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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Schwiegermutter geschrieben habe, musst Du Dich fragen, was mit mir los ist und warum ich nicht mehr lustig bin.
    Vielleicht ist ein Traum schuld, den ich vergangene Nacht gehabt habe und der mir den ganzen Tag verdorben hat. Du erinnerst Dich doch des kleinen Bildes, das im Museum in Den Haag hängt und vor dem wir errötet sind? Es ist nicht signiert. Es wird einem Maler der Florentiner Schule zugeschrieben, dessen Namen ich vergessen habe, und stellt einen Faun dar, der auf seinen Schultern eine splitternackte Frau davonträgt, die sich sträubt. Weißt Du noch?
    Der Faun sah in meinem Traum genauso aus wie G …, und seine Miene war derart grausam, dass ich zitternd und schweißgebadet aufwachte.
    Kein Angstgefühl, das ist das Seltsame dabei. Ich erinnere mich nur noch schwach. Bestimmt spielte Angst eine Rolle, aber auch ein anderes Gefühl. Ich werde versuchen, es Dir am Mittwoch zu schildern, wenn wir endlich wieder schwatzen können, wie wir es so ausführlich bei Deiner letzten Reise getan haben.
    Ich reise Dienstagabend ab, so viel steht fest. Daran gibt es gar keinen Zweifel. Das macht nur noch zwei Tage, die ich warten muss. Ich habe in dieser Zeit noch einen Haufen Dinge zu erledigen. Die Zeit wird also schnell herumgehen. Trotzdem kommt mir alles noch weit entfernt und fast unwirklich vor.
    Manchmal meine ich, besonders nach diesem Traum, ein Ereignis könnte eintreten, das mich an der Abreise hindert.
    Hab keine Angst! Mein Entschluss ist gefasst. Ich befolge Deinen Rat. Ich kann das Leben hier nicht länger ertragen. Aber …«
     
    »Sind Sie da, Chef?«
    Es war Janvier mit beschriebenen Papierbogen in der Hand.
    »Wir sind fertig. Er wartet auf Sie.«
    Maigret nahm die Blätter, ließ den Übersetzer bei seiner Arbeit zurück und durchquerte nachdenklich das Inspektorenzimmer. Niemand sah in diesem Augenblick voraus, wie lange das Verhör noch dauern würde. Guillaume Serre blickte zu dem Kommissar auf und nahm von sich aus einen Federhalter vom Schreibtisch.
    »Ich muss vermutlich unterschreiben?«
    »Hier. Ja. Haben Sie es durchgelesen?«
    »Ich habe es gelesen. Dürfte ich Sie um ein Glas Wasser bitten?«
    »Möchten Sie nicht lieber ein Glas Rotwein?«
    Der Zahnarzt blickte ihn an und verzog den Mund zu einem undefinierbaren Lächeln, in dem ebenso viel Ironie wie Bitterkeit lag.
    »Das auch?«, fragte er mit zusammengepressten Lippen.
    »Das auch, Monsieur Serre. Sie haben solche Angst vor Ihrer Mutter, dass Sie gezwungen sind, heimlich zu trinken.«
    »Ist das eine Frage? Muss ich darauf antworten?«
    »Wenn Sie Wert darauf legen.«
    »Sie müssen wissen, dass mein Großvater mütterlicherseits Trinker war, dass ihre beiden inzwischen verstorbenen Brüder es ebenfalls waren und dass ihre Schwester ihr Leben in einer Nervenheilanstalt beschloss. Meine Mutter hat in der ständigen Angst gelebt, ich könnte ebenfalls zu trinken anfangen, denn sie weigert sich zu glauben, dass diese Neigung nicht erblich ist. Als ich Student war, wartete sie immer voll Sorge, dass ich heimkam, und es ist vorgekommen, dass sie um die Cafés am Boulevard Saint-Michel herumstrich, wo ich mit meinen Freunden saß. Es ist nie ein Tropfen Alkohol im Haus gewesen, und wenn sich mal Wein im Keller befindet, trägt sie aus Gewohnheit den Schlüssel immer bei sich.«
    »Sie erlaubt Ihnen ein Glas mit Wasser verdünntem Wein bei jeder Mahlzeit, nicht wahr?«
    »Ich weiß, dass sie Sie aufgesucht und mit Ihnen gesprochen hat.«
    »Hat sie Ihnen berichtet, was sie mir gesagt hat?«
    »Ja.«
    »Sie hängen sehr an Ihrer Mutter, Monsieur Serre?«
    »Wir haben fast immer allein gelebt, sie und ich.«
    »Ein bisschen wie ein Ehepaar?«
    Er wurde leicht rot.
    »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Ist Ihre Mutter eifersüchtig?«
    »Wie, bitte?«
    »Ich frage Sie, ob Ihre Mutter, wie das bei einer Witwe mit einem einzigen Sohn öfter vorkommt, auf Ihre Bekannten eifersüchtig ist. Haben Sie viele Freunde?«
    »Steht das in einem Zusammenhang mit dem sogenannten Verschwinden meiner Frau?«
    »Ich habe in Ihrem Haus nicht einen einzigen Brief von einem Freund gefunden, kein einziges Gruppenbild, wie es die meisten Leute besitzen.«
    Er sagte nichts.
    »Es gab auch kein Foto von Ihrer ersten Frau.«
    Immer noch Schweigen.
    »Ein weiteres Detail hat mich erstaunt, Monsieur Serre. Das Porträt, das über dem Kamin hängt, zeigt doch Ihren Großvater mütterlicherseits?«
    »Ja.«
    »Den, der trank?«
    Zustimmendes

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