Magnolia Haven 02 - Mittagsglut
täuschen konnte. In einem zumindest war sie sich sicher: Es war offensichtlich das erste Mal, dass er eine Prostituierte in Anspruch nahm, seine Nervosität und sein Unbehagen waren ihm deutlich anzumerken.
Sie lächelte. »Wenn es dir recht ist, regeln wir zunächst das Finanzielle.«
»Natürlich. Wie viel bekommen Sie?«
»Das kommt darauf an, was du möchtest. Hast du besondere Vorlieben?«
»Was? Ich … nein«, wehrte er hastig ab, »ich möchte mit Ihnen reden.«
Überrascht schaute Elisabeth ihn an. »Reden?«
»Mrs. Shepherd, mein Name ist Jake Prescott, ich weiß nicht, ob Ihnen das etwas sagt«, begann er, und als er bemerkte, dass sie leichenblass wurde, war ihm klar, dass sie wusste, wer er war.
»Joanna geht es gut«, fügte er sofort beruhigend hinzu, »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
»Wo … wo ist sie?«, fragte Elisabeth verstört.
»In Texas«, erklärte er. »Ich dachte, es wäre keine gute Idee, sie mit hierher zu nehmen. Außerdem wäre die lange Fahrt in ihrem Zustand zu anstrengend für sie gewesen.«
»Zustand?«, wiederholte sie tonlos, »Sie ist schwanger?«
Ihm wurde klar, dass sie offenbar keine Ahnung davon hatte und er es besser nicht erwähnt hätte, doch nun war es zu spät.
»Ja.«
»Sind Sie der Vater?«
Er nickte. »Ja.« Dann hob er beschwichtigend die Hände. »Hören Sie, ich weiß, was Sie jetzt vermutlich von mir denken, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich Ihrer Tochter nichts angetan habe. Ich liebe sie, und ich werde alles tun, um sie glücklich zu machen.«
Elisabeth brauchte einen Moment, um die unerwartete Eröffnung zu verdauen. »Warum sind Sie hier?«, fragte sie schließlich. »Hat Joanna Sie geschickt?«
»Nein, sie weiß nicht, dass ich hier bin.«
Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. »Was wollen Sie? Geht es um Ihren Bruder?«
Jake zuckte zusammen. Offenbar wusste Joannas Mutter Bescheid über das, was sich hinter seinem Rücken abgespielt hatte. Ob sie es ihm allerdings erzählen würde, war eine andere Frage. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie ihm misstraute, und unter den gegebenen Umständen konnte er ihr das nicht verübeln. Immerhin hatte er ihre Tochter geschwängert, das war nicht gerade ein Pluspunkt für ihn.
»Hören Sie«, sagte er jetzt eindringlich. »Mir ist klar, dass Sie auf mich wahrscheinlich nicht gut zu sprechen sind, und ich kann das verstehen. Aber ich möchte mich mit Ihnen unterhalten, ich muss wissen, was vorgefallen ist. Joanna leidet sehr unter den Geschehnissen, und ich kann ihr nur helfen, wenn ich über alles Bescheid weiß – auch über Joannas Vergangenheit hier in diesem … in dieser Einrichtung.«
»Joanna hat hier keine Vergangenheit, sie ist lediglich hier aufgewachsen«, platzte Elisabeth abwehrend heraus. »Wenn Sie meine Tochter wirklich lieben, sollten Sie doch wohl wissen, dass sie keine Prostituierte ist.«
Elisabeths Worte bestätigten, was er die ganze Zeit sehnlichst gehofft hatte, und ihm fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Im Stillen tat er Abbitte bei Joanna, er hätte nie an ihr zweifeln dürfen.
»Es tut mir leid«, murmelte er verlegen, »ich weiß, ich bin ein ziemlicher Idiot.«
Obwohl Elisabeth keineswegs begeistert von Joannas Affäre mit diesem um Jahre älteren Mann war, musste sie sich doch eingestehen, dass er sehr sympathisch war.
»Schon gut«, lächelte sie, »ich glaube, die Situation ist für Sie auch nicht ganz einfach.«
Er nickte. »Allerdings. – Besteht eine Möglichkeit, dass wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten können, vielleicht in einer angenehmeren Atmosphäre? Ich komme mir ein wenig deplatziert vor, und ehrlich gesagt, finde ich den Gedanken, mich mit der Mutter meiner … meiner zukünftigen Frau in solch einer Umgebung zu befinden, reichlich unangenehm.«
Elisabeth überlegte einen Moment. »Ich könnte für morgen Vormittag einen Arztbesuch arrangieren«, schlug sie dann vor. »So hätte ich ein bis zwei Stunden Zeit.«
»Gut«, nickte Jake erleichtert, »ich wohne ein paar Straßen von hier entfernt im Greenway Inn und werde dort im Restaurant auf Sie warten.«
Er wollte zu Tür gehen, da hielt sie ihn zurück.
»Es ist mir sehr unangenehm«, murmelte sie verlegen, »aber … ich muss etwas Geld abliefern, sonst bekomme ich Ärger.«
»Oh. Ja, natürlich.« Peinlich berührt nahm Jake seine Brieftasche zur Hand. »Wie viel brauchen Sie?«
»Fünfzig Dollar reichen, es hat ja nicht allzu lange gedauert.«
Ohne sie
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