsius erhitzt wurde. Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen zersetzen sich bei diesen Temperaturen in Ameisensäure und Benzol, die sich mit chemischen Methoden nachweisen lassen.
    Nach nur fünf Minuten stand das Ergebnis fest. Wieder kein Leben. Die Atacama-Wüste gab sich weiterhin verschlossen. Mit einem Aufjaulen der Motoren setzte der Rover sich in Bewegung. Das optische Sichtgerät auf der Spitze führte einen Schwenk aus und entdeckte einen steilen Hügel, nur etwa fünfzig Meter entfernt. Die Analysekammer entleerend, entschied der Zentralprozessor nach mehreren Rechenvorgängen, das Fahrzeug in diese Richtung zu steuern. In seinen Datenbanken fanden sich Hinweise, dass sich am Fuße solcher Erhebungen häufig Wasserlinsen befanden. Wasser bedeutete Leben, das war einer der Grundbausteine, auf denen seine Programmierung beruhte: Finde Wasser, dann findest du auch Leben.
    Zoe
hatte inzwischen den Hügel umrundet und näherte sich ihm von Süden her. Er steuerte auf eine Zone zu, die noch im Schatten lag. Die Chancen, auf einen winzigen Rest Feuchtigkeit zu stoßen, waren hier am größten. Holpernd und größere Brocken umrundend, gelangte
Zoe
an den Fuß der Erhebung. Hier war es noch kühl. Obwohl Sand und Steine sich bereits in der Glut der Sonne aufzuheizen begannen, war die Luft über der Atacama-Wüste relativ kühl. Hier, in der Schattenzone betrug die Temperatur nicht mehr als vier Grad Celsius. Der Roboter schaltete sein Fluoreszenzsystem ein und bestrahlte den Boden. Immer noch kein Erfolg, die Oberfläche war genauso tot wie der Mond. Er senkte die kleine Schaufel ab und grub eine Furche in den Boden. Nachdem der Staub sich verzogen hatte, beleuchtete
Zoe
den Untergrund erneut. Seine empfindlichen Sensoren registrierten eine Veränderung. An drei Stellen war ein Leuchten zu erkennen:
Chlorophyll!
    Der Rover aktivierte sein internes Versuchslabor und sendete zwei Signale. Eines via Satellit nach Pittsburgh und das andere an das Außenteam. Dann machte er sich daran, die Proben genauer zu untersuchen.
    In diesem Augenblick wurde der Boden von einem schweren Schlag erschüttert. Der Vibrationsalarm des Roboters setzte große Teile der Messinstrumente offline. Die gesamten chemischen und biologischen Module wurden für den Fall eines Kurzschlusses von der Hauptversorgung gekappt. Das Fahrzeug fiel in eine Art Schlummermodus, aus dem es erst in fünf Minuten wieder erwachen würde. Leider betraf die Abschaltung auch die visuellen Systeme. Hätte
Zoe
erkannt, dass sich vom oberen Teil des Hügels ein tonnenschwerer Gesteinsbrocken gelöst hatte, der langsam, aber sicher auf das zerbrechliche Fahrzeug herunterrutschte, wäre ein Ausweichmanöver vielleicht noch möglich gewesen. Aber darauf war der Roboter nicht programmiert. Wie ein junger Hase im Angesicht eines nahenden Fuchses kauerte er im Schatten des Hügels und wartete darauf, dass die Gefahr vorüberziehen möge. Was sie nicht tat.
    Es gab ein entsetzliches Knirschen, dann brach die Funkverbindung ab.

26
    W ie eine lang gestreckte Messerklinge lag der Lago Maggiore eingebettet zwischen den gezackten Gipfeln der Schweizer Alpen. Die Hänge waren von grünen Almen bedeckt, die auf halber Höhe von schneebedeckten Hängen abgelöst wurden. Flecken blauen Himmels schimmerten durch die Wolkendecke, während einzelne Sonnenstrahlen die Bergflanken mit Lichtpunkten akzentuierten. Nahm man noch die kleinen malerischen Bauerngehöfte mit Fachwerk und Butzenscheiben hinzu, so war es kein Wunder, dass Ella sich an einen Heidi-Film erinnert fühlte. Es war ein Bild, wie sie es nur von Kitschpostkarten her kannte, das seine Wirkung aber nicht verfehlte. Sie kurbelte die Scheibe herunter und ließ ihre Haare im Fahrtwind flattern. Irgendwo hatte sie mal gelesen, dass alle Einwohner der Schweiz sich im Falle einer nuklearen Bedrohung in Höhlen in Sicherheit bringen konnten. In ihrem Kopf war dabei ein Bild entstanden, das die Berge wie löchrigen Käse aussehen ließ, durchzogen von Höhlen und Stollen. Doch es war nichts zu erkennen, keine Höhlen, keine Stollen, keine Bunker. Sie überlegte, ob sie den Professor mal darauf ansprechen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Sie hatte keine Lust, mit ihm zu reden. Abgesehen davon, dass er noch nie besonders gesprächig gewesen war, steuerte er ihren Volvo mit einer Emotionslosigkeit, die ihr auf die Nerven ging. Weder fluchte er,

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