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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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liegt. Ich wollte mir nur eine Vorstellung von Ihrer Arbeit machen.«
    »Mrs. Wilcox ist nicht mehr ganz jung.«
    »Darum eben.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das hat auch nichts weiter zu bedeuten. Sagen Sie, Monsieur de Moricourt – so ist es doch richtig, nicht wahr –, wo haben Sie Mrs. Wilcox kennengelernt?«
    »Ist das ein Verhör?«
    »Sie können es nennen, wie Sie wollen.«
    »Muß ich die Frage beantworten?«
    »Sie können damit warten, bis ich Sie in aller Form vorlade.«
    »Bin ich in Ihren Augen verdächtig?«
    »Jeder und keiner ist verdächtig.«
    Der junge Mann überlegte ein paar Augenblicke und warf dann seine Zigarette durch die offene Tür. »Ich habe sie im Kasino in Cannes kennengelernt.«
    »Ist das schon lange her?«
    »Etwas mehr als ein Jahr.«
    »Spielen Sie?«
    »Ich habe gespielt. Auf die Weise habe ich mein Geld verloren.«
    »Hatten Sie viel?«
    »Die Frage erscheint mir indiskret.«
    »Haben Sie schon einmal gearbeitet?«
    »Ich war Attaché im Kabinett eines Ministers.«
    »Der wahrscheinlich ein Freund Ihrer Familie war.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Kennen Sie den jungen van Greef?«
    »Er war mehrmals an Bord, und wir haben ihm ein Bild abgekauft.«
    »Sie wollen sagen, daß Mrs. Wilcox ihm ein Bild abgekauft hat.«
    »Allerdings. Entschuldigen Sie.«
    »War Marcellin auch an Bord der ›North Star‹?«
    »Hin und wieder.«
    »Als Gast?«
    »Das ist schwer zu erklären, Herr Kommissar. Mrs. Wilcox ist ein sehr großzügiger Mensch.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Alles interessiert sie, vor allem hier am Mittelmeer, das sie über alles liebt und wo es von romantischen Typen nur so wimmelt. Marcellin war unbestreitbar solch ein Typ.«
    »Hat man ihm zu trinken angeboten?«
    »Jedem wird etwas zu trinken angeboten.«
    »Waren Sie an dem Abend, als das Verbrechen geschah, in der ›Arche‹?«
    »Wir waren mit dem Major zusammen.«
    »Das ist wohl auch so ein romantischer Typ.«
    »Mrs. Wilcox hat ihn schon in England gekannt. Es ist eine rein gesellschaftliche Bekanntschaft.«
    »Haben Sie Champagner getrunken?«
    »Der Major trinkt nur Champagner.«
    »Waren Sie sehr angeheitert?«
    »Wir waren ganz so, wie es sich gehört.«
    »Ist Marcellin dann zu Ihnen gekommen?«
    »Alle haben sich mehr oder weniger zu uns gesellt. Kennen Sie Major Bellam noch nicht?«
    »Ich werde das Vergnügen gewiß bald haben.«
    »Er ist die Großzügigkeit selber. Wenn er in die ›Arche‹ kommt …«
    »Geht er oft dort hin?«
    »Ja. Und er spendiert dann fast immer eine Runde für alle. Jeder stößt mit ihm an. Er lebt schon so lange auf der Insel, daß er von jedem Kind den Vornamen kennt.«
    »Marcellin ist also auch an Ihren Tisch gekommen? Er hat ein Glas Champagner getrunken.«
    »Nein. Champagner war ihm zuwider. Er behauptete immer, das sei höchstens etwas für junge Mädchen. Man hat eine Flasche Weißwein für ihn bringen lassen.«
    »Hat er sich an den Tisch gesetzt?«
    »Natürlich.«
    »Saßen noch andere Personen an Ihrem Tisch? Chariot zum Beispiel?«
    »Natürlich.«
    »Wissen Sie, was er für einen Beruf hat, wenn man dieses Wort hier anwenden kann?«
    »Er macht kein Hehl daraus, daß er zu nicht ganz einwandfreien Kreisen gehört. Er ist auch so ein Typ.«
    »Und als solcher ist er auch hin und wieder an Bord eingeladen worden?«
    »Ich glaube, Herr Kommissar, es gibt niemand auf der Insel, der nicht einmal dort war.«
    »Selbst Emil?«
    »Nein, der nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube, wir haben nie ein Wort mit ihm gewechselt. Er ist im Grunde ein Einzelgänger.«
    »Und er trinkt nicht.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und an Bord trinkt man viel, nicht wahr?«
    »Das kommt vor. Aber das ist doch wohl erlaubt.«
    »Saß Marcellin an Ihrem Tisch, als er von mir zu sprechen begann?«
    »Das kann sein. Ich erinnere mich nicht genau daran. Er erzählte wie immer Geschichten. Mrs. Wilcox hörte ihn gern seine Geschichten erzählen. Er sprach von seinen Bagno-Jahren.«
    »Er ist nie im Bagno gewesen.«
    »Dann hat er in diesem Fall geschwindelt.«
    »Um Mrs. Wilcox eine Freude zu machen, hat er also vom Bagno erzählt. Und ich kam in dem Bericht auch vor? War er betrunken?«
    »Er war nie ganz nüchtern, vor allem abends. Aber da fällt mir etwas ein. Er hat erzählt, er sei einer Frau wegen verurteilt worden.«
    »Hieß sie Ginette?«
    »Das kann sein. Ich glaube mich an den Namen zu erinnern. Und in diesem Zusammenhang hat er wohl davon

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