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Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Maigret - 18 - Maigret in Nöten

Titel: Maigret - 18 - Maigret in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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nicht mehr die gleiche. Es war plötzlich kühler, und in dieser Kälte hingen Schwaden lauer Luft.
    »Erwischst du ihn?«
    Der Bootshaken fuhr im Wasser hin und her, stieß aber beim Versuch, die unförmige Masse aufzugreifen, diese nur weiter weg. Ein Mann lag bäuchlings auf dem Steg und rührte mit der Hand im Wasser, um einen Zipfel der Kleidung zu erwischen.
    Man erahnte in der Dunkelheit Leute, die schweigend auf ihren Kähnen warteten.
    »Ich habe ihn …«
    »Zieh ihn her, aber vorsichtig …«
    Der Alte auf dem Quai troff wie ein Schwamm, während man einen dickeren und schwereren, auch steiferen Ertrunkenen an Land zog. Von einem weit entfernten Schleppkahn hörte man eine Stimme kurz und bündig fragen:
    »Tot?«
    Und die junge Frau im Nachthemd sah den Männern zu, wie sie den Körper auf den Quai legten, einen Meter neben den andern. Sie schien nicht zu verstehen; ihre Lippen bebten, als würde sie gleich zu weinen beginnen.
    »Mein Gott … Es ist Mimile!«
    »Ducrau!«
    Sie wussten nicht mehr wohin schauen, diese Männer, die da um die beiden am Boden liegenden herumstanden. Die Angst schnürte ihnen die Kehle zu. Sie hätten handeln wollen und sahen doch so beklommen aus …
    »Man sollte wohl gleich …«
    »Ja … Ich gehe schon …«
    Einer lief zur Schleuse. Man hörte, wie er mit beiden Fäusten an die Tür des Hauses schlug und rief:
    »Schnell! Ihre Geräte! Es ist Émile Ducrau!«
    Émile Ducrau … Émile Ducrau … Mimile? … Ducrau … Das ging wie ein Lauffeuer von Kahn zu Kahn. Die Leute kletterten über Steuerruder und Stege, während der Wirt des Lokals die Arme des Ertrunkenen rhythmisch vor und zurück schlug.
    Den Alten vergaß man. Es merkte nicht einmal jemand, dass er sich, verloren zwischen all den Beinen, die um ihn herumstrichen, aufrichtete und stumpfsinnig um sich sah.
    Der Schleusenwärter kam herbeigeeilt; gleich danach stolperte ein weiterer Mann die Treppe herab, gefolgt von einem Polizisten.
    Im zweiten Stock des hohen Hauses ging ein Fenster auf, eine Frau lehnte sich heraus, eine rosa Figur im rosigen Licht eines seidenen Lampenschirms.
    »Ist er tot?«, ging das Geflüster.
    Keiner wusste es. Wie hätte man es auch wissen sollen. Der Schleusenwärter stellte sein Beatmungsgerät auf, und man hörte das gleichmäßige Geräusch des Apparats.
    Mitten in dem Durcheinander – Wortfetzen, leise Befehle, über den Kies knirschende Sohlen – rappelte sich der Schiffer auf seine Hände gestützt hoch, schwankte, stieß gegen einen neben ihm Stehenden, der ihm beim Aufstehen behilflich war.
    Das Ganze hatte etwas Verschwommenes, Unklares, war gedämpft und verzerrt wie eine Unterwasserszene.
    Der Alte, der sich kaum auf den Beinen zu halten vermochte, sah wie im Traum den zweiten Körper an und stieß keuchend, immer noch betrunken, nach Alkohol stinkend, hervor:
    »Er hat mich gegrabscht, da unten!«
    Wie er so dastand, und erst recht, wenn man ihn so reden hörte, hatte er etwas von einem Gespenst. Er sah den Körper des anderen an, das Beatmungsgerät und das Wasser, vor allem das Wasser, dort beim Steg.
    »Er wollte mich nicht loslassen, der Schuft!«
    Man hörte ihm zu, ohne ihm recht zu glauben. Die weißgekleidete Frau versuchte ihm ein Tuch um den Hals zu legen, aber er stieß sie zurück, blieb bockig stehen, wo er war, machte ein nachdenkliches, misstrauisches Gesicht, als sei er auf ein übermenschliches Problem gestoßen.
    »Von unten ist es gekommen«, brummte er vor sich hin. »Etwas, das mich in die Beine gezwickt hat. Ich habe es ihm mit dem Absatz gegeben, aber je fester ich zugetreten habe, desto fester hat es mich umschlungen.«
    Die Frau eines Matrosen brachte eine Flasche Schnaps und reichte dem Alten ein Glas. Die Hälfte verschüttete er gleich, denn er ließ den daliegenden Körper nicht aus den Augen, grübelte immer noch darüber nach.
    »Was ist eigentlich passiert?«, fragte der Stadtpolizist.
    Aber der Kerl zuckte nur die Achseln und brummte weiterhin, ein wenig leiser, sein ungereimtes Zeug in den Bart.
    Außer denen, die das Gerät bedienten, zogen die Leute gruppenweise auf dem Quai hin und her. Man wartete auf den Arzt.
    »Geh schlafen«, sagte jemand zu seiner Frau.
    »Erzählst du mir dann …?«
    Niemand hatte bemerkt, dass der Alte sich die auf einen Baustein abgestellte Flasche geschnappt hatte. Nun saß er allein da, den Rücken an die Quaimauer gelehnt, trank aus der Flasche und dachte so angestrengt nach, dass sich seine Züge

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