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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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worden?«
    »Nach ihrem letzten Anfall. Bei jedem Anfall sprach sie davon, dass sie in ihre Heimat zurückkehren wolle.«
    »Was für Anfälle waren das?«
    »Herzanfälle, behauptete sie immer.«
    »War sie denn herzkrank?«
    »Es scheint so.«
    »Kam ein Arzt ins Haus?«
    »Ja, Doktor Dubuc.«
    »Und sie nahm Medikamente?«
    »Bei jeder Mahlzeit. Alle nahmen welche. Die beiden anderen tun es noch, und jeder hat sein Fläschchen mit Pillen oder Tropfen vor seinem Gedeck stehen.«
    »Ist Guillaume Serre krank?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Seine Mutter?«
    »Reiche Leute sind alle krank.«
    »Verstanden sie sich gut?«
    »Manchmal haben sie eine ganze Woche lang kein Wort miteinander gesprochen.«
    »Maria Serre schrieb wohl viel?«
    »Fast von morgens bis abends.«
    »Haben Sie manchmal ihre Briefe in den Kasten gesteckt?«
    »Ja, oft. Sie waren immer an dieselbe Person gerichtet, eine Frau mit einem komischen Namen, die in Amsterdam wohnt.«
    »Sind die Serres reich?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Und Maria?«
    »Die sicher auch, sonst hätte er sie nicht geheiratet.«
    »Waren Sie schon bei den Serres in Stellung, als die beiden heirateten?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wer damals im Haus gearbeitet hat?«
    »Sie wechseln ständig ihre Hilfe. Für mich ist das jetzt die letzte Woche. Wenn man das Haus erst richtig kennt, geht man lieber wieder.«
    »Warum?«
    »Fänden Sie es etwa angenehm, wenn man Ihnen die Zuckerstücke in der Dose vorzählt und einen halbverfaulten Apfel zum Nachtisch hinstellt?«
    »Tut die alte Madame Serre das?«
    »Ja. Unter dem Vorwand, sie arbeite in ihrem Alter den ganzen Tag lang, was ihre Sache ist, springt sie einem ins Genick, wenn man das Pech hat, sich mal eine Minute hinzusetzen.«
    »Schimpft sie mit Ihnen?«
    »Sie hat noch nie mit mir geschimpft. Das hätte ich mal erleben sollen! Es ist viel schlimmer. Sie ist überfreundlich, sieht einen verzweifelt an, als sei man für sie eine einzige Enttäuschung.«
    »Ist Ihnen nichts aufgefallen, als Sie am Mittwochmorgen Ihren Dienst begannen?«
    »Nein.«
    »Sie haben nicht bemerkt, dass während der Nacht eine Fensterscheibe entzweigegangen oder dass der Kitt an einer der Scheiben noch frisch war?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie irren sich im Datum.«
    »An welchem Tag ist es denn passiert?«
    »Zwei oder drei Tage davor, als das schwere Gewitter war.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher?«
    »Ganz bestimmt. Ich habe ja noch den Fußboden im Arbeitszimmer bohnern müssen, weil es hereingeregnet hatte.«
    »Wer hat die Scheibe eingesetzt?«
    »Monsieur Guillaume.«
    »Hat er sie selbst gekauft?«
    »Ja. Er hat auch den Kitt mitgebracht. Das war so gegen zehn Uhr vormittags. Wahrscheinlich ist er zu dem Eisenwarengeschäft in der Rue de Longchamp gegangen. Sie lassen keinen Handwerker kommen, wenn sie es vermeiden können. Monsieur Guillaume repariert sogar die Klosetts, wenn sie mal verstopft sind.«
    »Und mit dem Datum vertun Sie sich nicht?«
    »Absolut nicht.«
    »Besten Dank!«
    Maigret blieb hier nichts mehr zu tun. Alles in allem gab es auch in der Rue de la Ferme nichts mehr für ihn zu tun. Es sei denn, man hegte den Verdacht, dass Eugénie eine einstudierte Lektion herunterrasselte. In diesem Fall war sie noch robuster als die beiden anderen.
    »Sie glauben nicht, dass sie sie umgebracht haben?«
    Er gab keine Antwort und ging zur Tür.
    »Wegen der Fensterscheibe?«
    Aus ihrer Stimme klang Unschlüssigkeit.
    »Ist es unbedingt nötig, dass die Scheibe an dem von Ihnen genannten Tag kaputtging?«
    »Warum? Möchten Sie die beiden gern im Gefängnis sehen?«
    »Das würde mir tatsächlich Spaß machen. Aber da ich jetzt die Wahrheit gesagt habe …«
    Es tat ihr leid. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte ihre Aussage widerrufen.
    »Sie könnten ja mal in dem Eisenwarengeschäft nachfragen, wo er die Scheibe und den Kitt gekauft hat.«
    »Danke für den Rat.«
    Er blieb einen Moment vor dem Haus stehen, in dem sich zufällig ein solches Geschäft befand. Aber es war nicht das richtige. Er wartete auf ein Taxi.
    »Rue de la Ferme.«
    Es lohnte nicht die Mühe, dass sich Torrence und der Inspektor aus Neuilly auf seine Anweisung hin länger auf dem Bürgersteig die Beine in den Leib standen. Die Erinnerung an Ernestines Komödie in der Rue de la Lune stieg in ihm auf, und er fand sie überhaupt nicht komisch. Er begann, über das Mädchen nachzudenken. Schließlich hatte sie ihn auf diese Fährte gebracht. Er hatte

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