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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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daran, was sie gegessen hat?«
    »Warten Sie mal … Ich selber hatte keinen Hunger … Ich habe nur kalten Aufschnitt genommen … Sophie hat sich eine Fischsuppe bestellt, die Rose ihr empfohlen hatte, anschließend Rindfleisch …«
    »Kein Dessert?«
    »Nein. Wir haben eine Karaffe Beaujolais getrunken. Ich habe noch einen Kaffee getrunken, aber Sophie wollte keinen …«
    Maigret ging wieder nach nebenan und gab Delaplanque das Menü durch.
    »Wenn sie gegen halb neun gegessen haben, kann ich jetzt schon sagen, dass der Tod gegen elf Uhr nachts eingetreten ist, denn die Mahlzeit war fast völlig verdaut … Nach der chemischen Analyse kann ich Ihnen Genaueres mitteilen, aber sie wird einige Tage dauern …«
    »Haben Sie den Paraffintest durchgeführt?«
    »Ja, das habe ich … Keine Spur von Pulver auf den Händen … Morgen früh erhalten Sie meinen ersten Bericht …«
    Maigret setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und ordnete seine fünf oder sechs ständig griffbereiten Pfeifen der Größe nach.
    »Ich habe noch einige Fragen an Sie, Ricain, aber ich denke, für heute ist es erst einmal genug. Sie sind erschöpft und müssen sich krampfhaft wach halten …«
    »Ich würde es gern sofort hinter mich bringen …«
    »Wie Sie wünschen. Wenn ich Sie recht verstanden habe, so hatten Sie bisher nie eine feste Anstellung oder ein regelmäßiges Einkommen?«
    »Ich nehme mal an, das geht etwa zehntausend anderen Menschen genauso.«
    »Wem haben Sie noch Geld geschuldet?«
    »Allen Ladenbesitzern, bei denen wir eingekauft haben … Manche wollten uns keinen Kredit mehr geben … Ich schulde auch Maki noch fünfhundert Franc.«
    »Wer ist denn das?«
    »Ein Bildhauer, der im selben Haus wohnt wie ich … Eigentlich arbeitet er abstrakt, aber von Zeit zu Zeit modelliert er Büsten, um ein bisschen Geld zu verdienen … Das hat er auch vor vierzehn Tagen getan … Er hat vier- oder fünftausend Franc dafür bekommen und uns zum Abendessen eingeladen … Als wir beim Dessert waren, habe ich ihn gebeten, mir eine kleine Summe zu leihen.«
    »Bei wem haben Sie sonst noch Schulden?«
    »Bei allen möglichen Leuten.«
    »Hatten Sie vor, die Schulden zurückzuzahlen?«
    »Ich bin sicher, dass ich eines Tages sehr viel Geld verdienen werde … Die meisten Regisseure und bekannten Schriftsteller haben genauso klein angefangen wie ich …«
    »Reden wir von etwas anderem! Waren Sie eifersüchtig?«
    »Auf wen?«
    »Ich meine in Bezug auf Ihre Frau. Ich kann mir denken, dass der eine oder andere Ihrer Freunde ihr den Hof gemacht hat.«
    Ricain schwieg betreten, zuckte die Achseln.
    »Ich glaube kaum, dass Sie das verstehen können … Sie gehören einer anderen Generation an … Die jüngere Generation nimmt das alles nicht mehr so wichtig.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie nichts dagegen hatten, wenn Ihre Frau mit anderen Männern geschlafen hat?«
    »Es fällt mir schwer, auf eine so direkte Frage zu antworten …«
    »Versuchen Sie es trotzdem.«
    »Sie hat Maki Modell gestanden.«
    »Und ist es dabei geblieben?«
    »Ich habe sie nicht gefragt.«
    »Und Monsieur Carus?«
    »Carus kann Mädchen haben, so viele er will, jedenfalls alle, die gerne in einem Film oder im Fernsehen auftreten würden.«
    »Nutzt er das aus?«
    »Ich glaube schon.«
    »Hat Ihre Frau auch versucht, eine Filmrolle zu bekommen?«
    »Vor drei Monaten hatte sie einen winzigen Auftritt in einem Film.«
    »Sie waren also nicht eifersüchtig?«
    »Nicht so, wie Sie meinen …«
    »Sie haben mir erzählt, dass Carus eine Geliebte hat …«
    »Nora …«
    »Ist sie eifersüchtig?«
    »Das ist nicht dasselbe … Nora ist sehr intelligent und ehrgeizig … Sie interessiert sich nicht für Filme … Sie hat nur ein Ziel: sich eines Tages Madame Carus zu nennen und über sehr viel Geld zu verfügen.«
    »Hat sie sich gut mit Ihrer Frau verstanden?«
    »So wie mit den anderen … Sie hat uns alle, Männer wie Frauen, von oben herab behandelt … Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Auf nichts Bestimmtes.«
    »Haben Sie die Absicht, alle meine Bekannten und Freunde zu vernehmen?«
    »Schon möglich. Irgendjemand hat Ihre Frau getötet. Sie sagen, dass Sie es nicht waren, und solange mir nicht jemand das Gegenteil beweist, bin ich geneigt, Ihnen zu glauben. Ein Unbekannter ist am Mittwochabend in Ihre Wohnung eingedrungen, kurz nachdem Sie sie verlassen hatten. Diese Person hatte keinen Schlüssel, was darauf schließen lässt, dass Ihre Frau ihr aufgemacht hat,

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