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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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spüren. Drohende graue Wolken waberten durch das Zelt und füllten es mit schweren Gedanken. Endlich meldete Pestilla sich zu Wort.
    »Starke Schwestern! Linette hat uns eindringlich vor Augen geführt, wie gefährlich der Graf ist. Wenn sie allerdings verlangt, wir sollen uns offen gegen ihn stellen, dann halte ich diesen Schritt für unklug. Linette kann, da sie durch den Tod ihrer Schwester persönlich betroffen ist, nicht objektiv sein. Was kümmern uns Menschen oder Zwerge, frage ich euch. Meinetwegen kann der Graf jeden Tag fünfzig Menschen verschleppen. Es gibt sowieso zu viele.«
    Zustimmendes Murmeln.
    »Du bist sehr kurzsichtig, Pestilla«, antwortete Linette grimmig. »Was ist, wenn der Graf seine Macht zurückgewinnt? Wenn er die Zwerge und die anderen magischen Wesen erneut vertreibt? Glaubst du, er wird dann vor uns haltmachen? Nein, aber dann ist es zu spät, wir werden ihm ganz allein gegenüberstehen. Ich finde, wir sind es den Zwergen schuldig, ihrer Bitte nachzukommen und uns mit ihnen im Kampf gegen das Monster zu verbünden. Wie viele von uns hätten die Inquisition wohl überlebt, wenn die Zwerge uns nicht in ihren unterirdischen Hallen versteckt hätten?!«
    »Pah«, mischte sich Runa ins Gespräch, »wenn du schon so alte Kamellen ausgräbst, möchte ich an dieser Stelle an den Bratwurstkrieg von 1798 erinnern. Ein lächerlicher Anlass, aber er hat Hexenleben gekostet, und in dieser Schlacht kämpften Hexen und Zwerge nicht auf ein- und derselben Seite. Wir schulden ihnen überhaupt nichts!«
    Aufgeregt wurde durcheinandergebrabbelt.
    »Warum ausgerechnet wir?«, schrie eine aufgetakelte Hexe. »Warum wir und nicht die hochnäsigen Elben?«
    Pestilla klatschte in die Hände. »Ruhe, meine schrecklichen Schwestern! Ich schlage vor, wir stimmen jetzt ab. Wer ist dafür, gemeinsam mit den Zwergen gegen den Grafen zu kämpfen? Wobei gemeinsam bedeutet, dass wir die Drecksarbeit an vorderster Front erledigen, während die Zwerge aus ihren sicheren Stollen heraus ein paar Erdklumpen schmeißen? Wer ist also dafür?«
    Zwei Hände reckten sich in die Höhe. Die eine Hand gehörte Linette und die andere Hand einer dicken, rot gelockten Hexe ganz in ihrer Nähe.
    »Und wer ist dagegen?«
    Elf Hände schnellten in die Luft. Linette schüttelte den Kopf.
    »Wie heißen Sie, meine Liebe?«, richtete sie das Wort an ihre einzige Verbündete. »Ich habe Sie bei unseren Versammlungen noch nie gesehen.«
    »Mein Name ist Miranda Jedamski«, sagte die Hexe mit rauchiger Stimme. »Ich bin mit meiner Mutter und meiner Tochter gerade von Österreich nach Wurmstadt gezogen und vertrete heute Abend meine Cousine Cornelia Colerani. Sie liegt mit einer furchtbaren Grippe im Bett.«
    »Dann bestellen Sie Cornelia meine besten Wünsche. Was halten Sie übrigens davon, wenn wir uns draußen gemeinsam die Blasmusik anhören? Ich finde die Luft hier drinnen unerträglich stickig.«
    Inzwischen genoss Magnolia das berauschende Gefühl der Freiheit. Schon nach kurzer Zeit fühlte sie sich mit ihrem Besen verwachsen. Sie war in ihrem Element. Allerdings besaß Huckebein seinen eigenen Kopf. Mitunter neigte er zu riskanten Flugmanövern. Gerade jetzt schoss er im Zickzackkurs über den Festplatz. Wuuusch …Beinahe wären sie mit Jörna zusammengestoßen, die in gemächlichem Tempo dahinritt.
    »Ist es nicht wunderbar?«, rief sie Magnolia zu, die noch immer versuchte das Gleichgewicht wiederzufinden. »Ich werde in meinem ganzen Leben nie wieder zu Fuß gehen.«
    »Es ist unbeschreiblich«, keuchte Magnolia, »glaubst du nun, dass du eine richtige Hexe bist?«
    Beschämt sah Jörna sie an. »Erinnere mich bloß nicht daran. Ich glaube, ich bin überhaupt keine Hexe«, äffte sie sich selber nach. »Ich könnte sterben vor lauter Peinlichkeit. Meine Mutter und Großmutter sind beide Kaminhexen, aber ich brauche bloß das Wort Prüfung zu hören, schon bin ich nicht mehr Herr meiner Worte. Ich habe entsetzliche Prüfungsangst.«
    »Passt mal auf, ihr zwei Schnarchnasen«, rief Konrad. »Ich fliege jetzt einen Looping.« Er stieg steil neben ihnen in die Luft und ging dann in den Sturzflug. Es geschah, was geschehen musste. Konrad verlor den Halt und rutschte vom Besen. Magnolia schrie auf. Wie in Zeitlupe sah sie seinen zappelnden Körper zur Erde sausen.
    Dann puffte es und eine dicke, watteweiche Wolke fing ihn auf. Vor lauter Schreck hatte Konrad sogar vergessen zu schreien. Aschfahl im Gesicht kauerte er auf der Wolke

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