Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
– aber das kostet dich was.«
»Wie viel?«, fragte Jake zähneknirschend.
»Wie viel hast du auf deinem Privatkonto?«
»Etwa 125.000 Dollar.«
Tom überlegte kurz. »Gut, gib mir 100.000 und sie gehört dir.«
Wütend riss Jake die Schublade des Schreibtischs auf und nahm sein Scheckheft heraus. Mit heftigen Bewegungen stellte er einen Scheck über 100.000 Dollar aus und warf ihn Tom vor die Füße.
»Hier du Bastard, und jetzt geh mir aus den Augen, ich kann dich nicht mehr sehen.«
»Oh, ich glaube, du verwechselt da etwas – du bist derjenige, der geht, schon vergessen?«, erwiderte Tom herablassend. »Und nimm deine kleine Schlampe mit, am besten heute noch, bevor ich es mir anders überlege.«
»Keine Angst«, sagte Jake kalt, »In zwei Stunden werden wir verschwunden sein.«
»Gut.« Tom ging zur Tür und drehte sich dort noch einmal um, warf seinem Bruder einen mitleidigen Blick zu. »Dass du nach allem was passiert ist, bereit bist, 100.000 Dollar für dieses Flittchen zu bezahlen, kann ich nicht verstehen. Sieht so aus, als hätte sie ihren Job sehr gründlich gemacht.«
Joanna wusste nicht mehr, wie lange sie in ihrem Zimmer gesessen und wie gelähmt darauf gewartet hatte, wie es nun weitergehen würde. Sie hatte keine Angst davor, was mit ihr passieren würde, ihr war gleichgültig, ob Tom sie wegen der Sache im Schuppen anzeigen, sie verprügeln oder gar umbringen würde. Es gab nur einen Gedanken in ihrem Kopf: Sie hatte Jake endgültig verloren.
Seine Worte, der Ausdruck in seinem Gesicht, seine Reaktion, als Tom ihm gesagt hatte, dass er sie aus einem Bordell geholt hatte, hatten Bände gesprochen.
Wenn er vorher vielleicht noch bereit gewesen war, ihr zu glauben, spätestens in diesem Moment war es vorbei gewesen.
Heiße Tränen liefen über ihre Wangen, als sie begriff, wie verletzt er sein musste, wie schmutzig und verraten er sich jetzt vermutlich vorkam.
Selbst wenn sie je eine Gelegenheit haben würde, ihm alles zu erklären, er würde ihr nie mehr vertrauen. Es gab keine Chance für sie, das jemals wieder in Ordnung zu bringen.
Weinend rollte sie sich auf ihrem Bett zusammen und legte die Hände auf ihren Bauch. Sie schwor sich, wenigstens alles dafür zu tun, dass es seinem Kind gut gehen und an nichts fehlen würde. Sie würde nichts unversucht lassen, hier mit heiler Haut wegzukommen und Jakes Kind zu beschützen, wenn sie ihn schon nicht hatte schützen können.
Plötzlich öffnete sich die Tür, und als sie sich umdrehte, sah sie zu ihrem Erstaunen Jake dort stehen.
»Jake …«, flüsterte sie überrascht.
Mit finsterer Miene zog er ihren Koffer vom Schrank. »Pack deine Sachen«, befahl er barsch.
Sofort verlosch der hoffnungsvolle Funke in ihrem Inneren.
»Was …?«
Ohne sich weiter um sie zu kümmern, riss er erst den Kleiderschrank, dann die Schubladen der Kommode auf, öffnete den Koffer und warf ihre Kleidung und die wenigen, übrigen Dinge hinein.
Anschließend zog er sie vom Bett, griff nach ihrem Gepäck und zerrte sie hinter sich her aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
Sie wagte es nicht, etwas zu sagen, folgte ihm durch die Halle und zur Tür hinaus, ließ sich widerspruchslos auf den Beifahrersitz seines Jeeps schieben.
Mit unbewegtem Gesicht warf Jake ihren Koffer auf den Rücksitz, setzte sich ans Steuer und startete den Motor. Einen Moment befürchtete sie, er würde wieder so rasen wie auf dem Rückweg vom Ball, und krallte angespannt ihre Finger in den Sitz. Aber er fuhr in einem normalen Tempo, und es dauerte nicht lange, bis sie Magnolia Haven hinter sich gelassen hatten.
Zuerst dachte sie, er würde sie nach Memphis bringen, um sie dort in den nächsten Zug nach New Orleans setzen. Zu ihrer Verwunderung bog er jedoch in Memphis in die Auffahrt zur Interstate 40 in Richtung Arkansas ein.
Nach einer Weile hielt sie die Ungewissheit nicht mehr aus.
»Jake, was hast du vor?«, fragte sie leise. »Wohin fährst du?«
»Nach Texas«, war seine knappe Antwort.
»Texas?«, wiederholte sie ungläubig. »Was willst du denn in Texas?«
Er schwieg einen Moment, dann sagte er gedehnt: »Nun, ich werde dort das tun, was mein Bruder von mir verlangt hat – ein neues Leben anfangen.«
Sie schluckte. »Aber … ich … was ist mit mir?«
»Du wirst bei mir bleiben«, erklärte er schroff, »zumindest so lange, bis ich weiß, ob das Kind von mir ist.«
Die Fahrt nach Texas verlief schweigend. Jake starrte mit konzentriertem Gesicht auf die
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