Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
Geld fehlte, um das Haus zu schmücken oder sich Geschenke zu machen, waren sie auch beide nicht in der Stimmung, um Weihnachten zu feiern.
Am Dienstagabend fuhren Jake und Joanna wie verabredet nach Plains. Jake setzte sie bei Carol ab und ging anschließend mit Taylor in den Saloon. Die zwei Frauen verbrachten ein paar gemütliche Stunden zusammen, plauderten und Joanna maß die Wohnzimmerfenster aus und machte Carol einige Vorschläge für die Gardinen.
»Das wird bestimmt schön werden, du bist wirklich sehr geschickt. Wenn ich allein an das Hemd denke, das du für Jake genäht hast – du solltest etwas aus diesem Talent machen«, lobte Carol sie.
»Ach was«, wehrte Joanna ab, »ich habe früher nur ab und zu zugesehen, wenn …«
Sie stockte und biss sich auf die Lippe. Beinahe wäre sie damit herausgeplatzt, dass die Frauen im »Red Lantern« sich ihre Sachen häufig selbst geschneidert hatten, und sie oft zugeschaut und dabei einiges gelernt hatte. Aber das konnte sie Carol natürlich nicht auf die Nase binden. Bestimmt würde sie nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen, wenn sie auch nur ahnte, woher Joanna tatsächlich kam.
Carol tat so, als habe sie Joannas abruptes Innehalten nicht bemerkt.
»Nein, ganz ehrlich, du solltest dir überlegen, ob du nicht vielleicht ein paar Näharbeiten für die Frauen hier im Ort erledigen willst. Der nächste Schneider ist in Lubbock und ich könnte mir vorstellen, dass viele froh wären, wenn sie nicht immer so weit fahren müssten.«
»Ach nein, dafür bin ich nun wirklich nicht gut genug«, erklärte Joanna kopfschüttelnd.
Sie wechselten das Thema, unterhielten sich über andere Dinge, und als die Männer gegen Mitternacht aus dem Saloon zurückkehrten, hatten sie gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war.
»Kommt gut nach Hause«, verabschiedete Carol sich von Joanna, »und denk dran, nächste Woche beginnt der Geburtsvorbereitungskurs.«
»Ja sicher, ich werde es bestimmt nicht vergessen«, nickte sie.
Als sie zur Ranch zurückfuhren, hatte Joanna den Eindruck, dass Jake den Abend im Saloon genossen hatte. Er wirkte nicht ganz so unnahbar wie sonst, und so nahm sie ihren Mut zusammen und fragte: »Jake, würdest du mich nächsten Mittwoch begleiten?«
»Wohin?«
»Zur Geburtsvorbereitung. Taylor geht mit Carol hin, und ich dachte …«
»Das werden wir sehen, wenn es so weit ist«, wich er einer direkten Antwort aus.
Schweigend fuhren sie weiter, und plötzlich wollte er wissen: »Hast du Angst?«
»Ja«, gab sie ehrlich zu, »große Angst.«
Sie hörte, wie er tief Luft holte. »Gut«, sagte er dann, »ich werde dich begleiten. Es ist auch mein Kind, und ich werde dich nicht alleine lassen. Zusammen kriegen wir das hin, wie beim Tanzen – Schritt für Schritt.«
Eine warme Woge des Glücks strömte durch sie hindurch und spontan legte sie ihm die Hand auf den Arm.
»Jake …«
Sofort zuckte er zurück. »Ich tue das nicht für dich, sondern für das Kind«, erklärte er schroff, »
Du
hast von mir nichts mehr zu erwarten, das habe ich dir bereits gesagt.«
In den nächsten Tagen saß Joanna in jeder freien Minute an der Nähmaschine. Carol hatte ihr einige Stoffe mitgegeben, und so nähte sie Vorhänge und Kissen für das Kinderzimmer, und anschließend allerlei Dinge für den Rest des Hauses. Danach begann sie, aus den Resten eine Patchworkdecke für das Bett im Schlafzimmer anzufertigen. Der nächste Winter würde vielleicht kühler werden, sodass sie eine zusätzliche Decke bestimmt irgendwann gebrauchen könnten.
Bang fragte sie sich, ob sie dann überhaupt noch hier sein würde, doch rasch schob sie diesen Gedanken wieder beiseite. Es waren noch ein paar Monate bis zur Entbindung, und sie hoffte insgeheim, dass Jake seine Meinung ändern würde, wenn das Kind erst einmal da war.
Silvester ging genauso ereignislos herum wie Weihnachten, und am Mittwochabend danach fuhren sie nach Lubbock zur Geburtsvorbereitung.
Als sie den Gemeindesaal betraten, waren Taylor und Carol auch bereits da, und Joanna war froh darüber. Sie hatte keine Ahnung, was sie erwartete und fühlte sich ein wenig unbehaglich.
Nachdem Patricia Burke, die ältere Frau, die den Kurs leitete, sich kurz vorgestellt und eine Menge theoretischer Dinge über den Ablauf der Geburt erzählt hatte, ging es an die praktischen Übungen. Dazu wurden Matten auf dem Boden ausgebreitet, die Frauen mussten sich hinlegen, die Männer dahinter setzen.
»Versuchen Sie, eine
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