Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
Straße, und Joanna wagte es nicht, ihm noch weitere Fragen zu stellen oder irgendetwas zu sagen. Obwohl sie zu verwirrt war, um wirklich zu begreifen, weshalb er sich nach allem, was geschehen war, noch mit ihr abgab, war sie zumindest froh, dass er sie nicht bei Tom zurückgelassen hatte. Was auch immer Jake vorhaben mochte, es war alles besser, als seinem Bruder ausgeliefert zu sein oder wieder im »Red Lantern« zu landen.
Nachdem Tom jetzt offenbar bekommen hatte, was er wollte, würde sie von ihm wohl nichts mehr zu befürchten haben, er hätte nichts davon, seine Drohungen wahr zu machen. Also beschloss sie, sich mit den Dingen, so wie sie kommen mochten, abzufinden, und hoffte insgeheim, dass sie vielleicht doch noch eine Chance haben würde, Jake alles zu erklären.
In Little Rock legte Jake eine kurze Pause ein. Sie ging zur Toilette, wusch sich das Gesicht ab, und als sie zum Auto zurückkehrte, drückte er ihr einen Becher Tee in die Hand.
»Kaffee ist nicht gut für das Kind«, sagte er kühl, als sie ihm einen überraschten Blick zuwarf, und setzte sich dann wieder hinters Steuer.
Nach insgesamt sieben Stunden Fahrt erreichten sie Fort Worth in Texas. Er kurvte eine Weile herum, bis er eine Pension entdeckte, deren Aushängeschild »Zimmer frei« versprach.
Nachdem er den Wagen abgestellt hatte, gingen sie hinein, und als eine ältere Dame sie freundlich begrüßt hatte, erklärte er: »Ich hätte gerne ein Doppelzimmer für meine Schwester und mich.«
Während Joanna entgeistert nach Luft schnappte, schien die Besitzerin der Pension sich gar nichts zu denken. Es dauerte nicht lange, bis sie in einem kleinen, gemütlichen Raum mit einem angrenzenden Bad standen.
»Nur damit wir uns richtig verstehen«, sagte er kalt, als er den Blick bemerkte, mit welchem sie das Bett betrachtete, »es wird nichts mehr zwischen uns passieren, das dürfte wohl klar sein. Ich habe bloß kein Geld, um zwei Zimmer zu mieten, das ist alles.«
Sie nickte wortlos und er wandte sich zur Tür.
»Wir werden vielleicht ein paar Tage hierbleiben, also pack unsere Sachen aus«, befahl er. »Ich bin nochmal weg.«
»Wohin willst du?«
»Das geht dich nichts an«, war seine barsche Antwort, dann fiel die Tür hinter ihm zu.
Unglücklich ließ sie sich aufs Bett sinken, rollte sich unter der Decke zusammen, und fragte sich, wie lange sie dieses abweisende und kalte Verhalten ertragen würde.
8
Als Jake ein paar Stunden später zurückkam, lag Joanna im Bett und döste vor sich hin. Sie hörte, wie Jake sich auszog, spürte, wie er die Decke hochhob und sich neben sie legte. Einen Moment hielt sie die Luft an und wünschte sich, er würde ein Stück zu ihr rutschen und sie in den Arm nehmen.
Doch nichts dergleichen geschah, er drehte sich mit dem Rücken zu ihr und blieb dann reglos liegen.
»Natürlich«, dachte sie niedergeschlagen, »er hat es ja gesagt, und ich kann es ihm nicht verdenken. Nach allem, was ich getan habe, würde ich an seiner Stelle auch nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.«
Trotzdem schmerzte es sie, ihn so dicht neben sich zu haben, und ihn nicht berühren zu dürfen, und es dauerte lange, bis sie einschlafen konnte.
Am anderen Morgen war er bereits aufgestanden und angezogen, als sie aufwachte.
»Geh duschen und zieh dich an«, wies er sie an.
Nachdem sie fertig war, gingen sie nach unten und nahmen in einem kleinen Raum schweigend ihr Frühstück zu sich. Anschließend brachte er sie wieder ins Zimmer und verschwand mit einem knappen »Bis später.«
Es wurde Abend, bis er zurückkam. Er stellte ihr wortlos einen Pizzakarton hin, vertiefte sich in eine Tageszeitung, bis sie aufgegessen hatte. Danach zog er sich aus und legte sich ins Bett, und wie in der Nacht zuvor schliefen sie mit gebührendem Abstand zueinander ein.
So ging es drei Tage lang, bis er am Morgen des vierten Tages nach dem Frühstück befahl: »Pack alles ein, wir fahren.«
Sie fragte nicht mehr, was er vorhatte, nahm es kommentarlos hin und tat, was er von ihr verlangte.
Wenig später saßen sie in seinem Jeep und waren in Richtung Westen unterwegs. Nach etwa fünf Stunden erreichten sie Lubbock. In der Innenstadt parkte Jake den Wagen vor einem Bürogebäude.
»Warte hier, ich bin gleich zurück.«
Etwa eine halbe Stunde darauf erschien er wieder, sie verließen Lubbock und fuhren über staubige Landstraßen, bis sie in einem kleinen Ort namens Plains eintrafen. Von dort aus ging die Fahrt noch einmal zwanzig
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