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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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hat eine braunhaarige junge Frau gesehen, eine wunderschöne, wilde Frau, die eine brennende Kerze an die Füße ihrer Mutter hielt, während einer der Männer dem Großvater den Schädel spaltete und ein anderer seinen Kameraden zu trinken einschenkte. Die Bäuerin schrie und flehte, wand sich in Schmerzen, während die da …«, er zeigte auf die Wöchnerin, »die Frau noch raffinierter quälte, indem sie lächelnd eine brennende Zigarette auf ihrer Brust ausdrückte.«
    »Aber ich bitte Sie!«, rief die Schwester.
    »Übersetzen Sie.«
    Währenddessen beobachtete er Maria, die ihn, geduckt wie ein sprungbereites Tier, aus funkelnden Augen unverwandt ansah.
    »Fragen Sie sie, ob sie dazu etwas zu sagen hat.«
    Ihre Antwort war nur ein verächtliches Lächeln.
    »Das kleine Mädchen, das dem Blutbad entgangen ist, das als Vollwaise von einer Familie in Amiens aufgenommen worden ist, hat heute Morgen ein durch Bildfunk dorthin gesandtes Foto dieser Frau gezeigt bekommen. Die Kleine hat sie eindeutig wiedererkannt. Man hatte ihr vorher nichts gesagt, sondern das Foto so hingelegt, dass sie es sehen musste, und der Anblick hat sie so erregt, dass sie einen Nervenzusammenbruch erlitt. Übersetzen Sie, Monsieur Tscheche.«
    »Sie ist Slowakin«, wiederholte der Dolmetscher.
    In diesem Augenblick begann das Baby zu schreien, und die Schwester nahm es, nachdem sie auf die Uhr gesehen hatte, aus seiner Wiege, um es trockenzulegen. Die Mutter verfolgte währenddessen genau, was mit dem Kind geschah.
    »Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass es Zeit ist, Herr Kommissar.«
    »War es für die Leute, von denen ich spreche, auch Zeit?«
    »Das Baby muss die Brust bekommen.«
    »Ich habe nichts dagegen.«
    Und es war das erste Mal, dass Maigret ein solches Verhör fortsetzte, während ein Neugeborenes an der weißen Brust einer Mörderin saugte.
    »Sie sagt noch immer nichts, nicht wahr? Und sie wird wahrscheinlich auch dann nichts sagen, wenn Sie sie nach der Witwe Rival fragen, die wie die anderen am 9. Januar auf ihrem Hof ermordet worden ist. Das ist der letzte Mord, dessen Datum wir kennen. Ihre vierzigjährige Tochter ist dabei auch ums Leben gekommen. Vermutlich war Maria auch bei diesem Mord dabei. Man hat an dem Leichnam wie immer Spuren von Verbrennungen gefunden. Übersetzen Sie.«
    Er spürte, welch tiefes Unbehagen seine Worte auslösten, spürte die dumpfe Feindseligkeit, die ihm entgegenschlug, aber er kümmerte sich nicht darum. Er war erschöpft. Wenn er nur fünf Minuten in einem Sessel gesessen hätte, wäre er eingeschlafen.
    »Fragen Sie sie jetzt nach ihren Begleitern, nach ihren Männern, nach Victor Poliensky, der so etwas wie ein Dorftrottel mit der Kraft eines Gorillas war, nach Serge Madok mit dem dicken Hals und der fetten Haut, nach Carl und dem Jungen, den sie Pietr nennen.«
    Sie las die Namen von Maigrets Lippen ab, und bei jedem einzelnen zuckte sie zusammen.
    »Ist der Junge auch ihr Geliebter gewesen?«
    »Muss ich das übersetzen?«
    »Ja, bitte. Sie werden sie kaum dazu bringen zu erröten.«
    In die Enge getrieben, musste sie dennoch lächeln, als der Halbwüchsige erwähnt wurde.
    »Fragen Sie sie, ob er wirklich ihr Bruder war.«
    Seltsam, zuweilen glomm in den Augen der Frau etwas wie Zärtlichkeit auf, und das nicht nur, wenn sie das Kind an ihre Brust nahm.
    »Und jetzt, Monsieur Tscheche …«
    »Ich heiße Franz Lehel.«
    »Das interessiert mich nicht. Übersetzen Sie bitte sehr genau, Wort für Wort, was ich jetzt sagen werde. Es kann sein, dass es um den Kopf Ihrer Landsmännin geht. Sagen Sie ihr zuerst dies: dass es von ihrer Haltung abhängt, ob sie ihren Kopf behält oder nicht.«
    »Muss ich ihr das wirklich sagen?«
    »Das ist ja empörend«, murmelte die Schwester.
    Aber Maria rührte sich nicht. Sie wurde nur ein wenig bleicher, aber dann brachte sie es fertig zu lächeln.
    »Es gibt da noch einen anderen Kerl, den wir nicht kennen und der der Anführer der Bande war.«
    »Soll ich übersetzen?«
    »Bitte.«
    Diesmal war ein ironisches Lächeln der Wöchnerin die Antwort.
    »Sie wird nichts sagen, ich weiß es. Ich habe es von Anfang an gewusst. Das ist keine Frau, die sich einschüchtern lässt. Trotzdem ist da etwas, das ich wissen will, weil Menschenleben auf dem Spiel stehen.«
    »Soll ich übersetzen?«
    »Wofür habe ich Sie kommen lassen?«
    »Zum Übersetzen. Entschuldigen Sie bitte.«
    Und sehr steif sagte der Tscheche seine Worte wie eine Lektion herunter.
    »Zwischen

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