Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
Minuten über holperige Feldwege und schließlich standen sie vor einem abgelegenen, verwitterten Holzhaus.
»Wir sind da«, erklärte er knapp und stieg aus.
Müde krabbelte Joanna aus dem Jeep und schaute ihn fragend an. »Wir sind
wo
?«
Er deutete auf das heruntergekommene Gebäude. »In unserem neuen Zuhause.«
Als Joanna hinter Jake das Haus betrat und sich darin umschaute, hielt sie unwillkürlich die Luft an. Hatte das Gebäude von außen schon einen verwahrlosten Eindruck gemacht, so sah es innen auch nicht viel angenehmer aus. Die Holzdielen waren morsch, ebenso wie die Wände. In dem gedämpften Licht, welches durch die verschmutzten Fensterscheiben in den Wohnraum fiel, erkannte Joanna eine Art Einbauküche, deren Schränke in keinem besseren Zustand waren. Ein verschrammter Kühlschrank stand in einer Ecke, der Gasherd war schmutzverkrustet, das Spülbecken war rostig, als sie probeweise den Hahn aufdrehte, kam eine trübe Brühe heraus.
Sie verzog das Gesicht, öffnete eine Tür und besah sich den angrenzenden Raum, offenbar das Schlafzimmer. Ein altes, metallenes Bettgestell mit einer halb verrotteten Matratze stand an einer Wand, eine wurmstichige Kommode an der anderen. In einer Ecke, die zur Hälfte durch einen verschlissenen Vorhang abgetrennt war, befand sich ein hölzerner Badezuber.
»Das WC ist draußen«, hörte sie Jake aus dem Wohnraum sagen.
In der Annahme, er würde sich einen dummen Scherz mit ihr erlauben, drehte sie sich um und ging zu ihm.
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«, fragte sie zaghaft. »Du wirst doch nicht wirklich hier wohnen wollen?«
Er hob eine Augenbraue und schaute sie kalt an. »Denkst du, ich wäre in der Verfassung, Witze zu machen?«
»Jake …«
»Hör zu«, unterbrach er sie, »und hör mir
gut
zu. Dass ich hier gelandet bin, habe ich dir und meinem geldgierigen Bruder zu verdanken. Mein ganzes Vermögen, das ich hatte, steckt in Magnolia Haven und der Firma. Der Rest hat gerade ausgereicht, um diese Bruchbude hier zu kaufen und ein paar Hektar Land. Es ist noch ein wenig übrig, um mich über Wasser zu halten, bis ich die erste Baumwolle ernten kann, die ich anpflanzen werde. Es wird sicher nicht einfach werden, doch ich werde es schaffen, mir etwas Neues aufzubauen. Was dich anbelangt, so wirst du hierbleiben, bis das Kind auf der Welt ist und feststeht, ob es von mir ist. Danach kannst du deiner Wege gehen, zu meinem Bruder oder zurück in dein Bordell, oder sonst wohin, das ist dann deine Sache. Sollte es allerdings mein Kind sein, werde ich es bei mir behalten, nur damit du Bescheid weißt.«
»Aber … Tom hat gesagt, er würde dir ein angemessenes Startkapital geben«, sagte sie unglücklich.
Er warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Denkst du wirklich, ich würde von ihm auch nur einen Cent nehmen?«
»Es hätte dir vielleicht etwas anderes ermöglicht, als das hier.«
»Ich bin damit zufrieden, und nach allem, was geschehen ist, solltest du das ebenfalls sein. Bis zur Geburt des Kindes werde ich für dich sorgen. Du wirst alles haben, was du brauchst, auch wenn es natürlich nicht ganz dem entspricht, was du dir erhofft hast«, gab er schroff zurück. »Mehr hast du von mir nicht zu erwarten.«
Nachdem Joanna und Jake die erste Nacht angezogen auf einer Wolldecke verbracht hatten, die Jake provisorisch über die modrige Matratze gelegt hatte, machte er sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Lubbock, um diverse Dinge zu besorgen.
»Mach mir eine Liste, was du für die Küche brauchst«, forderte er sie in dem abweisenden Ton auf, den sie nun schon zur Genüge kannte. »Ich fahre nach Lubbock und kaufe alles ein, du kannst dich hier in der Zwischenzeit nützlich machen und ein wenig sauber machen.«
Er gab ihr ein Blatt Papier und einen Stift, sie setzte sich auf die Stufen der Veranda und schrieb alles Mögliche auf, angefangen von Reinigungsmitteln über Geschirr und Töpfen bis hin zu Lebensmitteln.
Kurz darauf war er unterwegs, und sie schaute der Staubwolke seines Wagens nach, bis sie sich in der Ferne verlor. Mit müden Schritten ging sie ins Haus, inspizierte die Küchenschränke. Sie fand einen verbeulten Kochtopf, und unter der Spüle stand etwas, das wie Scheuerpulver aussah. Sie füllte Wasser hinein, stellte ihn anschließend auf den Gasherd, den sie zu ihrer Überraschung tatsächlich mit ein paar Streichhölzern, die herumlagen, in Gang brachte.
In der Zwischenzeit nahm sie ein T-Shirt aus ihrem Koffer, riss es
Weitere Kostenlose Bücher