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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Erdgeschoss herauf begleitet hatte, wartete in einiger Entfernung auf sie. Vor einer Tür standen fünf oder sechs Vasen mit frischen Blumen.
    »Wem gehören die?«, fragte er.
    Die Schwester war jung und blond. Unter ihrem Kittel ahnte man rundliche Formen.
    »Die gehören niemandem mehr. Die Dame, die in diesem Zimmer lag, ist vor ein paar Minuten entlassen worden. Sie hat die Blumen nicht mitgenommen. Sie hat viele Freunde.«
    Er sprach leise mit ihr, und sie nickte. Man merkte, dass sie erstaunt war. Der Tscheche hätte sich noch mehr gewundert, wenn er geahnt hätte, was Maigret soeben getan hatte.
    Er hatte ganz einfach, wenn auch ein wenig verlegen, gesagt:
    »Stellen Sie einige davon auf Zimmer 217.«
    Weil das Zimmer kalt und nackt war und weil dort immerhin eine Frau und ein neugeborener kleiner Mensch lagen.
     
    Es war halb zwölf. In dem langen, schlechtbeleuchteten Gang, wo sich die Türen aneinanderreihen, die in die Zimmer der Untersuchungsrichter führen, hockten auf Bänken ohne Lehnen ein paar Männer, ohne Schlips und mit Handschellen. Sie wurden von Polizisten bewacht und warteten darauf, dass sie an die Reihe kamen. Auch einige Frauen – Zeugen, die langsam ungeduldig wurden – saßen dort.
    Richter Coméliau, ernster und besorgter denn je, hatte bei einem seiner Kollegen Stühle holen lassen müssen und hatte seinen Schreiber zum Mittagessen geschickt.
    Auf Maigrets Bitte hin war der Leiter der Kriminalpolizei anwesend. Er saß in einem Sessel, während auf dem Stuhl, der im Allgemeinen für die zu verhörenden Leute bestimmt war, Kommissar Colombani von der Sûreté Platz genommen hatte.
    Da sich die Kriminalpolizei prinzipiell nur um Paris und die Umgebung von Paris kümmert, leitete er seit fünf Monaten die Nachforschungen in Sachen der »Picardie-Mörder«, wie die Journalisten nach dem ersten Verbrechen die Bande getauft hatten, und war in ständigem Kontakt mit der Bereitschaftspolizei.
    Schon früh am Morgen hatte er eine Unterredung mit Maigret gehabt und ihm die Akten übergeben.
    Ebenfalls früh am Morgen, kurz vor neun, hatte einer der in der Rue du Roi-de-Sicile postierten Polizisten an die Tür des Kommissars geklopft.
    »Er ist hier«, hatte er gemeldet.
    Es handelte sich um den Wirt des ›Hôtel du Lion d’Or‹. In der Nacht, oder vielmehr gegen Ende der Nacht, war er zur Einsicht gekommen. Bleich, schlecht rasiert, im verknitterten Anzug war er zu dem Inspektor hingegangen, der vor dem Haus auf und ab ging, und hatte zu ihm gesagt:
    »Ich möchte zum Quai des Orfèvres gehen.«
    »Gehen Sie nur.«
    »Ich habe Angst.«
    »Ich werde Sie begleiten.«
    Aber war Victor nicht auf offener Straße, inmitten einer Menschenmenge, erschossen worden?
    »Ich möchte lieber ein Taxi nehmen. Ich bezahle es.«
    Als er in das Büro eintrat, hatte Maigret gerade seine Akte vor sich liegen, denn der Mann hatte schon drei Strafen auf dem Buckel.
    »Hast du die Daten?«
    »Ja, ich habe darüber nachgedacht. Man wird ja sehen, was passieren wird. Wenn Sie mir versprechen, mich zu schützen …«
    Er stank geradezu nach Feigheit und Krankheit. Sein ganzes Wesen ließ an einen jämmerlichen Waschlappen denken. Aber dieser Mann war bereits dreimal wegen Verletzung der öffentlichen Sittlichkeit verurteilt worden.
    »Das erste Mal, als sie fort waren, habe ich mir nichts weiter gedacht, das zweite Mal bin ich stutzig geworden.«
    »Das zweite Mal? Am 21. November also.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich auch darüber nachgedacht und die Zeitungen gelesen habe.«
    »Ich habe gleich geahnt, dass sie es waren, aber ich habe mir nichts anmerken lassen.«
    »Aber sie haben es trotzdem erraten, wie?«
    »Ich weiß es nicht. Sie haben mir einen Tausendfrancschein gegeben.«
    »Gestern hast du gesagt, fünfhundert.«
    »Ich habe mich geirrt. Das war das nächste Mal, als sie nach Hause kamen und Carl mir drohte.«
    »Waren sie mit dem Auto unterwegs?«
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls sind sie vom Hotel zu Fuß weggegangen.«
    »Haben die Besuche des anderen Mannes, den du nicht kennst, ein paar Tage davor stattgefunden?«
    »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, glaube ich, ja.«
    »Hat er auch mit Maria geschlafen?«
    »Nein.«
    »So, und jetzt wirst du so freundlich sein und mir etwas gestehen. Denk an deine drei Verurteilungen.«
    »Ich war jung, damals.«
    »Umso widerlicher war es. Wie ich dich kenne, hat diese Maria dich bestimmt gereizt.«
    »Ich habe sie nie angerührt.«
    »Ach, du hattest

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