Magnolia Haven 03 - Abendrot
wäre es gut, wenn … wenn Jake heiraten würde.«
Überrascht hob Samuel die Augenbrauen. »Heiraten«, wiederholte er gedehnt.
»Ja, ich denke, das wäre die beste Lösung. Wenn er heiratet und erklärt, dass seine Frau die Mutter von Benjamin ist, würde das sämtlichen Spekulationen die Grundlage entziehen.«
»Soso«, ein kleines Lächeln spielte um Samuels Mundwinkel, »und ich nehme an, du hast dir auch schon Gedanken darüber gemacht,
wen
er heiraten könnte, oder? Immerhin dürfte es nicht so leicht sein, eine Frau zu finden, die damit einverstanden wäre, sich als Benjamins Mutter auszugeben.«
Verlegen wich Olivia dem durchdringenden Blick ihres Schwiegervaters aus.
»Naja, also ehrlich gesagt – ich wäre dazu bereit«, erklärte sie mit rotem Kopf und fügte hastig hinzu: »Ich mag Jake, und es wäre wirklich das Beste für ihn und Benjamin, ich würde mich gut um die beiden kümmern.«
»Und jetzt erwartest du von mir, dass ich Jake diesen Vorschlag unterbreite?«
Sie nickte. »Ja. Es würde wohl ein bisschen seltsam aussehen, wenn ich ihm einen Antrag mache.«
Samuel stand auf, lief ein paar Mal nachdenklich auf und ab, blieb stehen und schaute aus dem Fenster in den Garten, wo Jake auf einer Decke auf der Wiese saß und mit Benjamin spielte.
»Gut«, sagte er nach einer Weile, »ich werde mit ihm sprechen.«
Noch am gleichen Abend bat Samuel Jake zu einem Gespräch ins Arbeitszimmer.
»Setz dich Junge, wir müssen uns unterhalten.«
Jake nahm auf der Couch Platz und schaute seinen Vater aufmerksam an. Aus seinem Tonfall hatte er bereits entnehmen können, dass es sich nicht unbedingt um etwas Angenehmes handeln würde, und er war gespannt, worum es ging.
»Du weißt, dass ich mich normalerweise nicht in dein Privatleben einmische«, kam Samuel ohne Umschweife zum Thema. »Dennoch muss ich es in diesem Fall tun. Du hast mir nie von Benjamins Mutter erzählt, aber anscheinend gibt es andere Leute, die da besser informiert sind als ich.«
Sofort verschloss sich Jakes Miene. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, knurrte er abweisend.
»Nun, dann muss ich wohl etwas deutlicher werden. Es wird hinter unserem Rücken geredet, und zwar nichts Gutes. Man munkelt, Benjamins Mutter wäre noch minderjährig gewesen, als du sie … als du mit ihr zusammen warst.«
»Es ist mir egal, was die Leute sagen«, betonte Jake schroff.
»Mir aber nicht«, gab sein Vater scharf zurück. »Unsere Familie genießt einen tadellosen Ruf, und ich wünsche, dass das so bleibt. Gerade in unserer jetzigen finanziellen Situation können wir es uns nicht leisten, dass man dich solcher Dinge bezichtigt. Niemand würde mehr Geschäfte mit uns machen wollen, und das wäre fatal. Außerdem möchte ich gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn solche Vorwürfe laut erhoben werden.«
»Und was schlägst du vor?«
»Du musst heiraten.«
»Heiraten?« Jake lachte spöttisch auf. »Auf gar keinen Fall. Oder willst du mich wieder zwingen, so wie damals?«
»Jake, sei doch vernünftig. Das ist der einzige Weg, wie wir diese Gerüchte ohne großes Aufsehen aus der Welt schaffen können. Du heiratest, und wir geben deine Frau offiziell als Benjamins Mutter aus.«
Jake presste die Lippen zusammen. »Und ich vermute, du hast auch bereits eine geeignete Kandidatin im Auge, ja? Wer ist es? Deborah, die Tochter deines alten Studienfreundes, die er seit Jahren unter die Haube bringen will? Oder Bridget Gainsborough, die schon mit jedem Kerl im Shelby County im Bett war?«
»Olivia.«
»Was?« Entgeistert sprang Jake auf und hob abwehrend die Hände. »Oh nein Vater, vergiss es.«
Gebieterisch hob Samuel die Hand. »Du solltest in Ruhe darüber nachdenken, es ist das Beste für dich und Benjamin. Oder möchtest du riskieren, dass man dich wegen dieser Sache unter Umständen ins Gefängnis bringt und dein Sohn nicht nur ohne Mutter, sondern auch noch ohne Vater aufwachsen muss?«
»Ausgerechnet Olivia«, zischte Jake verächtlich. »Sie ist kalt und berechnend – was verlangt sie denn dafür?«
»Du tust ihr Unrecht«, versuchte Samuel ihn zu beruhigen. »Sie hat Benjamin sehr ins Herz geschlossen, und sie hat dich ebenfalls gern, ich bin mir sicher, dass sie dir eine gute Frau sein würde. Ich weiß, dass das jetzt sehr überraschend für dich kommt, aber lass es dir bitte durch den Kopf gehen – Benjamin braucht auch eine Mutter.«
Mit großen Schritten stürmte Jake zur Tür. »Ich will nichts mehr davon
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