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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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seine Mutter gesehen. Sie ging Richtung Boulevard Richard-Wallace.«
    Das Gittertor quietschte. Eine kleine, nervöse Frau setzte sich auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig in Marsch. Maigret zahlte und holte sie ein, als sie gerade am Rand des Bois de Boulogne anlangte.
    »Madame Eugénie?«
    »Was wollen Sie von mir?«
    Freundlichkeit wurde in dem Haus in Neuilly nicht gerade großgeschrieben.
    »Einen Augenblick mit Ihnen plaudern.«
    »Ich habe keine Zeit zum Plaudern. Ich muss daheim meinen Haushalt versorgen.«
    »Ich bin von der Polizei.«
    »Das ändert nichts daran.«
    »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Bin ich verpflichtet, sie zu beantworten?«
    »Es wäre bestimmt besser.«
    »Ich mag die Polizei nicht.«
    »Das ist Ihr gutes Recht. Mögen Sie Ihre Herrschaft?«
    »Wanzen sind das!«
    »Die alte Madame Serre auch?«
    »Die ist eine Giftkröte!«
    Sie blieben an einer Autobushaltestelle stehen. Maigret hob die Hand, als ein leeres Taxi vorbeikam.
    »Ich bringe Sie nach Hause.«
    »Es gefällt mir ja nicht sehr, mit einem von der Polizei gesehen zu werden, aber so spare ich Zeit.«
    Sie stieg würdevoll in den Wagen.
    »Was haben Sie gegen die Serres?«
    »Und Sie? Warum stecken Sie Ihre Nase in deren Angelegenheiten?«
    »Die junge Madame Serre ist abgereist?«
    »Die junge?«, fragte sie ironisch.
    »Sagen wir: die Schwiegertochter.«
    »Die ist abgefahren, ja. Ab mit Schaden!«
    »War die auch eine Giftkröte?«
    »Nein.«
    »Sie mochten sie nicht?«
    »Sie stöberte immer in der Speisekammer herum, und zur Essenszeit fand ich nicht mal die Hälfte von dem wieder, was ich vorbereitet hatte.«
    »Wann ist sie abgereist?«
    »Dienstag.«
    Sie fuhren über die Brücke von Puteaux. Eugénie klopfte an die Scheibe, die sie vom Fahrer trennte.
    »Wir sind da«, sagte sie. »Brauchen Sie mich noch?«
    »Kann ich einen Augenblick mit zu Ihnen kommen?«
    Sie befanden sich auf einem belebten Platz. Die Putzfrau steuerte auf einen Hausflur rechts neben einem Laden zu und stieg eine Treppe hinauf, die nach Spülwasser roch.
    »Wenn Sie denen bloß sagen könnten, sie sollten meinen Sohn zufriedenlassen.«
    »Wem soll ich das sagen?«
    »Den anderen von der Polizei. Denen hier bei uns. Sie hören einfach nicht auf, ihm Schwierigkeiten zu machen.«
    »Was macht er denn?«
    »Er arbeitet.«
    »Was?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie sind selbst schuld, wenn Sie in eine unaufgeräumte Wohnung kommen. Ich kann nicht den ganzen Tag bei anderen Leuten putzen und bei mir alles sauberhalten!«
    Sie öffnete das Fenster, denn es roch ziemlich muffig. Aber es herrschte keine Unordnung, und abgesehen von einem Bett in einer Ecke war das Wohn-Esszimmer fast behaglich zu nennen.
    »Worum geht’s denn?«, fragte sie, während sie ihren Hut absetzte.
    »Maria Serre ist nicht mehr aufzufinden.«
    »Logisch. Schließlich ist sie in Holland.«
    »Auch in Holland ist sie unauffindbar.«
    »Warum muss man sie denn unbedingt wiederfinden?«
    »Weil Gründe zu der Annahme bestehen, dass sie ermordet worden ist.«
    Ein kleiner Funke blitzte in Eugénies braunen Augen auf.
    »Warum verhaften Sie die Serres denn nicht?«
    »Wir haben noch keine Beweise.«
    »Sie rechnen damit, dass ich sie Ihnen liefere?«
    Sie setzte einen Topf mit Wasser auf den Gasherd und trat dann wieder zu Maigret.
    »Was ist am Dienstag geschehen?«
    »Sie hat den ganzen Tag ihre Koffer gepackt.«
    »Einen Augenblick. Sie ist zweieinhalb Jahre verheiratet gewesen, nicht wahr? Ich nehme an, dass sie eine ganze Menge persönlicher Dinge besaß?«
    »Sie hatte mindestens dreißig Kleider und ebenso viele Schuhe.«
    »War sie eitel?«
    »Sie warf nichts fort. Manche Kleider waren schon zehn Jahre alt. Sie trug sie nicht mehr, aber sie hätte sie nicht für alles Gold der Welt weggegeben.«
    »Geizig?«
    »Sind nicht alle reichen Leute geizig?«
    »Mir ist gesagt worden, sie hätte nur einen großen und zwei kleine Koffer mitgenommen.«
    »Das stimmt. Die übrigen Sachen waren in der Woche davor weggeschickt worden.«
    »Sie wollen sagen, dass sie weitere Koffer aufgegeben hat?«
    »Koffer, Kisten und Kartons, ja. Eine Speditionsfirma hat das alles am letzten Donnerstag oder Freitag mit einem Lastwagen abgeholt.«
    »Haben Sie auf die Beschriftung geachtet?«
    »Die genaue Adresse weiß ich nicht mehr, aber die Sachen gingen nach Amsterdam.«
    »Wusste Monsieur Serre das?«
    »Natürlich.«
    »Also war die Abreise schon vor längerer Zeit beschlossen

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