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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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sich gerade mit ein paar Kunden, die nun an der Bar standen. Sie duzten sich alle und wirkten sehr vergnügt.
    »Die Zombie-Frau schärft ihrem Mann gerade ein, wie er sich zu verhalten hat.«
    Ihr Blick war starr auf Maigret gerichtet, während sie ihrem Begleiter etwas zuflüsterte. Was mochte sie ihm wohl sagen?
    »Er ist sich noch unschlüssig. Er brennt darauf, an unseren Tisch zu kommen, aber sie lässt es nicht zu. Ich glaube, ich gehe mal zu ihnen …«
    Er erhob sich schwerfällig, nachdem er sich mit der Serviette den Mund abgewischt hatte, und zwängte sich zwischen den Tischen hindurch. Das Paar blickte ihm entgegen, Nora mit ausdruckslosem Gesicht, Carus mit sichtlicher Genugtuung.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht?«
    Der Produzent sprang auf, wischte sich ebenfalls den Mund ab und reichte ihm die Hand.
    »Walter Carus … Meine Frau …«
    »Kommissar Maigret.«
    »Ich weiß … Nehmen Sie doch bitte Platz … Darf ich Ihnen ein Glas Champagner anbieten? … Meine Frau trinkt nichts anderes, und ich gebe ihr vollkommen recht … Joseph! … Ein Glas für den Kommissar!«
    »Lassen Sie sich doch bitte nicht beim Essen stören …«
    »Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass ich weiß, aus welchem Grund Sie hier sind … Erst vorhin, als ich im Hotel geduscht und mich umgezogen habe, habe ich die schlimme Nachricht im Radio gehört …«
    »Kannten Sie die Ricains gut?«
    »Ziemlich gut … Hier kennen wir uns alle … Er hat gewissermaßen für mich gearbeitet, das heißt, ich war finanziell teilweise an dem Film beteiligt, bei dem er assistiert hat …«
    »Hat seine Frau nicht auch eine kleine Rolle in einem Ihrer Filme gespielt?«
    »Das war mir völlig entfallen … Sie war eher eine Komparsin.«
    »Wollte sie Filmschauspielerin werden?«
    »Nicht ernsthaft … Jedenfalls hatte ich nicht den Eindruck … Die meisten Mädchen in diesem Alter möchten sich gern einmal auf der Leinwand sehen …«
    »Hatte sie Talent?«
    Maigret hatte den Eindruck, dass Nora Carus mit dem Fuß anstieß, um ihn vor unvorsichtigen Äußerungen zu warnen.
    »Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe … Ich glaube, sie hat nicht einmal Probeaufnahmen gemacht.«
    »Und Ricain?«
    »Wollen Sie wissen, ob er Talent hat?«
    »Was taugt er beruflich?«
    »Nora, was würdest du sagen?«
    Mit eisiger Stimme sagte sie nur:
    »Nichts …«
    Als hätte sie einen Fauxpas begangen, schob Carus schnell eine Erklärung hinterher:
    »Wundern Sie sich nicht … Nora ist so etwas wie ein Medium … Sie besitzt eine Art Fluidum, das den Kontakt mit bestimmten Personen sofort herstellt oder eben nicht … Ob Sie es nun glauben oder nicht, aber dieses Fluidum – ich finde kein anderes Wort dafür – hat mir in geschäftlichen Angelegenheiten, ja sogar an der Börse, schon manchen guten Dienst erwiesen …«
    Wieder trat der Fuß unter dem Tisch in Aktion.
    »Mit Francis kam es nie zu diesem Kontakt … Ich persönlich halte ihn für intelligent, für begabt, und ich gehe jede Wette ein, dass er eine große Karriere vor sich hat …
    Dramin dagegen, der junge Mann da drüben, der gerade in ein Drehbuch vertieft ist … Der ist strebsam und erledigt seine Arbeit sehr gewissenhaft … Ich habe ausgezeichnete Dialoge von ihm gelesen … Und trotzdem wird aus ihm, wenn ich mich nicht sehr täusche, niemals ein bedeutender Regisseur … Er braucht immer erst jemanden – jemanden, der ihn anleitet und der dem Ganzen den zündenden Funken verleiht …«
    Er war selber ganz entzückt über diese Formulierung, die ihm gerade eingefallen war.
    »Der zündende Funke! … Ja, genau der fehlt meistens, dabei ist er das Entscheidende, sowohl im Film als auch im Fernsehen … Es gibt Hunderte von Drehbuchautoren, die einem saubere Arbeit, eine gutstrukturierte Handlung und tadellose Dialoge liefern … Und trotzdem fehlt am Ende noch etwas, so dass das Ergebnis banal und eben nur durchschnittlich ist … Weil eben der zündende Funke fehlt …
    Allerdings ist Francis zu unzuverlässig, um etwas Handfestes zustande zu bringen … Oft hat er sogar vollkommen abstruse Ideen … Wie viele Projekte hat er mir nicht schon vorgelegt, von denen jedes einzelne ausgereicht hätte, mich finanziell zu ruinieren … Dafür aber gibt es bei ihm immer wieder diesen zündenden Funken …«
    »Auf welchem Gebiet?«
    Carus hatte eine urkomische Art, sich die Nase zu reiben.
    »Na ja, das ist es eben … Jetzt reden Sie schon genau wie Nora … Manchmal legt er abends

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