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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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ergeben?«
    »Vielleicht.«
    »Dieser Mann könnte uns Schwierigkeiten machen. Er kennt seine Rechte.«
    »Ich weiß.«
    Es war, als hätte Maigret unbewusst das Gebaren des Zahnarztes übernommen. Er hatte dieselbe düstere und unnahbare Miene aufgesetzt. Auch er ging zur Tür.
    »Was wird ihm denn zur Last gelegt, Maigret?«
    »Ich weiß es noch nicht. Möglicherweise hat er seine Frau umgebracht.«
    Er bedankte sich noch bei Vanneau und stand dann wieder auf der Straße, wo ihn der Polizeiwagen erwartete. Ehe er einstieg, trank er ein Glas an der Bar an der Ecke, und als er in den Spiegel sah, fragte er sich, wie ihm ein Panamahut stehen würde. Und ein versonnenes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sich klar wurde, dass so etwas wie ein Kampf der Schwergewichtler bevorstand.
    Dem Fahrer sagte er:
    »Fahren Sie durch die Rue de la Ferme.«
    Unweit der Nummer 43 a sahen sie Serre, der mit großen, etwas schlappen Schritten den Bürgersteig entlangschritt. Wie manche Dicke ging er breitbeinig. Er rauchte noch immer seine lange Zigarre. Als er an der Garage vorbeikam, war ihm sicher der Inspektor aufgefallen, der dort Posten bezogen und keine Möglichkeit hatte, sich zu verstecken.
    Maigret war sich unschlüssig, ob er das Auto vor dem Haus mit dem schwarzen Gitter halten lassen sollte. Wozu? Man würde ihn ja doch nicht hereinlassen.
    Ernestine wartete am Quai des Orfèvres im »Glaskasten« auf ihn. Er führte sie in sein Büro.
    »Wissen Sie etwas Neues?«, fragte sie sofort.
    »Überhaupt nichts.«
    Er hatte schlechte Laune. Sie konnte nicht ahnen, dass er es nicht unangenehm fand, bei einem schwierigen Fall anfangs schlecht gelaunt zu sein.
    »Ich schon. Ich habe heute Morgen eine Karte bekommen. Ich habe sie Ihnen mitgebracht.«
    Sie reichte ihm eine bunte Ansichtskarte mit dem Rathaus von Le Havre darauf. Sie enthielt weder Text noch Unterschrift, sondern nur den Namen der Bohnenstange und den Vermerk ›Postlagernd‹.
    »Von Alfred?«
    »Es ist seine Schrift.«
    »Dann ist er also nicht nach Belgien gefahren?«
    »Sieht so aus. Er hatte wohl Bammel vor der Kontrolle an der Grenze.«
    »Glauben Sie, dass er versucht, an Bord eines Schiffes zu kommen?«
    »Das nicht. Er hat noch nie ein Schiff betreten. Ich möchte Sie jetzt etwas fragen, Monsieur Maigret, aber Sie müssen mir ehrlich antworten. Angenommen, er kommt nach Paris zurück, was dann?«
    »Sie wollen wissen, ob er verhaftet wird?«
    »Ja.«
    »Wegen versuchten Einbruchs?«
    »Ja.«
    »Man kann ihn gar nicht verhaften, weil er nicht auf frischer Tat ertappt worden ist und weil andererseits Guillaume Serre keine Anzeige erstattet hat, ja sogar bestreitet, dass bei ihm jemand eingestiegen ist.«
    »Er würde also in Ruhe gelassen?«
    »Vorausgesetzt, dass er nicht gelogen hat und dass die Dinge sich nicht ganz anders abgespielt haben.«
    »Kann ich ihm das versprechen?«
    »Ja.«
    »Dann werde ich eine Anzeige in der Zeitung aufgeben. Er liest jeden Tag die gleiche Zeitung, wegen der Kreuzworträtsel.«
    Sie beobachtete ihn einen Augenblick lang.
    »Man sollte meinen, Sie hätten kein Vertrauen.«
    »Vertrauen in was?«
    »In die ganze Angelegenheit. In sich selbst. Ich weiß es nicht. Haben Sie den Zahnarzt noch einmal gesehen?«
    »Vor einer halben Stunde.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Nichts.«
    Auch sie drängte ihn nicht weiter, und als das Telefon klingelte, verabschiedete sie sich.
    »Was ist los?«, knurrte Maigret in den Apparat hinein.
    »Ich bin’s, Chef. Kann ich zu Ihnen kommen?«
    Ein paar Sekunden später betrat Janvier das Büro, quicklebendig und sichtlich mit sich zufrieden.
    »Ich habe haufenweise gute Tipps. Ich erzähle sie Ihnen gleich. Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Sein Ungestüm wurde etwas gebremst durch Maigrets Verhalten, der sich erst das Jackett auszog und dann seine Krawatte lockerte, um sich Luft zu verschaffen.
    »Ich bin zuerst zu dieser Familienpension gefahren, von der ich Ihnen erzählt habe. Sie gleicht diesen Hotels auf dem linken Seine-Ufer mit den Zimmerpalmen in der Eingangshalle und alten Damen, die in Korbsesseln sitzen. Gäste, die jünger waren als fünfzig, habe ich kaum gesehen. Vor allem Ausländerinnen – Engländerinnen, Schweizerinnen und Amerikanerinnen –, die in die Museen gehen und endlos lange Briefe schreiben.«
    »Weiter!«
    Maigret kannte sich in diesem Genre aus. Es lohnte sich nicht, sich damit aufzuhalten.
    »Maria van Aerts hat dort ein Jahr lang gewohnt. Man hat sie nicht

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