Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
allmählich Gestalt an. Wie versprochen besorgte Jake nach und nach noch ein paar Möbel, sodass sich die kärgliche Behausung immer mehr in ein halbwegs gemütliches Zuhause verwandelte. Da sie hier draußen keinen Handyempfang hatten, hatte er auch dafür gesorgt, dass ein Telefon angeschlossen wurde, damit sie nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten waren. Während Jake tagsüber auf seinen Baumwollfeldern arbeitete, kümmerte Joanna sich um das Haus. Sie putzte, wusch die Wäsche, kochte und pflegte den kleinen Gemüsegarten, den sie angelegt hatte. Jake hatte einen Mann namens Taylor Goldwynn angeheuert, der ihm auf den Feldern zur Hand ging, denn die Landfläche, die er gekauft hatte, war zu groß, um sie alleine zu bewältigen. Taylor war in Jakes Alter, ein kräftiger, dunkelblonder und freundlicher Mann, und es dauerte nicht lange, bis die beiden sich angefreundet hatten.
»Ihr müsst uns unbedingt einmal besuchen kommen«, erklärte er eines Mittags, als Joanna ihnen wie gewohnt das Essen brachte. »Ich habe meiner Frau schon so viel von euch erzählt, und sie freut sich darauf, euch kennenzulernen.«
Jake wollte erst ablehnen, doch nach einem kurzen Blick auf Taylors erwartungsvolles Gesicht nickte er. »Ja, gerne.«
So waren sie zwei Tage später bei den Goldwynns zum Abendessen eingeladen, und Joanna verstand sich auf Anhieb mit Carol Goldwynn. Sie war nur wenig älter als Joanna, und machte einen netten Eindruck. Es war nicht zu übersehen, dass sie ein Kind erwartete, und als Joanna, deren Bauch immer noch flach war, ihr gestand, dass sie ebenfalls schwanger war, lachte sie fröhlich.
»Na wenn das mal kein Zeichen ist«, schmunzelte sie. »Wann ist es denn bei dir so weit?«
»Ungefähr in sechs Monaten, ich habe also noch ein bisschen Zeit.«
»Bei mir sind es knapp fünf. Wenn du Lust hast, können wir zusammen zum Geburtsvorbereitungskurs gehen, was hältst du davon? Taylor und ich sind schon angemeldet, ich kann ja mal fragen, ob noch Plätze frei sind«, bot Carol an.
Joanna warf Jake einen unsicheren Blick zu, und als dieser verhalten nickte, stimmte sie zu: »Ja, gerne.«
»Gut«, freute Carol sich, »dann lernst du wenigstens auch ein paar Leute hier aus der Umgebung kennen.«
»Apropos kennen lernen – warum kommt ihr nicht am Samstagabend mal in den Saloon?«, schlug Taylor jetzt vor. »Da ist immer was los. Fast ganz Plains ist dort, es gibt Musik und Tanz, und es ist wirklich sehr nett.«
»Ja«, nickte Carol eifrig. »Es wäre schön, wenn ihr euch da blicken lassen würdet. Wir würden wir euch gerne mit ein paar von unseren Freunden bekannt machen, sie sind alle schon ziemlich neugierig auf euch.«
»Diesen Samstag nicht, vielleicht ein anderes Mal«, lehnte Jake ab. »Ich habe im Moment noch so viel Arbeit, da bin ich froh, wenn ich abends die Beine hochlegen kann.«
Das war das Stichwort, die Männer begannen, sich über Baumwolle zu unterhalten, und mit verdrehten Augen machte Carol eine Kopfbewegung in Richtung Küche.
»Komm, wir verziehen uns«, forderte sie Joanna auf, »es gibt interessantere Dinge.«
Joanna half ihr, den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu spülen, danach führte Carol sie in den Raum, der das Kinderzimmer werden sollte. Alles war bereits fertig eingerichtet und liebevoll dekoriert, und Joanna lächelte sehnsüchtig.
»Das Zimmer ist wunderschön«, sagte sie leise. »Ich wünschte, ich hätte auch so eins. Aber wir haben nicht genug Platz, es wird wohl auf ein Bettchen im Schlafzimmer hinauslaufen.«
»Warum baut ihr nicht an?«, fragte Carol. »Mein Bruder Steve würde euch bestimmt helfen, er ist ein geschickter Handwerker.«
»Wir haben nur wenig Geld«, gab Joanna verlegen zu.
»Ach«, Carol winkte ab, »Steve wird garantiert nicht viel verlangen. Wenn ich mit ihm spreche, macht er euch sicher einen Freundschaftspreis.«
Joanna zögerte. »Das muss ich erst mit Jake besprechen.«
»Mach das, und sag mir Bescheid. Und falls ihr euch dafür entscheidet, könnte ich dir ja beim Einrichten helfen.«
»Ich würde so gerne einige Sachen selbst nähen, wenn ich wüsste, wo ich eine günstige, gebrauchte Nähmaschine herbekommen könnte.«
»Oh, das ist kein Problem«, sagte Carol eifrig, »ich habe auf dem Dachboden noch die alte Maschine von meiner Mutter, die kannst du mitnehmen, wenn du möchtest.«
»Das wäre super – was soll sie denn kosten?«
Carol winkte ab. »Lass nur, ich benutze sie sowieso nicht, ich habe zwei linke
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