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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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habe einen Wagen vor der Tür stehen!‹
    Er hat die Achseln gezuckt, hat einen Panamahut vom Garderobenständer genommen und aufgesetzt und ist mir gefolgt. Jetzt sitzt er bei mir drin auf einem Stuhl. Bisher hat er den Mund noch nicht aufgemacht.«
    Wenig später betrat Maigret Vanneaus Büro, in dem Serre saß und eine tiefschwarze Zigarre rauchte. Der Kommissar nahm auf dem Stuhl des Inspektors Platz.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sie gestört zu haben, Monsieur Serre, aber ich möchte gern, dass Sie ein paar Fragen beantworten.«
    Wie am Tag zuvor sah ihn der riesige Zahnarzt mit müdem Blick an. Aus seinen düsteren Augen sprach kein Fünkchen Sympathie. Maigret wusste plötzlich, woran der Mann ihn denken ließ: an einen Türken auf Bildern von früher. Er hatte den passenden Bauch, das gleiche Körpergewicht und vermutlich auch die gleiche Kraft. Denn trotz seiner Fettleibigkeit erweckte er den Eindruck beträchtlicher Stärke. Er hatte auch die hochmütige Ruhe der Paschas, die die Zigarettenpäckchen zieren.
    Anstatt ein Zeichen des Einverständnisses zu geben oder eine Höflichkeitsfloskel zu äußern, geschweige denn zu protestieren, zog Serre ein gelbliches Formular aus der Tasche und warf einen Blick darauf.
    »Ich bin vom Polizeikommissar in Neuilly herbestellt worden«, sagte er. »Ich erwarte Aufklärung darüber, was dieser Kommissar von mir will!«
    »Sie weigern sich also, mir zu antworten?«
    »Ganz entschieden!«
    Maigret zögerte. Er hatte alle möglichen Menschen kennengelernt: bärenstarke, verstockte, starrsinnige, durchtriebene. Aber noch nie hatte ihm jemand mit so ruhiger Energie geantwortet.
    »Ich vermute, dass es keinen Zweck hat, darauf zu bestehen?«
    »Da bin ich Ihrer Meinung.«
    »Oder zu versuchen, Ihnen zu beweisen, dass Ihre Einstellung nicht zu Ihren Gunsten spricht?«
    Diesmal begnügte sich sein Gegenüber mit einem Seufzer.
    »Also, schön. Warten Sie. Der Polizeikommissar wird Sie gleich empfangen.«
    Maigret suchte den Kommissar auf, der nicht gleich verstand, was von ihm erwartet wurde, und sich nur widerwillig zur Verfügung stellte. Sein Büro war komfortabler, fast luxuriös im Vergleich zu den anderen Räumlichkeiten. Auf dem Kaminsims stand sogar eine Pendeluhr aus Marmor.
    »Lassen Sie Monsieur Serre eintreten!«, wies er den diensthabenden Beamten an.
    Er machte eine einladende Handbewegung in Richtung eines Sessels mit rotem Samtbezug.
    »Nehmen Sie Platz, Monsieur Serre. Es handelt sich nur um eine Überprüfung. Ich werde Ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.«
    Der Kommissar überflog ein Schriftstück, das ihm gebracht worden war.
    »Sie sind doch der Eigentümer eines Wagens mit der polizeilichen Kennnummer RS 88 22 L?«
    Der Zahnarzt nickte zustimmend. Maigret hatte sich auf die Fensterbank gesetzt und musterte ihn mit sehr nachdenklicher Miene.
    »Dieser Wagen ist nach wie vor in Ihrem Besitz?«
    Wiederum ein Kopfnicken.
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal benutzt?«
    »Ich nehme an, ich habe das Recht zu erfahren, wieso man mir diese Fragen stellt?«
    Der Polizeikommissar rückte auf seinem Stuhl hin und her. Er war überhaupt nicht begeistert von der Aufgabe, mit der Maigret ihn da betraut hatte.
    »Nehmen wir mal an, Ihr Auto habe einen Unfall verursacht …«
    »Ist das denn geschehen?«
    »Nehmen wir an, seine Nummer sei uns gemeldet worden als die eines Wagens, der jemanden angefahren hat.«
    »Wann?«
    Der Beamte warf Maigret einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Am Dienstagabend.«
    »Wo?«
    »In der Nähe der Seine.«
    »Mein Wagen blieb Dienstagabend in der Garage.«
    »Jemand kann ihn ohne Ihr Wissen benutzt haben.«
    »Das glaube ich nicht. Die Garage ist abgeschlossen.«
    »Sie versichern also, Sie hätten Ihr Auto am Dienstagabend nicht benutzt, auch nicht später während der Nacht?«
    »Wo sind die Unfallzeugen?«
    Neuer verzweifelter Blick des Kommissars zu Maigret. Dieser merkte, dass die Vernehmung fruchtlos war, und bedeutete ihm, es gut sein zu lassen.
    »Ich habe Ihnen keine weiteren Fragen zu stellen, Monsieur Serre. Ich danke Ihnen!«
    Der Zahnarzt erhob sich zu voller Körpergröße, mit der er vorübergehend das Büro fast ganz auszufüllen schien, dann setzte er sich den Panamahut auf und verließ das Zimmer, nicht ohne Maigret mit einem eindringlichen Blick bedacht zu haben.
    »Ich habe getan, was ich konnte. Sie haben es ja gesehen.«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Hat sich dadurch ein Hinweis

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