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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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machte.«
    »Er hat Carus nirgends gefunden.«
    »Hat er in seinem Hotel nachgefragt?«
    »Ich nehme es an …«
    »Dann war Carus in Enghien … Nora ist eine leidenschaftliche Spielerin … Letztes Jahr in Cannes hat er sie allein ins Casino gehen lassen, und als er sie wieder abgeholt hat, hatte sie ihren ganzen Schmuck versetzt und alles verloren … Noch ein Bier? … Oder möchten Sie einen schönen alten Portwein?«
    »Nein, lieber ein Bier. Und du, Lapointe?«
    »Einen Portwein …«, murmelte dieser und errötete.
    »Darf ich hier telefonieren?«
    »Dort hinten links … Moment … Ich gebe Ihnen Telefonmünzen …«
    Er holte eine Handvoll Münzen aus der Kasse und hielt sie Maigret hin, ohne nachzuzählen.
    »Hallo? … Das Inspektorenbüro? … Wer ist am Apparat? … Torrence? … Gibt’s was Neues? … Hat niemand nach mir gefragt? … Moers? Ich rufe ihn gleich anschließend an …
    Hat Janvier mit dir telefoniert? … Ist er immer noch im ›Hôtel des Cigognes‹? … Ricain schläft … Na gut … Ja … Na gut … Du wirst ihn ablösen? … Schon recht, alter Junge … Gute Nacht … Sei trotzdem auf der Hut …
    Man kann nie wissen, was ihm durch den Kopf spukt, wenn er aufwacht … Noch etwas … Kannst du die Wasserpolizei anrufen? …
    Sie sollen morgen früh Froschmänner zum Pont Bir-Hakeim schicken … Ein bisschen flussabwärts, etwa vierzig Meter unterhalb der Brücke müssten sie eine Pistole finden, die vom Ufer aus ins Wasser geworfen wurde … Ja … Sag, dass du in meinem Auftrag anrufst …«
    Er hängte auf und wählte die Nummer des Labors.
    »Moers? … Ich habe gehört, dass Sie mich sprechen wollen … Haben Sie die Kugel in der Wand? … Wie, bitte? … Wahrscheinlich Kaliber 6.35 … Schicken Sie sie doch zu Gastinne-Renette … Möglicherweise können wir ihm morgen die Waffe vorlegen … Und die Abdrücke? … Das habe ich mir gedacht … Überall welche … Von beiden … Und von mehreren anderen Personen … Von Männern und Frauen? … Das wundert mich gar nicht, denn saubergemacht wurde bestimmt nicht allzu oft … Danke, Moers … Bis morgen …«
    François Ricain war vor Erschöpfung in dem kleinen Hotelzimmer auf der Ile Saint-Louis eingeschlafen, während Maigret in dem Restaurant, wo die beiden jungen Leute sich oft mit ihren Freunden getroffen hatten, eine köstliche Fischsuppe essen würde.
    Als er aus der Telefonzelle trat, musste er unwillkürlich lächeln, denn Fernande, die plötzlich munter geworden war, redete eifrig auf Lapointe ein, der nicht recht wusste, wie er sich verhalten sollte.

4
    Es sollte ein sehr merkwürdiger Abend werden: Verstohlene Blicke, heimliches Getuschel, ein unablässiges Kommen und Gehen erfüllten den in rosarotes Licht getauchten, relativ kleinen Speiseraum des ›Vieux-Pressoir‹, den köstliche Küchengerüche durchzogen.
    Maigret hatte mit Lapointe in einer Nische neben der Eingangstür an einem Zweiertischchen Platz genommen.
    »Hier haben Ricain und Sophie meistens gesessen, wenn sie allein aßen«, hatte Mandille ihnen gesagt.
    Lapointe wandte den anderen Gästen den Rücken zu, und wenn der Kommissar ihn auf etwas Interessantes aufmerksam machte, drehte er den Kopf so unauffällig wie möglich.
    Das Fischgericht war vorzüglich. Dazu tranken sie einen Landwein aus der Charente, den man sehr selten im Handel findet, jenen trockenen, herben Wein, aus dem Cognac hergestellt wird.
    Der ehemalige Stuntman gefiel sich in seiner Rolle als Hausherr, er empfing seine Kunden, denen er bis an die Tür entgegenging, als wären sie geladene Gäste. Er scherzte, küsste den Damen die Hand, geleitete sie an ihren Tisch und überreichte ihnen die Speisekarte, dann erst trat der Kellner in Aktion.
    Fast jedes Mal eilte er anschließend gleich wieder an Maigrets Tisch.
    »Das ist ein Architekt mit seiner Frau … Sie kommen jeden Freitag hierher, manchmal auch mit ihrem Sohn, der Jura studiert.«
    Die nächsten Gäste waren zwei Arztehepaare, ebenfalls Stammkunden, die an einem Tisch für vier Personen Platz nahmen. Einer der beiden Männer wurde kurz darauf ans Telefon gerufen, und einige Minuten später holte er seinen Arztkoffer an der Garderobe und entschuldigte sich bei seinen Tischgenossen.
    Maki, der Bildhauer, saß allein in seiner Ecke und schlang heißhungrig sein Essen hinunter, wobei er öfter seine Finger zu Hilfe nahm, als es sich in der Öffentlichkeit gehört.
    Um halb neun erschien ein dunkelhaariger junger Mann mit

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