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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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darf.«
    »Schulden Sie ihm Geld?«
    »Nicht sehr viel … Dreihundertfünfzig Franc …«
    Das Telefon klingelte. Maigret hob ab.
    »Hallo, Chef … Lapointe möchte Sie sprechen. Soll ich das Gespräch durchstellen?«
    »Nein, ich komme …«
    Maigret ging hinüber ins Büro der Inspektoren.
    »Sie haben mich gebeten, Sie anzurufen, sobald wir fertig sind, Chef. Lourtie und ich, wir haben alle Nachbarn befragt, die etwas gehört haben könnten, vor allem die Frauen, denn die meisten Männer sind noch bei der Arbeit.
    Keiner erinnert sich an einen Schuss. Dass die Ricains nachts Lärm machen, sind sie gewohnt. Verschiedene Mieter haben sich schon bei der Concierge beschwert, und manche hatten sogar vor, sich deshalb schriftlich an den Hausbesitzer zu wenden.
    Einmal hat eine alte Frau, die wegen Zahnschmerzen nicht schlafen konnte und am Fenster stand, gesehen, wie eine Frau splitternackt aus der Wohnung gerannt kam und, von einem Mann verfolgt, über den Hof rannte.
    Sie ist nicht die Einzige, die behauptet, dass sich im Appartement der Ricains regelmäßig Orgien abspielten.«
    »Hat Sophie in Abwesenheit ihres Mannes Besuch empfangen?«
    »Wissen Sie, Chef, die Frauen, die ich befragt habe, machten keine präzisen Angaben. Immer wieder haben die Leute sie als ›eine Horde von Wilden‹, ›Leute ohne Kinderstube, ohne Moral‹ bezeichnet. Von der Concierge haben wir erfahren, dass sie ihnen am Monatsende die Wohnung kündigen würde, denn sie haben seit sechs Monaten keine Miete mehr bezahlt, und der Hausbesitzer hat wohl beschlossen, sie auf die Straße zu setzen, wenn sie nicht zahlen. Was soll ich jetzt tun?«
    »Warte in der Wohnung auf mich. Lourtie soll bei dir bleiben, denn ich werde ihn vielleicht brauchen.«
    Maigret kehrte in sein Büro zurück, wo Janvier und Ricain schweigend dasaßen.
    »Jetzt hören Sie gut zu, Ricain. So wie die Dinge liegen, kann ich vom Untersuchungsrichter keinen Haftbefehl gegen Sie verlangen. Ich nehme aber an, dass Sie diese Nacht nicht in der Rue Saint-Charles verbringen möchten.«
    »Dazu wäre ich nicht in der Lage …«
    »Sie haben kein Geld. Ich möchte nicht, dass Sie jetzt wieder auf der Suche nach einem Freund, den Sie anpumpen können, durch die Stadt irren.«
    »Was haben Sie mit mir vor?«
    »Inspektor Janvier wird Sie zu einem kleinen Hotel fahren, ganz in der Nähe von hier, auf der Ile Saint-Louis … Sie können sich das Essen aufs Zimmer bringen lassen … Wenn Sie an einer Drogerie oder Apotheke vorbeikommen, sollten Sie sich Seife, einen Rasierapparat und eine Zahnbürste besorgen.«
    Der Kommissar zwinkerte Janvier zu.
    »Es wäre mir lieber, Sie würden das Hotel nicht verlassen. Im Übrigen weise ich Sie darauf hin, dass Sie, falls Sie es doch täten …«
    »Sie lassen mich beschatten … Das war mir klar … Ich bin unschuldig …«
    »Das haben Sie bereits gesagt …«
    »Vertrauen Sie mir nicht?«
    »Das gehört nicht zu meinem Beruf. Ich warte erst einmal ab. Gute Nacht.«
    Sobald Maigret allein im Raum war, ging er einige Minuten lang auf und ab. Von Zeit zu Zeit blieb er am Fenster stehen. Schließlich nahm er den Hörer ab und rief seine Frau an, um ihr zu sagen, dass er zum Abendessen nicht nach Hause käme.
    Eine Viertelstunde später saß er in der Metro. An der Station Bir-Hakeim stieg er aus. Er ging zur Wohnung und klopfte an. Lapointe öffnete die Tür.
    Es roch immer noch nach Formalin. Lourde saß im einzigen Sessel und rauchte eine sehr starke Zigarre.
    »Möchten Sie sich nicht setzen, Chef?«
    »Nein, danke. Ich nehme an, dass ihr nichts Neues herausgefunden habt.«
    »Da waren nur Fotos … Hier ist eins vom Ehepaar Ricain am Strand … Auf einem anderen stehen sie vor ihrem Auto …«
    Sophie war recht hübsch. Sie hatte diesen leicht schmollenden Gesichtsausdruck, wie er bei den jungen Mädchen gerade sehr in Mode war, und trug ihr Haar zu einer wilden Mähne aufgebauscht. Auf der Straße hätte man sie mit Tausenden anderer Mädchen verwechseln können, denn sie führten sich alle gleich auf und zogen sich auch gleich an.
    »Kein Wein, keine starken alkoholischen Getränke?«
    »Eine Flasche mit einem winzigen Rest Whisky, hier im Schrank …«
    Es war ein alter Schrank, kein Stilmöbel, sondern Dutzendware wie die Truhe und die Stühle, doch ihr mattweißer Anstrich bildete einen scharfen Kontrast zum schwarzlackierten Fußboden und den rotgestrichenen Wänden, so dass sie recht originell wirkten.
    Maigret, der seinen Hut

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