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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Albert ebenfalls Gummihandschuhe anhatten, so haben sie doch bei sich zu Hause im ›Lion d’Or‹ keine getragen. Beim Erkennungsdienst hat man nur die Fingerabdrücke eines Einzigen von ihnen identifiziert.«
    »Wessen?«
    »Die von Carl. Sein voller Name lautet Carl Lipschitz. Er ist in Böhmen geboren und vor fünf Jahren mit ordnungsgemäßem Pass legal nach Frankreich gekommen. Er gehörte zu einer Gruppe von Landarbeitern, die auf die großen Bauernhöfe in der Picardie und im Artois verteilt wurden.«
    »Warum ist er in der Verbrecherkartei aufgeführt?«
    »Vor zwei Jahren war er wegen Mordes und Vergewaltigung angeklagt. Es handelte sich um ein Mädchen in Saint-Aubin. Er arbeitete damals auf einem Hof im Dorf. Er wurde auf Gerüchte hin, die in der Bevölkerung umgingen, verhaftet, aber einen Monat später mangels Beweisen wieder freigelassen. Danach ist er untergetaucht. Sehr wahrscheinlich ist er nach Paris gekommen. Wir werden in den großen Fabriken in den Vororten Nachforschungen anstellen. Es würde mich nicht wundern, wenn er ebenfalls bei Citroën gearbeitet hätte. Ein Inspektor ist schon auf dem Weg dorthin.«
    »Damit hätten wir also einen identifiziert.«
    »Das ist nicht viel, aber immerhin steht er am Anfang all dieser Verbrechen. Colombani war so liebenswürdig, mir seine Akte zu übergeben. Ich habe sie aufmerksam studiert. Hier ist eine Karte von ihm, die er mit großer Sorgfalt gezeichnet hat. Ich lese in einem seiner Berichte auch, dass in den Dörfern, wo die Verbrechen verübt worden sind, kein Tscheche gelebt hat. Da dort einige Polen wohnen, haben manche von einer ›Polenbande‹ gesprochen und die Morde an diesen Leuten ihnen zur Last gelegt.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Als die Gruppe, der Carl angehörte, nach Frankreich kam, sind die Leute hierhin und dorthin verstreut worden. Nur er ist damals in die Gegend etwas südlich von Amiens gekommen. Dort sind die drei ersten Verbrechen verübt worden, alle auf reichen, abgelegenen Höfen, wo nur alte Leute lebten.«
    »Und die beiden letzten?«
    »Etwas östlicher, in der Gegend um Saint-Quentin. Wir werden bestimmt erfahren, dass Carl ein Mädchen oder einen Freund in der Gegend hatte. Er konnte mit dem Fahrrad dorthin fahren. Drei Jahre später, als die Bande sich zusammengeschlossen hat …«
    »Wo glauben Sie, war das?«
    »Ich weiß es nicht, aber Sie werden sehen, dass wir die Mehrzahl von ihnen in der Gegend um den Quai de Javel ausfindig machen werden. Victor Poliensky hat noch wenige Wochen vor dem ersten Überfall bei Citroën gearbeitet.«
    »Sie haben von einem Anführer gesprochen.«
    »Lassen Sie mich zuerst meinen Gedankengang zu Ende führen. Vor der Ermordung des kleinen Albert, oder vielmehr vor der Entdeckung seiner Leiche auf der Place de la Concorde – ich halte das absichtlich auseinander, Sie werden sehen, warum – war die Bande, die bei ihrem vierten Mord angelangt war, in völliger Sicherheit. Niemand wusste, wie die einzelnen Mitglieder aussahen. Unser einziger Zeuge war ein kleines Mädchen, das mit ansehen musste, wie eine Frau seine Mutter gequält hat. Aber die Männer hatte es kaum gesehen, und sie trugen außerdem schwarze Gesichtsmasken.«
    »Haben Sie die Tücher in der Rue du Roi-de-Sicile gefunden?«
    »Nein. Die Bande war, wie gesagt, in Sicherheit. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, die Mörder aus der Picardie in einem Elendsquartier von Paris zu suchen. Stimmt das, Colombani?«
    »Vollkommen.«
    »Der kleine Albert, der sich von Männern, die ihn verfolgten, bedroht fühlte – vergessen Sie nicht, dass er bei seinen Telefonanrufen gesagt hat, es seien mehrere, die einander ablösten –, der kleine Albert ist plötzlich in seinem eigenen Lokal durch einen Messerstich ermordet worden, nachdem er mich telefonisch um Schutz gebeten hatte. Er hatte die Absicht gehabt, mich aufzusuchen. Er hatte mir also Enthüllungen zu machen, und die anderen wussten es. Es stellt sich nun die Frage: Warum hat man sich die Mühe gemacht, seine Leiche zur Place de la Concorde zu transportieren?«
    Sie blickten ihn stumm an und suchten vergeblich nach einer Antwort auf diese Frage, die sich Maigret schon so oft selbst gestellt hatte.
    »Ich beziehe mich immer noch auf Colombanis Akte, die von beachtlicher Genauigkeit ist. Bei jedem der Überfälle auf die Höfe hat die Bande Autos benutzt, vor allem gestohlene Lieferwagen. Fast alle sind auf der großen Straße in der Nähe der Place Clichy geklaut

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