Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
in die Hände.
Es fiel ihm schwer zu begreifen, was er gerade gehört und gesehen hatte.
Joanna, seine süße, liebevolle Joanna war eine Prostituierte, die Tom dafür bezahlt hatte, ihn zu verführen.
Er dachte daran, wie verletzlich und unschuldig sie ihm erschienen war, wie vertrauensvoll und zärtlich sie ihn immer angesehen hatte, wie anschmiegsam und hingebungsvoll sie gewesen war, und konnte es kaum fassen.
Doch es war so, es war die traurige Realität. Er hatte alles aufs Spiel gesetzt, um mit dieser Frau zusammen zu sein, die in Wirklichkeit nicht den Hauch eines Gefühls für ihn gehabt hatte. Mit einem gequälten Aufstöhnen wurde ihm klar, dass er sich ausgerechnet ihretwegen strafbar gemacht hatte. Er hatte seinen guten Ruf für sie riskiert, er war sogar kurz davor gewesen, Magnolia Haven aufzugeben und mit ihr wegzugehen. Und wofür das alles? Für ein paar glückliche Stunden, die sich jetzt im Nachhinein als eine bezahlte Dienstleistung entpuppten.
Während er sich verfluchte, dass er sich überhaupt mit ihr eingelassen hatte, öffnete sich die Tür, und als er aufsah, stand Tom vor ihm.
»Was willst du noch?«, fragte Jake resigniert. »Reicht es dir nicht, dass du mich am Boden liegen siehst? Willst du weiter auf mir herumtrampeln und dich an meinem Elend ergötzen?«
»Du weißt, was ich will«, lächelte Tom süßlich. »Gib mir Magnolia Haven und alles ist in Ordnung.«
»Und wenn ich es nicht tue?«
»Dir ist doch klar, was in dem Fall geschehen wird, und glaub mir, es ist keine leere Drohung.«
»Dir muss das Wasser ja bis zum Hals stehen, wenn du sogar zu solchen Mitteln greifst«, sagte Jake angewidert. »Ich hätte nie gedacht, dass mein eigener Bruder zu so etwas fähig wäre.«
»Tut mir leid, aber du hast mich dazu gezwungen, du wolltest mir ja kein Geld mehr geben. Ich habe also kaum eine andere Wahl«, erklärte Tom seelenruhig.
Jake starrte ihn einen Moment an, dann nickte er. »Also gut, du sollst deinen Willen bekommen«, gab er nach. »Ich bin froh, wenn ich deinen Anblick nicht länger ertragen muss.«
Er griff nach einem Blatt Papier und einem Stift und fing an zu schreiben.
»Ich werde dir alle Vollmachten für Magnolia Haven und die Firma erteilen, du kannst dann damit tun und lassen, was du willst – zumindest bis Vater wieder gesund ist.«
»Es sieht wohl nicht danach aus, als würde das jemals passieren«, lächelte Tom zufrieden, und fügte milde hinzu: »Glaub mir Jake, in deiner Situation ist es das Beste, was du tun kannst. Und um dir zu zeigen, dass ich kein Unmensch bin, werde ich dir ein großzügiges Startkapital geben. Damit kannst du irgendwo ganz in Ruhe neu anfangen, wo niemand dich kennt, und niemand weiß, dass du dich an einem halben Kind vergriffen hast.«
Ruckartig hob Jake den Kopf und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Danke, aber ich verzichte, du denkst doch nicht, dass ich von dir auch nur einen einzigen Cent annehmen würde. Zum Glück habe ich noch ein bisschen privates Vermögen und bin auf deine Gnade nicht angewiesen.«
Achselzuckend schaute Tom ihn an. »Wie du willst.«
Mit angewidertem Gesicht schrieb Jake die Vollmachten zu Ende, setzte anschließend seine Unterschrift darunter und schob sie Tom über den Tisch.
»Danke Bruder, es war doch gar nicht so schwer, oder?«, lächelte Tom vergnügt.
Er nahm die Papiere und wollte gehen, da hielt Jake ihn zurück.
»Eine Frage noch – was wird mit Joanna geschehen?«
»Na was schon? Ich werde mich noch ein bisschen mit ihr vergnügen, bevor ich sie in ihr Bordell zurückschicke.«
Jake zuckte zusammen. »Darf ich erfahren, von welcher Art Vergnügen du sprichst?«, fragte er scharf.
»Meine Art«, grinste Tom. »Eigentlich geht dich das ja nichts an, aber wenn du es wirklich wissen willst: Frag dich mal, woher sie die blauen Flecke hatte, die sie sich angeblich bei dem Sturz vom Pferd zugezogen hat.«
Sprachlos starrte Jake ihn an, während sich in seinem Inneren alles vor Abscheu zusammenkrampfte.
»Jetzt schau nicht so schockiert«, Tom schüttelte vorwurfsvoll den Kopf, »Meine Güte, sie ist eine Nutte, sie hat nichts anderes verdient. Und wegen deines Sprösslings brauchst du dir keine Gedanken machen, ich werde schon aufpassen, dass ihm nichts passiert. Sie wird ihn in aller Ruhe in ihrer Absteige großziehen können.«
Jake sprang auf. »Auf keinen Fall, du wirst sie nicht mehr anrühren, hast du mich verstanden?«
»Nun«, sagte Tom gedehnt, »von mir aus
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