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Magna Mater - Roman

Magna Mater - Roman

Titel: Magna Mater - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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zusammenarbeitete, waren zwei kurzsichtige Matronen, die beide mehr Bauch vor sich herschoben als ich. Anfang des achten Monats spürte ich die Bewegungen des Kindes so heftig, dass ich mich aus Angst vor einer Frühgeburt krankmeldete. Ich brauchte mich gar nicht sehr zu verstellen, denn mein Gesundheitszustand wurde immer erbärmlicher.
    Jetzt kam mir zugute, dass es uns Ordensfrauen nicht gestattet ist, Besuch in unseren Häusern zu empfangen. Der Vernunft sei Dank gab es auch keine Novizin, die mit mir das Haus teilte. Ich war allein und begann, mich auf die Geburt vorzubereiten. Obwohl ich mich in einem Zustand dauernder Übelkeit befand, war ich glücklich wie nie zuvor. Vor lauter Erwartung vergaß ich alle Angst vor der Geburt, von der ich keine rechte Vorstellung hatte. Die Geburt des Kalbes auf der Krankeninsel Karakara, die ich aus der Nähe miterlebt hatte, war sehr rasch und schmerzlos vor sich gegangen.
    Warum sollte das bei uns Menschen anders sein?
    Vor Sonnenaufgang setzten die ersten Wehen ein. Als sie in immer kürzeren Abständen folgten, legte ich mich so nieder, dass ich mit Hilfe eines Spiegels in der Lage sein würde, die Geburt zu verfolgen. Ich war ohne Angst und erfüllt von freudiger Erwartung.
    Was nun folgte, war so ungeheuerlich, dass es sich nur schwer in Worte ausdrücken lässt. Der Schmerz sprang mich an wie ein wütendes Tier, verkrallte sich in mir, zerfleischte meine Eingeweide. Ich schrie mir die Kehle wund und war fest davon überzeugt, sterben zu müssen.
    Schweißgebadet sah ich, wie sich der Kopf meines Kindes hervorzwängte. Er war ungewöhnlich groß. Nach und nach drängte sich im Rhythmus der Wehen das Neugeborene immer mehr aus mir heraus, blutig und schleimig. Ich durchtrennte mit eigenen Händen die Nabelschnur und hielt einen kleinen Knaben in meinen Armen. Ich weinte und lachte vor Glück. Dann fiel ich in einen totenähnlichen Schlaf, aus dem ich erst gegen Mittag wieder erwachte. Der Kleine lag auf mir und schaute mich an. Ich legte ihn an meine Brust. Es erschien mir so natürlich, dass ich die Welt um mich herum vergaß und ihn auf meinen Armen wiegte, bis er einschlief.
    Ich hatte ein Kind.
    Ich war der einzige lebende Mensch, der ein Kind geboren hatte. Man würde es töten, denn dieses Geschöpf war eine Schandgeburt, die es nicht geben durfte. Ein von einer Frau geborenes Kind würde alle Ordnungen über den Haufen werfen. Man würde nicht zögern, es zu eliminieren, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
    Der Kleine lag wach in seinem Körbchen und schaute mit seinen großen, glänzenden Augen zu mir empor, leuchtend blau wie blühender Jakaranda.
    Ich gab ihm den Namen Jakaranda.
    Er brauchte meine Hilfe, und zwar sofort. Das allgemeine Gebären hatte bereits begonnen. Wenn es mir nicht gelang, Jakaranda unter die Neugeborenen zu schmuggeln, war er verloren.
    Mit dem Mut einer Häsin, die nicht zögert, ihr Junges vor den Krallen der Falken zu schützen, stach ich bei stockdunkler Nacht in See. Mein Kind steckte, umhüllt von warmen Decken, in der Basttasche, die wir Frauen vom Orden auf unseren Reisen tragen. Als ich kurz vor Sonnenaufgang Urutawa erreichte, regnete es. Kein Mensch war zu sehen. Selbst der kleine Hund, der mich sonst immer am Landungssteg in Empfang nahm, hatte es vorgezogen, den verregneten Morgen im Trockenen zu verschlafen.
    Man hatte mir in dem Langhaus der Laboratorien einen kleinen Raum zur Verfügung gestellt, in dem ich ungestört an meinem Bericht arbeiten konnte, wann immer ich auf Urutawa weilte. Dorthin brachte ich Jakaranda. Ich legte ihn mir an die Brust. Wie gierig er seinen Hunger stillte. Mir war bewusst, dass es das letzte Mal sein würde. Die Tränen liefen mir über die Wangen. Jakaranda blickte mich mit großen Kinderaugen an, als ahnte er den Abschied.
    Ich weiß nicht, wie lange ich ihn in meinen Armen hielt. Wir waren aus der Zeit gefallen. Erst als im Haus eine Tür zugeschlagen wurde, fand ich in die Wirklichkeit zurück: Ich war nicht hier, um den Verlust meines Kindes zu beweinen, sondern um ihm das Leben zu gewinnen. Ich musste das Unmögliche wagen.
    Und es gelang mir! Ich begreife es bis heute nicht. Es gelang mir. Der Mut der Verzweiflung verlieh mir ungeahnte Kräfte. Ich erinnere mich nur mit Schaudern daran, wie ich während der Mittagspause ein Neugeborenes, das tags zuvor das Licht der Welt erblickt hatte, aus dem Korb hob, um Platz für mein eigenes Kind zu schaffen. In der Basttasche, in der ich

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