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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Decke aus meiner Wohnung holen.«

    Kunun runzelte die Stirn, dann nickte er. »Beeil dich«, sagte er knapp.
    Wenig später erschien Mattim wieder; er hatte Réka in eine dicke Decke gehüllt und trug einen Rucksack. Neben seinem Bruder trat er in den Fahrstuhl.
    In der kleinen, gläsernen Kabine war es eng. Kunun gab mit der linken Hand den Code ein. In der Rechten hielt er den Krug. Einen bemalten Tonkrug, den sich Touristen kaufen würden, um ihn stolz zu Hause als typisch ungarisch zu präsentieren. Dabei enthielt er die Vernichtung Akinks.
    Die Höhle war erleuchtet. Jemand hatte die Öllampen angezündet und verteilt. So sahen sie beim Eintreten die große Menge der Schatten, die sich hier bereits versammelt hatten.
    »Sie alle kannten den Code?«, fragte Mattim und bemühte sich, jegliche Bitterkeit aus seiner Stimme zu verdrängen.
    »Jeder, dem ich trauen kann«, gab Kunun zurück. Er hob den Krug hoch, so dass alle ihn sehen konnten. »Szigethy-Blut für die Stadt«, sagte er. »Hier ist es.« Niemand jubelte oder schrie. Nur ein leises Raunen ging durch die Reihen. Fast war es wie ein Aufleuchten, ein Aufstrahlen in den Gesichtern. Akink! Wir gehen nach Akink!
    Atschorek und Hanna kamen hinzu. Hanna sah immer noch aus wie eine Schlafwandlerin, und als sie Mattim mit Réka erblickte, starrte sie ihn an, als würde sie ihn gar nicht kennen.
    »Leg sie endlich ab«, forderte Atschorek. »Das ist ja nicht auszuhalten.«
    »Nein«, sagte Kunun sofort. »Wir nehmen sie mit an den Fluss. Du bleibst bei mir, Mattim. Und jetzt kommt.«
    Der junge Prinz blickte sich nicht nach Hanna um. Wie musste es für sie sein, das erste Mal aus der Höhle herauszutreten und den Schnee zu sehen! Den Wald, dessen Wipfel sich in der Dämmerung verloren … und die Stille hier
unten am Boden, eine abwartende, geheimnisvolle Stille, so wie Réka in seinen Armen still war … Mattim konnte nicht widerstehen. Einmal erhaschte er einen Blick auf Hannas Gesicht. Stumm schritt sie neben Atschorek einher. Ihre Augen waren groß und dunkel, und sie war so schön, dass er weinen wollte.
    Wie die Patrouille marschierten sie durch den Wald, ein finsteres Heer. Die Gedanken wirbelten dem Jungen durch den Geist wie die Schneeflocken, die der eiskalte Wind ihnen ins Gesicht blies.
    Kunun ging neben ihm, hochgewachsen, in seinem schwarzen Mantel, der über den Schnee schleifte. Sie liefen schweigend nebeneinander. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Zwischen den dunklen Baumstämmen schimmerte es weiß, nur weiß, endlos weiß. Doch dann begann vor ihnen ein schwaches Leuchten, der Glanz einer Stadt unter dem Nachthimmel, und sie traten aus dem Wald und hatten die Umrisse Akinks vor sich.
    Da bückte Mattim sich, als ginge er dieses Mal vor der Stadt des Lichts in die Knie, und legte Réka behutsam in den Schnee. Er breitete seine Lederjacke aus und bettete sie darauf.
    »Akink«, sagte Kunun. »Bald wird es uns gehören. Heute noch. Das ist meine Stadt!« Er wandte sich zu den Schatten um, lachend. »Meine Stadt! Trinkt, Freunde, trinkt! Trinkt vom Verderben unserer Feinde!«
    Er reichte den Krug an die Schatten. Persönlich ging er von einem zum anderen und ließ einen jeden trinken, während die anderen schweigend dabeistanden. Dicke Flocken legten sich auf Réka; sanft wischte Mattim sie ihr aus dem Gesicht. Er wollte nicht mit ansehen, wie die Schatten ihr Blut tranken, und er blickte erst auf, als Kunun neben ihm stand.
    »Es reicht nicht für alle. Nun wird sich zeigen, wer du bist«, sagte der Schattenprinz.

    »Du weißt, wer ich bin«, gab Mattim zurück. »Bruder.« Er nahm den Krug entgegen und nickte seiner Freundin zu.
    »Komm zu mir, Hanna«, sagte er. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Kunun Atschorek zunickte. Daraufhin versetzte seine Schwester Hanna einen kleinen Stoß, der sie vorwärtsstolpern ließ, direkt auf ihn zu. Er streckte die Hände aus, griff nach ihr und legte die Arme um sie. Er spürte ihr Zittern, als seine Lippen ihre Stirn berührten.
    »Komm«, sagte er. Dann lauter, an Kunun gewandt: »Dort vorne. Nur ein paar Schritte. Gib uns eine Weile. Wir müssen ungestört sein. Wir müssen allein sein.«
    »Aber …«, begann Atschorek.
    Kunun nickte seinem Bruder jedoch zu, und der führte Hanna am Ufer entlang durch den immer dichter fallenden Schnee.
    Hannas Hand war kalt. Klein und kalt. Sie sagte nichts. Sie sah ihn nicht an. Bereitwillig ging sie neben ihm her, aber ihre Augen schwammen vor Tränen,

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