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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Madok.«
    »Wer ist zum Telefon runtergegangen?«
    »Woher wissen Sie, dass jemand telefoniert hat?«
    »Antworte!«
    »Sie sind gegen halb fünf angerufen worden, das stimmt. Ich habe die Stimme nicht erkannt, aber es war jemand, der ihre Sprache sprach und der einfach den Namen Carl genannt hat. Ich habe Carl gerufen, und er ist runtergekommen. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er in meinem Büro stand, zornig und wild gestikulierend. Er hat ganz laut in den Apparat gebrüllt. Als er wieder raufging, hat er wieder angefangen zu fluchen und zu toben, und dann ist gleich darauf Madok runtergekommen.«
    »Madok hat also seinen Kollegen umgebracht.«
    »Gut möglich.«
    »Haben sie nicht versucht, die Frau mitzunehmen?«
    »Ich habe mit ihnen darüber gesprochen, als sie durch den Flur kamen. Ich habe schon geahnt, dass mir das alles Scherereien bringen würde. Es wäre mir lieber gewesen, wenn sie alle miteinander verschwunden wären. Ich wusste nicht, dass sie so kurz vor der Entbindung war. Ich bin nach oben gegangen und habe ihr gesagt, sie solle verschwinden wie die anderen. Sie lag im Bett und sah mich ruhig an. Wissen Sie, sie versteht viel mehr Französisch, als sie zugeben will. Sie hat mir nicht einmal eine Antwort gegeben, aber dann hat sie sich plötzlich gewunden vor Schmerz, und da wusste ich, was los war.«
    »Und du, mein Junge«, sagte Maigret zu dem Inspektor, der dageblieben war, »du wartest jetzt, bis Moers kommt. Lass niemanden in die beiden Räume hinein, vor allem nicht den alten Affen hier. Hast du eine Waffe bei dir?«
    Der Polizist zeigte auf seine Jackentasche, die sich über den Revolver wölbte.
    »Moers soll sich zuerst mit den Fingerabdrücken befassen. Dann soll er alles mitnehmen, was uns einen Hinweis geben könnte. Sie haben natürlich keine Papiere hinterlassen. Das habe ich bereits festgestellt.«
    Alte Socken, Unterhosen, eine Mundharmonika, ein Nähetui, Kleidungsstücke, mehrere Päckchen Spielkarten, kleine, aus einem weichen Holz geschnitzte Figuren, das war alles.
    Er stieg die Treppe hinunter und ließ den Wirt vorangehen. Das sogenannte Büro war ein winziger, schlechtbeleuchteter, so gut wie nicht belüfteter Raum, in dem ein Feldbett, ein Tisch mit einem Gaskocher und Reste einer Mahlzeit standen.
    »Ich nehme an, du hast dir die Daten nicht aufgeschrieben, an denen die Kerle abwesend waren?«
    Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort:
    »Nein.«
    »Das habe ich mir gedacht. Aber das macht nichts. Du hast bis morgen früh Zeit, dein Gedächtnis aufzufrischen. Verstanden? Morgen früh komme ich her oder lasse dich abholen und in mein Büro bringen. Und dann brauche ich Daten, die genauen Daten, merk dir das. Wenn nicht, bin ich leider gezwungen, dich einzusperren.«
    Der Wirt wollte noch etwas sagen, zögerte aber.
    »Wenn zufällig einer käme … darf ich dann … darf ich dann meinen Revolver benutzen?«
    »Es ist dir wohl klargeworden, dass du zu viel weißt und dass sie auf die Idee kommen könnten, dir dasselbe Schicksal zu bereiten wie Victor?«
    »Ich habe Angst.«
    »Ein Polizist wird auf der Straße bleiben.«
    »Aber sie könnten über die Hinterhöfe kommen …«
    »Auch daran habe ich gedacht. Ich werde einen zweiten in der Rue Vieille-du-Temple Wache stehen lassen.« Die Straßen waren menschenleer, und die Stille wirkte nach der Unruhe der letzten Stunden fast unheimlich. Nichts erinnerte mehr an die Razzia. Die Lichter hinter den Fenstern waren erloschen. Alles schlief, außer denen, die man auf die Präfektur gebracht hatte, und außer Maria, die wahrscheinlich im Krankenhaus gerade ihr Kind zur Welt brachte, während Lucas im Flur auf und ab ging.
    Er stellte, wie er es versprochen hatte, zwei Männer auf Wache, gab ihnen genaue Anweisungen und musste in der Rue de Rivoli eine ganze Weile auf ein Taxi warten. Die Nacht war klar und kühl.
    Er zögerte einen Augenblick, als er in den Wagen stieg. Hatte er nicht die ganze vorhergehende Nacht geschlafen? Hatte er sich nicht drei Tage und Nächte lang wegen seiner berühmten Bronchitis ausruhen können? Hatte Moers Zeit zum Schlafen?
    »Wo ist noch ein Lokal offen?«, fragte er.
    Er hatte plötzlich Hunger. Hunger und Durst. Der Gedanke an ein schön gekühltes Glas Bier mit silberweißem Schaum ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Außer den Nachtlokalen wohl nur das ›Coupole‹ oder die kleinen Kneipen in den Halles.«
    Er wusste es ohnehin. Warum hatte er die Frage gestellt?
    »Zum

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