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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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nicht letzte Nacht, vorletzte.«
    »Und hat sich dann verdünnisiert?«
    »Moment, Herr Kommissar! Sie werden gleich sehen, dass alles, was ich Ihnen erzähle, wichtig ist. Sie kennen doch die Leute, die immer Lotterielose kaufen? Die dafür sogar hungern und jedes Mal denken, in ein paar Tagen sind sie endlich reich. Mit Alfred ist es dasselbe. Es gibt in Paris Dutzende von Geldschränken, die er aufgestellt hat und die er wie seine Westentasche kennt. Gewöhnlich kauft man doch einen Geldschrank, um Geld oder Schmuck einzuschließen.«
    »Er hofft also, den ganz großen Fischzug zu machen?«
    »Genau.«
    Sie zuckte mit den Schultern, als spräche sie von der harmlosen Manie eines Kindes, und fügte hinzu:
    »Er hat einfach kein Glück. Meistens fallen ihm Effekten, die man nicht verkaufen kann, oder Geschäftspapiere in die Hand. Und dann macht er endlich den großen Fischzug, eine Summe, mit der er für den Rest seines Lebens ausgesorgt hätte, und da, ausgerechnet, schnappt ihn Boissier.«
    »Waren Sie dabei? Haben Sie Schmiere gestanden?«
    »Nein. Das hat er nie gewollt. Anfangs sagte er mir, wo er arbeiten wollte, und ich habe es dann immer so eingerichtet, dass ich in der Nähe war. Als er’s merkte, hat er mich nicht mehr ins Vertrauen gezogen.«
    »Weil er befürchtete, dass Sie geschnappt würden?«
    »Vielleicht. Wahrscheinlich auch aus Aberglauben. Sehen Sie, obwohl wir zusammenleben, ist er ein Einzelgänger. Es kommt vor, dass er zwei Tage kein einziges Wort von sich gibt. Wenn ich ihn abends mit seinem Fahrrad wegfahren sehe, weiß ich, was das zu bedeuten hat.«
    Maigret fiel dieses Detail wieder ein. Einige Zeitungen hatten Alfred Jussiaume den »Einbrecher mit dem Rad« getauft.
    »Das ist auch eine Idee von ihm. Er behauptet, nachts falle ein Radfahrer nicht auf, besonders wenn er einen Werkzeugkasten über der Schulter hängen hat. Man halte ihn für einen Arbeiter, der zur Schicht fährt. Sie sehen, ich spreche mit Ihnen wie mit einem Freund.«
    Maigret überlegte immer noch, warum sie gerade in sein Büro gekommen war. Als sie aufs Neue nach einer Zigarette griff, hielt er ihr ein brennendes Streichholz entgegen.
    »Heute ist Donnerstag. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist Alfred losgefahren, um ein Ding zu drehen.«
    »Hat er Ihnen das vorher erzählt?«
    »Seit mehreren Abenden verließ er das Haus immer um die gleiche Zeit. Das hat etwas zu bedeuten, denn bevor er in ein Haus oder ein Büro einbricht, sondiert er manchmal eine ganze Woche das Terrain, um die Gewohnheiten der betreffenden Leute kennenzulernen.«
    »Und um sicherzugehen, dass niemand da ist?«
    »Nein. Das ist ihm egal. Ich glaube sogar, dass er lieber irgendwo arbeitet, wo jemand da ist, als in einem verlassenen Gebäude. Er arbeitet geräuschlos, man hört ihn einfach nicht. Wie oft schon hat er sich neben mich ins Bett gelegt, ohne dass ich davon aufgewacht bin.«
    »Wissen Sie, wo er in der vorletzten Nacht gearbeitet hat?«
    »Ich weiß nur, dass es in Neuilly war. Und selbst das habe ich nur rein zufällig herausbekommen. Am Tag davor hat er mir beim Nachhausekommen erzählt, dass die Polizei seine Papiere hatte sehen wollen und ihn sicher für einen Lustmolch gehalten hatte, weil sie ihn im Bois de Boulogne an der Stelle anhielten, wo gewöhnlich die Strichmädchen rumlaufen.
    ›Wo war das?‹, habe ich ihn gefragt.
    ›Hinter dem Jardin d’Acclimatation. Ich war auf dem Rückweg von Neuilly.‹
    Vorgestern Abend hat er dann seinen Werkzeugkasten mitgenommen, und da wusste ich, dass er arbeiten ging.«
    »Hat er eigentlich getrunken?«
    »Er trinkt und raucht nicht. Das könnte er gar nicht vertragen. Er hat ständig Angst vor einem Anfall und schämt sich furchtbar, wenn das mitten auf der Straße passiert und haufenweise Leute um ihn herumstehen und mitleidige Bemerkungen über sein Geschick machen. Bevor er losfuhr, hat er noch gesagt: ›Ich glaube, diesmal können wir bestimmt aufs Land ziehen.‹«
    Maigret hatte begonnen, sich Notizen zu machen, die er mechanisch mit Kringeln verzierte.
    »Wie spät ist er vom Quai de Jemmapes losgefahren?«
    »So gegen elf, wie die Nächte vorher.«
    »Er kam also wohl gegen Mitternacht in Neuilly an.«
    »Wahrscheinlich. Er fuhr nie schnell, andererseits gibt es um diese Zeit keinen Stau.«
    »Wann haben Sie ihn wiedergesehen?«
    »Ich habe ihn seitdem nicht wiedergesehen.«
    »Und aus diesem Grund glauben Sie, dass ihm etwas zugestoßen ist?«
    »Er hat mich

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