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Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Titel: Maigret - 26 - Maigret regt sich auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Umständen gestorben. Vorhin habe ich einen jungen Mann verlassen, der beinahe auch so ein Ende genommen hätte. Das ist Ihre Schuld, nicht wahr?«
    Er protestierte energisch: »Meine Schuld?«
    »Ja, Monsieur Campois! Und auch das wissen Sie. Sie wollen es vielleicht nicht zugeben, aber im Grunde Ihres Herzens …«
    »Sie haben nicht das Recht, herzukommen und mir so ungeheuerliche Dinge zu sagen. Mein ganzes Leben lang bin ich ein Ehrenmann gewesen.«
    Doch der Kommissar ließ ihm nicht die Zeit, sich in Protesten zu ergehen.
    »Wo hat Ernest Malik Ihren Sohn kennengelernt?«
    Der Alte wischte sich mit der Hand über die Stirn.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wohnten Sie da schon in Orsenne?«
    »Nein! Damals lebte ich in Paris auf der Ile Saint-Louis. Wir hatten eine große Wohnung über den Büros, die seinerzeit nicht die Bedeutung hatten wie heute.«
    »Ihr Sohn arbeitete in diesen Büros?«
    »Ja. Er hatte gerade sein Examen als Rechtsanwalt gemacht.«
    »Hatten die Amorelles bereits ihre Villa in Orsenne?«
    »Ja, sie sind zuerst hierhergekommen. Bernadette war eine sehr lebendige Frau. Sie liebte Besuche. Stets waren junge Leute um sie herum. Sonntags lud sie zahlreiche Freunde vom Land ein. Mein Sohn war auch dabei.«
    »Er war in die ältere Tochter der Amorelles verliebt?«
    »Sie waren verlobt.«
    »Und Mademoiselle Laurence liebte ihn?«
    »Ich weiß es nicht. Ich nehme an. Warum fragen Sie mich das? Nach so vielen Jahren …«
    Er hätte sich gern dem Bann entzogen, in dem der Kommissar ihn festhielt. Mehr und mehr fiel die Dämmerung über den Raum herein, in dem die Porträts sie aus ihren toten Augen ansahen. Mechanisch hatte der Greis zu einer Meerschaumpfeife mit langem Vogelholzmundstück gegriffen, die er jedoch nicht zu stopfen gedachte.
    »Wie alt war Mademoiselle Laurence damals?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Ich müßte nachrechnen. Warten Sie …«
    Er murmelte mit spitzen Lippen die Daten vor sich hin, wie man einen Rosenkranz betet.
    »Sie muß siebzehn gewesen sein.«
    »Ihre jüngere Schwester, Mademoiselle Aimée, war also kaum fünfzehn.«
    »Ja, so dürfte es gewesen sein. Ich habe es vergessen.«
    »Und Ihr Sohn hat die Bekanntschaft von Ernest Malik gemacht, der, wenn ich mich nicht irre, zu der Zeit Privatsekretär eines Stadtrats war. Über diesen Stadtrat hat er selbst die Amorelles kennengelernt. Er war ein glänzender junger Mann.«
    »Vielleicht …«
    »Er ist der Freund Ihres Sohnes geworden, und unter seinem Einfluß hat Ihr Sohn sich charakterlich verändert?«
    »Er war ein sehr braver, sehr sanfter Junge«, protestierte der Vater.
    »Der angefangen hat zu spielen und Schulden zu machen …«
    »Das wußte ich nicht.«
    »Immer höhere, immer drückendere Schulden. Bis er eines Tages zum Äußersten gezwungen war.«
    »Er hätte besser daran getan, mir alles zu gestehen.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie ihn verstanden hätten?«
    Der Alte senkte den Kopf und gab zu:
    »Damals hätte ich vielleicht …«
    »Wahrscheinlich hätten Sie ihn nicht verstanden, Sie hätten ihn hinausgeworfen. Wenn er Ihnen gesagt hätte, daß er zum Beispiel Geld aus der Kasse Ihres Geschäftspartners genommen oder Unterschriften gefälscht hat oder …«
    »Schweigen Sie!«
    »Er hat es vorgezogen zu verschwinden. Vielleicht, weil man ihm dazu geraten hat. Oder weil …«
    Campois schlug die Hände vor sein verkrampftes Gesicht. »Aber warum kommen Sie und sagen mir das alles heute? Was versprechen Sie sich davon? Welches Ziel verfolgen Sie?«
    »Geben Sie zu, Monsieur Campois, daß Sie damals gedacht haben, was ich jetzt denke.«
    »Ich weiß nicht, was Sie denken … Ich will es nicht wissen!«
    »Selbst wenn Sie kurz nach dem Tod Ihres Sohnes nicht gleich einen Verdacht gehegt haben, so haben Sie doch nachdenklich werden müssen, als Sie sahen, daß Malik wenige Monate später Mademoiselle Amorelle heiratete?«
    »Ich konnte nichts machen.«
    »Und Sie haben der Hochzeit beigewohnt!«
    »Es mußte sein. Ich war Amorelles Freund, sein Gesellschafter. Er war vernarrt in Ernest Malik und sah alles nur durch dessen Brille.«
    »So daß Sie geschwiegen haben.«
    »Ich hatte eine Tochter, die noch nicht verheiratet war und die unter die Haube gebracht werden mußte.«
    Maigret erhob sich, schwerfällig, bedrohlich, und ließ auf den niedergeschlagenen Greis einen zornerfüllten Blick fallen.
    »Und während der ganzen langen Jahre haben Sie …«
    Die anschwellende Stimme senkte sich wieder, und

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