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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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vergessen, denn sie war in der Pension beliebt. Es scheint, dass sie eine sehr lustige Person war, immerzu lachte, wobei ihr üppiger Busen lustig auf und ab wogte. Sie stopfte sich mit Kuchen voll und ließ keinen Vortrag in der Sorbonne aus.«
    »Ist das alles?«, warf Maigret mit einer Miene ein, als verstehe er nicht, warum Janvier so aufgeregt tat.
    »Sie schrieb fast täglich acht bis zehn Seiten lange Briefe.«
    Maigret zuckte mit den Schultern und sah dann den Inspektor mit interessierterem Blick an. Jetzt verstand er.
    »Immer an dieselbe Empfängerin, eine Pensionatsfreundin, die in Amsterdam lebt. Ihren Namen habe ich. Diese Freundin hat sie einmal hier besucht. Sie haben drei Wochen lang im selben Zimmer gewohnt. Ich vermute, dass Maria Serre ihr nach ihrer Hochzeit weiter geschrieben hat. Die Freundin heißt Gertrude Oosting. Sie ist mit einem Brauereibesitzer verheiratet. Ihre Adresse muss leicht festzustellen sein.«
    »Ruf in Amsterdam an!«
    »Wollen Sie die Briefe haben?«
    »Die letzten, wenn möglich.«
    »Das habe ich angenommen. Brüssel hat noch immer keine Nachricht vom Traurigen Alfred.«
    »Er ist in Le Havre.«
    »Soll ich in Le Havre anrufen?«
    »Das mache ich selber. Wer hat Zeit nebenan?«
    »Torrence ist heute Morgen zurückgekommen.«
    »Schick ihn mir rüber!«
    Er war ebenfalls ein Schwergewichtler, der nicht durch eine menschenleere Straße gehen konnte, ohne aufzufallen.
    »Du machst dich jetzt auf die Socken und pflanzt dich in Neuilly in der Rue de la Ferme gegenüber der Hausnummer 43 a auf. Ein Haus mit einem Vorgarten und einem Gitter. Du brauchst dich nicht zu verstecken, im Gegenteil. Wenn du jemanden herauskommen siehst, der noch größer und breiter ist als du, dann folge ihm möglichst auffällig.«
    »Ist das alles?«
    »Richte es ein, dass du während der Nacht Ablösung bekommst. Ein Mann vom Revier in Neuilly behält weiter die Straße abwärts die Garage im Auge.«
    »Wenn der Kerl nun mit dem Auto abhaut?«
    »Nimm einen von unseren Wagen und stell ihn am Straßenrand ab.«
    Er hatte keine Lust, zum Mittagessen nach Hause zu fahren. Es war noch heißer als am Vortag. Ein Gewitter kündigte sich an. Die meisten Männer flanierten mit dem Jackett überm Arm, und ein paar Straßenjungen badeten in der Seine.
    Er aß einen Happen in der ›Brasserie Dauphine‹, nachdem er, wie zum Trotz, zwei Pernod getrunken hatte. Dann stieg er hinauf zu Moers vom Erkennungsdienst, der unter dem glutheißen Dach des Palais de Justice residierte.
    »Sagen wir also, heute Abend gegen elf. Bring das nötige Material mit und einen deiner Beamten.«
    Er hatte die Polizei in Le Havre benachrichtigt. War der Traurige Alfred trotz allem an der Gare du Nord in einen Zug gestiegen, nach Lille beispielsweise, oder war er nach seinem Telefongespräch mit Ernestine sofort zur Gare Saint-Lazare geeilt? Er musste sich in einem armseligen möblierten Zimmer vergraben haben oder von Bistro zu Bistro irren und jedes Mal Vichywasser trinken, wenn er nicht schon versuchte, sich auf ein Schiff zu stehlen. Ob es in Le Havre ebenso heiß war wie in Paris?
    Das Taxi, das angeblich Maria Serre und ihr Gepäck befördert hatte, war noch immer nicht ausfindig gemacht worden. Die Bahnbeamten der Gare du Nord konnten sich nicht an sie erinnern.
    Als Maigret gegen drei Uhr die Zeitung aufschlug, las er Ernestines Anzeige:
     
    Für Alfred. Komm nach Paris zurück!
    Keine Gefahr. Alles in Ordnung. Tine
     
    Es war halb fünf, als er in seinem Sessel wieder zu sich kam, die Zeitung auf den Knien. Er hatte die Seite nicht umgeblättert. Er hatte geschlafen und davon einen Frosch im Hals und ein steifes Kreuz bekommen.
    Kein einziger Wagen der Kriminalpolizei stand im Hof, und er musste bis zum Ende des Quais gehen, um ein Taxi zu bekommen.
    »Rue de la Ferme in Neuilly. Ich sage Ihnen, wo Sie halten sollen.«
    Fast wäre er erneut eingenickt. Es war schon fünf vor fünf, als er das Auto gegenüber dem schon vertrauten Bistro halten ließ. Niemand saß auf der Terrasse. Ein Stück entfernt war die Silhouette des dicken Torrence zu erkennen, der auf der Schattenseite auf und ab ging. Er bezahlte den Chauffeur und setzte sich mit einem Seufzer der Erleichterung hin.
    »Was darf ich Ihnen bringen, Monsieur Maigret?«
    Ein Bier! Er hatte solchen Durst, dass er fünf Gläser Bier hintereinander hätte hinunterstürzen können.
    »Ist er nicht wieder mal hier gewesen?«
    »Wer? Der Zahnarzt? Nein. Ich habe heute Morgen

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