Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
ich nicht für dich getan.«
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ das Haus.
Verletzt schaute Joanna ihm hinterher, wischte sich rasch die aufsteigenden Tränen aus den Augen, und wandte sich dann zu Steve um, krampfhaft um ein Lächeln bemüht.
»Möchtest du noch einen Kaffee?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich mache das hier fertig, und danach ist erstmal Feierabend. Wenn ihr die Tapeten ausgesucht habt, kannst du mich ja anrufen.«
»Okay.«
Nach einem kurzen Zögern fragte Steve: »Du und dein Bruder – ihr versteht euch wohl nicht so gut, oder?«
»Doch«, betonte sie hastig, »er ist nur manchmal sehr gestresst von der vielen Arbeit.«
»Naja, ich dachte nur, weil er immer so abweisend zu dir ist«, murmelte Steve. »Aber das ist eure Sache und geht mich nichts an.«
»Er macht sich Sorgen um mich wegen des Babys«, erklärte Joanna. »Ich glaube, er fühlt sich einfach verantwortlich für mich und das Kind – so sind große Brüder nun mal.«
»Oh ja, wem sagst du das«, seufzte Steve und grinste. »Ich habe zwar nur eine jüngere Schwester, die meint allerdings auch ständig, sie müsse auf mich aufpassen.«
»Dabei macht Carol doch einen ganz lockeren Eindruck«, schmunzelte Joanna.
»Du kennst sie nicht richtig, wenn sie von ihrem Mutterkomplex gepackt wird, habe ich nichts zu lachen. Dauernd hält sie mir Vorträge, dass ich mir endlich eine Freundin suchen soll, dass meine Wohnung nicht aufgeräumt ist, dass ich mich zu viel herumtreibe … bla, bla.«
Sie lachten, und Steve fügte hinzu: »Apropos Herumtreiben – hast du nicht Lust, am Samstagabend in den Saloon zu kommen? Ich würde dich auf ein Bier … äh, nein, auf einen Saft einladen.«
»Nein«, lehnte Joanna sofort ab, »das würde Jake nicht recht sein.«
»Er könnte ruhig mitkommen.«
»Ich glaube nicht, dass er Lust dazu hat, er ist abends meistens sehr müde.«
»Schade«, Steve verzog bedauernd das Gesicht, »naja, dann vielleicht ein anderes Mal.«
»Ja, sicher.«
Wenig später war er gegangen, und Joanna bereitete das Mittagessen zu. Sie war gerade fertig, als Jake erschien und sie setzten sich an den kleinen Tisch.
»Hast du in den nächsten Tagen Zeit, mit mir Tapete fürs Kinderzimmer auszusuchen?«, fragte sie nach einer Weile zaghaft.
»Warum fährst du nicht mit Steve, ich bin mir sicher, dass er dir gerne helfen würde«, gab er zynisch zurück. Joanna biss sich auf die Lippe und schwieg, und er fügte kalt hinzu: »Von mir aus kannst du anbändeln, mit wem du willst, das ist ja schließlich dein Beruf. Aber in Zukunft möchte ich dich bitten, das nicht in meinem Haus zu tun.«
Sofern es überhaupt möglich war, wurde Jakes Benehmen seit dem Zwischenfall mit Steve noch kühler. Umso erstaunter war Joanna, als er sie zwei Tage später aufforderte, mit ihm nach Lubbock zu fahren.
»Einkaufen«, erklärte er, als sie ihn fragend anschaute.
Achselzuckend folgte sie ihm zum Auto und kurz darauf standen sie in einem Möbelgeschäft. Zielstrebig steuerte Jake auf die Abteilung für Kinderzimmereinrichtungen zu und machte dann eine ausholende Handbewegung.
»Such dir aus, was dir gefällt.«
»Jake, das ist viel zu teuer hier«, gab sie zu bedenken. »Wir können doch auch ein paar gebrauchte Sachen besorgen.«
Wie immer war sein Ton schroff, als er ihr antwortete. »Zerbrich dir nicht meinen Kopf, sag, was du benötigst und ich kaufe es.«
Sie zuckte zusammen, lief dann niedergeschlagen durch die Gänge und sah sich um.
»Was hältst du davon?«, fragte sie zaghaft, als ihr Blick auf eine weißlackierte Holzwiege mit Schnitzereien fiel.
»Wenn sie dir gefällt«, war seine gleichgültige Antwort, doch Joanna bemerkte, wie seine Augen kurz aufleuchteten.
Sie sagte nichts, nickte nur und ging weiter. »Wir brauchen noch eine Wickelkommode – was hältst du von dieser dort drüben? Sie passt zur Wiege.«
»In Ordnung, was noch?«
»Das reicht für den Anfang, mehr benötigen wir erstmal nicht.«
Wenig später hatten sie alles ausgesucht, bezahlt und im Jeep verstaut. Danach fuhr Jake zu einem Baumarkt, und sie sahen sich Tapeten an.
»Wie wäre es mit dieser hier?« Joanna hielt ihm ein Tapetenmuster hin.
»Rosa? Und was ist, wenn es ein Junge wird?«
Prüfend schaute sie ihn an. »Wünschst du dir denn einen Sohn?«, fragte sie liebevoll.
Für einen Moment wurde sein Blick weich, dann wandte er sich um. »Du nimmst besser etwas Neutrales.«
Mit einem leisen Seufzen
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