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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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herausgefunden?«
    »Nein. Die Konzession ist auf seinen Namen ausgestellt. Ich bin dann zum Standesamt gegangen, aber man konnte mir keine Auskunft geben. Wenn er verheiratet war, muss er es schon gewesen sein, als er in dieses Viertel zog.«
    »Und auf dem Kommissariat des Viertels?«
    »Nichts. Das Lokal war anscheinend ruhig. Die Polizei hat nie eingreifen müssen.«
    Maigrets Blick ruhte unentwegt auf dem Bild seines Toten, der noch immer von der Kommode lächelte.
    »Chevrier wird bestimmt von den Gästen bald mehr über ihn erfahren.«
    »Bleiben Sie hier?«
    »Wir könnten beide unten essen, als wären wir zufällig hereingeschneit. Hast du Neuigkeiten von Torrence und Janvier?«
    »Sie sind noch immer mit den Stammgästen auf den Rennplätzen beschäftigt.«
    »Wenn du sie am Telefon hast, sag ihnen, sie sollen sich vor allem mit Vincennes befassen.«
    Es war immer das Gleiche: Die Rennbahn Vincennes gehörte sozusagen zum Viertel. Und der kleine Albert war, genau wie Maigret, ein Gewohnheitsmensch.
    »Wundern sich die Leute nicht, dass das Lokal wieder offen ist?«
    »Nicht besonders. Die Nachbarn schauen manchmal von draußen schnell herein. Sicher glauben sie, Albert habe wieder verkauft.«
    Zum Mittagessen saßen sie beide an einem Tisch beim Fenster, und Irma bediente sie persönlich. Einige Gäste saßen an den anderen Tischen; es waren vor allem Kranarbeiter.
    »Albert hat wohl endlich auf den Richtigen getippt«, sagte der eine von ihnen, zu Chevrier gewandt.
    »Er ist für einige Zeit aufs Land gefahren.«
    »Und Sie vertreten ihn so lange? Hat er Nine mitgenommen? Vielleicht schmeckt ja das Essen jetzt weniger nach Knoblauch – umso besser! Nicht, dass es schlecht wäre, aber es ist wegen des Atems …«
    Der Mann kniff Irma, als sie dicht an ihm vorüberkam, in den Hintern. Chevrier zuckte nicht mit der Wimper und hielt im Gegenteil Lucas’ ironischem Blick tapfer stand.
    »Ein guter Kerl, das muss man schon sagen! Wenn er nur nicht die Rennleidenschaft hätte! Aber sagen Sie, wenn er einen Vertreter hatte, warum hat er dann das Lokal vier Tage zugemacht? Noch dazu, ohne seinen Gästen etwas davon zu sagen! Am ersten Tag mussten wir bis zum Pont de Charenton laufen, um was zum Futtern zu kriegen. Nein, Schätzchen, keinen Camembert für mich. Ich will meinen täglichen Petit Suisse. Und Jules seinen Roquefort …«
    Trotzdem ließ ihnen die Sache keine Ruhe, und sie unterhielten sich halblaut miteinander. Irma interessierte sie ganz besonders.
    »Das hält Chevrier nicht lange aus«, flüsterte Lucas Maigret ins Ohr. »Er ist erst seit zwei Jahren verheiratet. Wenn die Kerle weiterhin seiner Frau den Hintern tätscheln, wird er ihnen bald ins Gesicht springen.«
    Aber so schlimm wurde es nicht. Nur als der Inspektor mit den Getränken an den Tisch trat, sagte er in bestimmtem Ton:
    »Das ist meine Frau.«
    »Da kann man dir gratulieren! Mach dir nichts draus! Uns gefällt sie eben auch ganz gut.«
    Sie lachten schallend. Sie waren keine schlechten Kerle, aber sie spürten instinktiv, dass dem Wirt nicht ganz wohl war.
    »Weißt du, Albert war vorsichtiger. Da war keine Gefahr, dass man ihm seine Nine ausgespannt hätte …«
    »Warum?«
    »Kennst du sie nicht?«
    »Ich habe sie nie gesehen.«
    »Hast nichts versäumt, Dicker. Die wäre selbst allein in einem Zimmer voll Senegalesen sicher gewesen. Die beste Frau der Welt, das schon, ja …«
    »Wie alt ist sie?«
    »Hat die überhaupt ein Alter, Jules?«
    »Tatsächlich schwer zu sagen. Vielleicht dreißig? Oder doch schon fünfzig? Es hängt davon ab, von welcher Seite man sie ansieht. Wenn es die Seite mit dem normalen Auge ist, geht’s ja. Aber von der anderen …«
    »Schielt sie?«
    »Und wie, mein Guter! Ob sie schielt, will er wissen! Die könnte zugleich deine Schuhspitzen und die Spitze des Eiffelturms sehen.«
    »Liebt Albert sie?«
    »Albert, mein Lieber, ist einer, der seine Bequemlichkeit liebt, verstehst du. Das Essen von deiner Angetrauten ist ja gut, ausgezeichnet sogar. Aber ich wette, dass du es bist, der jeden Tag um sechs losziehen und die Einkäufe auf dem Markt besorgen muss. Vielleicht hast du auch noch beim Kartoffelschälen helfen müssen? Und hinterher macht sie bestimmt nicht den ganzen Abwasch allein, damit du dich auf der Rennbahn herumtreiben kannst. Nine, ja, die schon! Albert hat immer wie ein Pascha gelebt. Ganz abgesehen davon, dass sie bestimmt eigene Kohle hat.«
    Warum blickte Lucas in diesem Augenblick

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