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Magna Mater - Roman

Magna Mater - Roman

Titel: Magna Mater - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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öffnete der Mann die Augen. Er tat einen Seufzer. Dann sank ihm das Kinn auf die Brust.
    Starb er bereits?
    Da streifte ich meine Kleider ab, schlüpfte zu dem Sterbenden unter die Felldecke, umschlang ihn mit beiden Armen, presste meinen Bauch an seinen Rücken, berührte ihn mit den Lippen. Seine Haut schmeckte nach Salz. Der Geruch des Meeres vermischte sich mit dem Geruch unserer Leiber. Ich spürte, wie die Wärme meines Körpers den seinen belebte. Es war ein beglückendes Gefühl. Ich wagte nicht, mich zu rühren. Da war nur mein Herzschlag und der nackte Rücken des Mannes. Nach einer Weile begannen meine Finger ihn zu erkunden, glitten über behaarte Haut, stießen gegen sein schwellendes Glied. Ich weiß nicht, wie lange ich ihn in meinen Armen hielt, aber am Ende hatte ich das Gefühl, dass er mich mehr wärmte als ich ihn.
    Als ich erwachte, hielt ich ihn noch immer umschlungen, so als wollte ich ihn festhalten. Die Sonne schien durch das Fenster. Ich fror. Sein Rücken an meiner Wange war warm. Tiefe Atemzüge hoben und senkten ihn. Der Mann hatte sich ganz offensichtlich erholt. Was würde geschehen, wenn er in meinen Armen erwachte? Der Gedanke daran erschreckte mich so sehr, dass ich aus dem Bett sprang und mich im Nebenzimmer ankleidete.
    Der Tag ging zu Ende. Der Mann war noch immer nicht aus seiner Ohnmacht erwacht. Seine Lungen schienen entzündet zu sein. Das Atmen fiel ihm schwer. Auch ich fühlte mich krank. Mein Hals schmerzte. Schüttelfrost quälte mich. Jetzt machte sich meine Unterkühlung vom Vortag bemerkbar. Hatte mich der Mann angesteckt? Der fror nicht mehr, sondern glühte vor Fieber.
    Ich flößte ihm Tee ein, verschüttete jedoch die Hälfte. Dabei sprach er. Nur ein Wort. Es klang wie »Mond«. Er wiederholte es mehrmals, versank danach aber wieder in tiefen Schlaf.
    Es schien ihm besser zu gehen, dafür stieg mein Fieber von Stunde zu Stunde, vermengte Traum und Wirklichkeit, sodass ich rückblickend nicht mehr zwischen Hirngespinst und tatsächlichem Hergang zu unterscheiden vermochte. Wirre Bilder. Sinnliche Empfindungen. Wahnsinn, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Er liegt neben mir, streichelt mein Haar, bedeckt meinen Körper mit Küssen. Wir umschlingen uns, durchdringen einander zu wilden ekstatischen Knoten. Atemlos vor Begehren.
    Als der Knoten sich auflöst, bin ich schweißgebadet, ob vom Fieber oder vom Traum, ich weiß es nicht. Wo endet der Wahn? Wo beginnt die Wirklichkeit? Ich taste nach ihm. Er ist fort. Ich liege in meinem Bett, allein und nackt. Ich kleide mich an, suche ihn im Haus und im Garten, vergeblich. Er ist verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Da ist nichts, das er zurückgelassen hat, nicht einmal ein Haar auf den Kissen.
    Vielleicht hat es ihn nie gegeben. Vielleicht habe ich das alles nur geträumt. Fieberfantastereien? Ich suchte nach ihm bis zum Einbruch der Nacht. Er muss fortgegangen sein, als ich krank daniederlag, doch wie und wohin und warum?
    Ich habe mir das alles nur eingebildet.
    Aber am Landungssteg fehlte ein Ruderboot.

16. KAPITEL
    D as ganze Jahr über lassen sich die Eichhörnchen nicht blicken, aber wenn die Nüsse reif sind, springen sie plötzlich wie herbeigezaubert im Geäst der Nussbäume umher, scheu und doch neugierig, flink und unerhört eifrig, selbst noch in der Reglosigkeit. Mitten im Klettern und Springen erstarren sie plötzlich ohne ersichtlichen Grund, verharren eine Weile unbeweglich und schießen dann mit ihren langen wippenden Schwänzen wie im Flug davon.
    Ich hatte an jenem Abend diesen drolligen Akrobaten zugeschaut, bis eine Wolkenwand im Westen die untergehende Sonne verdeckte und die Nacht überraschend schnell hereinbrach. Regentropfen fielen. Ich beeilte mich, ein Dach über den Kopf zu bekommen.
    Auf der dunklen Terrasse stolperte ich über einen umgestürzten Schemel und fiel so ungeschickt, dass ich von Glück sagen konnte, mir nichts gebrochen zu haben. Es blieb bei aufgeschrammten Knien und Blutergüssen. Aber während die Schwellungen im Laufe der nächsten Tage zurückgingen, schienen sie am Bauch noch zuzunehmen. Da mir nichts wehtat, sagte ich mir: Mädchen, du isst zu viel. Wenn du nicht aufpasst, wirst du noch so dick wie die alte Mater Metula.
    Gegen Ende des Monats verfügte ich nicht nur über einen beachtlichen Leibesumfang, auch meine Brüste schwollen an und wölbten sich immer deutlicher hervor. Ich weiß nicht, wann mir der Gedanke zum ersten Mal in den Sinn kam, aber danach ließ

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