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Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Titel: Maigret - 18 - Maigret in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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einen breiten, fleischigen Kopf mit wulstigen Gesichtszügen, und doch fühlte man, es war ein harter, ein außergewöhnlich solider Kopf. So wie er jede Regung Maigrets lauernd beobachtete, erinnerte sein Blick an den eines alten Bauern, der auf dem Markt ein Geschäft macht, doch im nächsten Augenblick sprach aus seinen blauen Augen wieder eine verblüffende Naivität.
    Er drohte, brüllte, fluchte, provozierte – aber wie er sich abwechselnd so gab, fragte man sich jeweils, ob er das alles nicht nur im Spaß mache.
    »So viel habe ich Ihnen doch sagen wollen! Denn ich habe das Recht, alle zu verdächtigen: meine Frau, meinen Sohn, meine Tochter, ihren Mann, Rose, das Dienstmädchen, Gassin …«
    »Seine Tochter …«
    »Auch Aline, wenn Sie so wollen!«
    Er sagte es aber doch in einem weicheren Tonfall.
    »Und noch etwas will ich Ihnen sagen. All diesen Leuten, die mir gehören, können Sie so viel Ärger machen, wie Sie nur wollen, Sie haben meine Erlaubnis. Ich kenne die Polizei. Ich weiß, dass sie sogar in ihren Mülleimern herumschnüffeln wird. Wir können meinetwegen auch jetzt gleich anfangen. Jeanne! … Jeanne! …«
    Seine Frau erschien, verwundert, ängstlich.
    »Nun komm schon, verdammt noch mal! Musst du dich den Leuten unbedingt untertänig wie ein Dienstmädchen zeigen? Nimm ein Glas! Doch, doch! Stoß mit dem Kommissar an. Also … Nun rate mal, was er gern wissen möchte, der Kommissar.«
    Sie war bleich und geschlechtslos, schlecht gekleidet, schlecht frisiert, schlecht gealtert; wie die Möbel im Wohnzimmer. Die Sonne tat ihr in den Augen weh, und sie zuckte, noch nach fünfundzwanzig Jahren Ehe, jedes Mal zusammen, wenn ihr Mann die Stimme erhob.
    »Er möchte wissen, worüber wir während des Abendessens mit Berthe und ihrem Mann gesprochen haben.«
    Sie versuchte zu lächeln. Ihre Hand, in der sie das Champagnerglas hielt, zitterte, und Maigret sah, dass ihre Hände von den Küchenarbeiten ganz rissig waren.
    »Antworte. Trink zuerst.«
    »Wir haben über alles Mögliche gesprochen.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Verzeihen Sie, Kommissar. Ich weiß wirklich nicht, worauf mein Mann hinauswill …«
    »Von wegen! … Komm, ich will deinem Gedächtnis nachhelfen …«
    Sie hielt sich neben dem roten Sessel, in dem Ducrau so tief versunken war, dass er beinahe damit verschmolz, mit Müh und Not aufrecht.
    »Es war Berthe, die damit anfing. Erinnere dich. Sie hat gesagt …«
    »Émile!«
    »Émile, das gibt es nicht! Sie hat gesagt, sie befürchte, dass sie ein Kind bekomme und dass Decharme in diesem Fall nicht in der Armee bleiben könne, weil er dort zu wenig verdient, um eine Amme und was es sonst noch so braucht, zu bezahlen. Worauf ich ihm geraten habe, er solle doch Erdnüsschen verkaufen. Stimmt’s?«
    Mit einem erbärmlichen Lächeln versuchte sie, ihn zu entschuldigen.
    »Du solltest dich ausruhen.«
    »Und was hat er daraufhin vorgeschlagen, der Tropf? Antworte schon! Was hat er vorgeschlagen? Nichts anderes, als dass ich ihm jetzt schon einen Teil seines Erbes ausbezahle, da es ja doch früher oder später einmal sein müsse. Mit seinem Erbteil würde Monsieur sich dann in der Provence niederlassen, wo seiner Nachkommenschaft, wie man sagt, das Klima sehr zuträglich sein soll. Uns bliebe dann das Vergnügen, ihn während unserer Ferien dort besuchen zu können.«
    Er redete sich nicht in Rage. Das war kein vorübergehender Groll. Im Gegenteil! Seine Worte waren gezielt, wohlüberlegt, und folgten sich, keineswegs überhastet, Satz auf Satz.
    »Was hat er noch gesagt, als ich schon dabei war, meinen Hut aufzusetzen? Ich will, dass du es selbst wiederholst.«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    Sie war den Tränen nahe. Sie stellte ihr Glas ab, um nichts zu verschütten.
    »Sag schon!«
    »Er sagte, du würdest sonst schon genug Geld verprassen …«
    »Er sagte nicht ›sonst schon‹.«
    »Mit …«
    »Nun?«
    »Mit Frauen.«
    »Und was noch?«
    »Mit der da oben.«
    »Haben Sie gehört, Kommissar? Haben Sie keine weiteren Fragen an sie? Ich frage Sie, weil sie gleich zu heulen beginnen wird, und dann ist es nicht mehr lustig. Du kannst gehen!«
    Er stöhnte ein weiteres Mal auf, ein Ächzen, wie es nur aus seiner gewaltigen Brust kommen konnte.
    »Da haben Sie schon eine kleine Kostprobe! Wenn es Ihnen Spaß macht, können Sie ja nun allein weitermachen. Morgen werde ich aufstehen, egal, was der Arzt sagt. Sie finden mich wie jeden Morgen ab sechs Uhr auf den Werften. Noch ein Glas?

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