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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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schwarzen Haare, über Réka gebeugt, und dann, wie das Mädchen in seinen Armen erschlaffte. Kunun öffnete ihre Bluse. Dann hielt er auf einmal etwas in der Hand, was Hanna nicht richtig erkennen konnte - etwas Dünnes, Glänzendes. Eine Nadel, ein Röhrchen? Sie krümmte sich unter Atschoreks Gewicht zusammen, als sie beobachtete, wie Kunun Réka die Nadel ins Herz stieß.
    Sie wimmerte kurz, aber der Vampir küsste sie wieder und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Schließlich hielt er einen großen Krug unter den kleinen silbernen Stab, aus dem dunkel das Blut rann.
    »Es dauert nicht lange«, sagte Kunun. »Bald bist du wie ich. Bald … Meine Liebe. Bald …«
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Kunun.«
    Es kam viel Blut. Und immer noch mehr. Es floss und floss, immer weiter. Réka seufzte. Ihr Blut rann in den Krug, unaufhörlich, ihr Herzblut …
    Dann kam nichts mehr. Kunun legte sie auf den Teppich vor das Feuer. Eine kleine Gestalt mit dunklem Haar, die sich nicht mehr bewegte.

ACHTUNDDREISSIG
    BUDAPEST, UNGARN
    Kunun beugte sich über Réka und küsste sie auf die Augenlider.
    »Wird es reichen?«, fragte Atschorek und stand auf. Hanna blieb oben auf der Empore liegen und weinte. Sie versuchte nicht zu fliehen. Es gab auch keinen Grund dazu. Die Schatten brauchten sie nicht mehr, denn Réka hatte ihnen alles gegeben, was sie wollten. Hanna lag nur dort und dachte: Sie ist tot. Réka ist tot. Nun ist es zu Ende.
    Kunun blickte auf. »Ich habe dir nicht erlaubt zuzusehen«, sagte er. Seine Stimme klang dunkel und samtig. Seine Hände glänzten von Rékas Blut. Aber eine steile Falte auf seiner Stirn zeigte seinen Zorn.
    »Tut es dir leid?«, fragte Atschorek und ging am Geländer entlang. »Hattest du sie am Ende lieber, als du gedacht hast? Ich war hier, um einzugreifen, falls es dir doch schwergefallen wäre, die Sache durchzuziehen. Blut allein genügt nicht. Leben, freiwillig geopfert, wird uns wie auf Flügeln bis nach Akink tragen. - Allerdings fragte ich mich, ob es genug für uns alle ist. Wird es reichen? Oder brauchen wir Hanna?«
    Kunun blickte in den Krug, in dem die Flüssigkeit schimmerte. »Szigethy-Blut für die Stadt«, sagte er, langsam, als könnte er es selbst nicht glauben. »Es wird reichen, denke ich. Obwohl es weniger ist, als ich erwartet habe. Ein Liter, vielleicht anderthalb … Ein sehr kleiner Schluck für jeden von ihnen.« Erneut spähte er in den Krug, bauchig und schwer in seinen Händen.

    »Was für ein Glück für dich, Hanna«, sagte Atschorek, aber sie klang nicht, als wäre sie glücklich über den Verlauf der Dinge. »Du kannst aufstehen, mein Schatz.«
    Die Vampirin bückte sich und zog sie hoch. Hanna, die der Schmerz auf den Boden drückte, die kaum Kraft fand, sich zu erheben, Kununs Blick auf sich zu spüren und sein Gesicht auszuhalten, so schön, immer noch so schön … Ihr war, als müsste das, was er getan hatte, aus seinem edlen Antlitz eine fürchterliche Fratze machen, doch nach wie vor sah er aus wie ein Gott, wie der unwiderstehliche Prinz des Lichts, der hoch zu Ross durch die Straßen ritt und dem alle zuwinkten. Vor dem alle auf die Knie fielen. Und er wandte sich ab und schlug den Mantel um sich, den langen Mantel aus sternloser Nacht …
    Dann ein Klirren und Krachen. Die Dunkelheit zerbarst, Licht strömte herein, und in einem Schauer aus splitterndem Glas stürzte Mattim ins Zimmer, zwischen den sich im Luftzug bauschenden Vorhängen, rollte über den Boden und sprang auf. Er blickte sich wild um, sah Réka vor dem Kamin, sah Kunun dastehen, den Becher in der Hand.
    »Nein!« Mattim schrie all das hinaus, was Hanna nicht hatte schreien können, all das, was sie selbst fühlte, ein Entsetzen, das sich niemals würde besänftigen lassen. Laut und gellend, ein Schrei wie ein zu Tode Getroffener. Er stürzte sich auf Kunun, riss ihm den Krug aus den Händen und hob ihn hoch über sich, um ihn am Boden zu zerschmettern. Ein Schwall des kostbaren Blutes schwappte über den Rand und färbte seine Kleidung dunkel.
    »Hanna ist hier«, sagte Atschorek ruhig, fast unnatürlich ruhig, bevor Kunun irgendetwas erwidern konnte. »Gib den Krug zurück.«
    Mattim blickte hoch zu ihr, sein Gesicht fast weiß, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Er blickte Hanna an und hielt das Gefäß, Akinks Vernichtung, das, wofür Réka gestorben war, hielt es noch einen Augenblick
fest. Schließlich begannen seine Hände zu zittern, und er reichte seinem

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