Magnolia Haven 03 - Abendrot
möchte, dass du zurückkommst, Jake«, erklärte Samuel eindringlich. »Magnolia Haven ist in ernsten Schwierigkeiten, Tom hat es ziemlich heruntergewirtschaftet, und ich brauche deine Hilfe.« Jake schwieg, und er fuhr fort: »Es ist dein Zuhause, es wird eines Tages dir gehören und du solltest dort sein bei deiner Familie, und nicht alleine in dieser ärmlichen Hütte hier.«
»Ich bin nicht alleine«, murmelte Jake. »Ich habe einen Sohn.«
Samuel tat überrascht. »Einen Sohn?«, wiederholte er staunend. »Das nenne ich doch mal eine gute Nachricht. Wo ist er?«
Mit einer Kopfbewegung, die seinem Vater bedeutete, ihm zu folgen, ging Jake ins Kinderzimmer und zeigte auf die Wiege. »Das ist Benjamin.«
Leise trat Samuel heran und betrachtete gerührt das kleine Wesen, welches unter einer bunten Decke lag und selig schlummerte. Liebevoll strich er ihm über den Kopf und schaute Jake an.
»Umso mehr ein Grund für dich, nach Hause zu kommen, Jake«, betonte er. »Dein Sohn wird dort alles haben, was er braucht. Du willst ihm doch sicher mehr bieten als das hier.«
Schweigend drehte Jake sich um und ging zurück ins Wohnzimmer, lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen eine Kommode.
»Er bekommt hier alles, was nötig ist, es fehlt ihm an nichts.«
»Das mag im Augenblick noch so sein, aber was ist, wenn er älter wird? Willst du ihm seine Zukunft verbauen?« Samuel machte eine kleine Pause und fügte hinzu: »Sei nicht töricht Jake. Du weißt so gut wie ich, dass der Baumwollmarkt stark umkämpft ist. Vielleicht hast du im Moment dein Auskommen, doch mehr als das hier wirst du nicht erreichen, egal wie hart du arbeitest. Warum willst du deine Energie für etwas verschwenden, was aussichtslos ist, wenn du auf Magnolia Haven alles hast? Ich weiß nicht, was zwischen Tom und dir vorgefallen ist, aber er ist weg, es steht deiner Heimkehr also nichts im Wege. Deine Frau ist natürlich ebenfalls willkommen – wo ist sie eigentlich? Ich würde sie gerne kennenlernen.«
Jake zuckte zusammen. »Es gibt keine Frau«, erwiderte er abweisend.
Aufmerksam betrachtete Samuel das Gesicht seines Sohnes. Der Schmerz war ihm deutlich anzusehen, offenbar hatte Jake dieses Mädchen wirklich geliebt. Erneut bedauerte er, dass er dazu gezwungen gewesen war, diese Beziehung zu beenden, aber es war das Beste so.
»Ein Grund mehr, nach Magnolia Haven zu kommen«, sagte er leise. »Dein Sohn braucht eine Familie und ich würde mich freuen, wenn ich mich um meinen Enkel kümmern kann.« Er ging zur Tür. »Ich will dich nicht drängen Junge. Denk noch einmal in Ruhe darüber nach, und wenn du dich dafür entscheidest, bist du jederzeit willkommen.«
Jake schaute ihn abwesend an. »In Ordnung Vater«, nickte er kaum merklich, »ich werde es mir überlegen.«
Joanna arbeitete wie eine Besessene. Zusätzlich zu ihrem Job in der Bar hatte sie wieder angefangen zu nähen. Sie hatte sich eine alte, gebrauchte Nähmaschine gekauft, und zunächst nur ein paar Sachen für sich angefertigt. Die Kolleginnen in der Bar und viele von Brians Bekannten waren davon so begeistert gewesen, dass sie schnell auch für sie Kleidungsstücke anfertigen musste. Inzwischen hatten sich ihre Nähkünste herumgesprochen, und sie bekam jede Menge Aufträge.
In ihrem Zimmer sah es mittlerweile beinahe aus wie in einem richtigen Atelier, und Brian zog sie oft damit auf.
»Du wirst irgendwann eine zweite Coco Chanel werden, wenn du so weitermachst«, frotzelte er häufig, und so kam es, dass er und seine Freunde sie schließlich nur noch Coco riefen.
Joanna nahm es gelassen hin, sie kniete sich in ihre Arbeit, um sich zu betäuben und nicht ständig an Jake und Benjamin denken zu müssen.
Zusätzlich zur Ablenkung hatte die Näherei den angenehmen Nebeneffekt, dass sie ein bisschen Geld beiseitelegen konnte. Als sie genug angespart hatte, kaufte sie sich ein kleines, gebrauchtes Auto.
»Ich glaube, die Karre wird nur vom Rost zusammengehalten«, neckte Brian sie, als sie ihn das erste Mal voller Stolz durch die Stadt kutschierte.
»Egal«, erwiderte sie fröhlich, »alt, aber bezahlt.«
Die Beziehung zu Brian war inzwischen sehr innig geworden, und Joanna spürte, dass er mehr für sie empfand als nur Freundschaft. Zu ihrem neunzehnten Geburtstag hatte er ihr ein Handy geschenkt, da sie ihr anderes in Texas zurückgelassen hatte. »Damit ich dich erreichen kann, wenn ich Sehnsucht nach dir habe«, hatte er bedeutungsvoll gesagt, und ihr
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