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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Schwachköpfe …«
    »Wen meinen Sie genau?«
    »Zuerst mal Ricain, denn er hielt sich für schlauer als alle anderen … Wenn es ihm mal gelungen ist, einen Artikel in einem Magazin unterzubringen, das von zweihundert Deppen gelesen wird, hat er sich schon eingebildet, dass er die Filmszene in ihren Grundfesten erschüttern würde.
    Er hat sich der Kleinen angenommen … Sie haben anscheinend wirklich geheiratet … Er hätte sie wenigstens ernähren können, oder? … Ich frage mich nur, was sie gegessen hätten, wenn ihre Freunde sie nicht eingeladen hätten und wenn mein dummer Mann ihnen nicht immer wieder Kredit gegeben hätte … Wie viel schuldet er dir, Bob?«
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle …«
    »Sie sehen es ja selbst! … Unterdessen rackere ich mich in der Küche ab …«
    Sie schimpfte, nur um zu schimpfen, sah aber dabei ihren Mann voller Zärtlichkeit an.
    »Glauben Sie, dass sie die Geliebte von Carus war?«
    »Als ob er das nötig hätte! … Nora reicht ihm doch voll und ganz.«
    »Ist das seine Frau?«
    »Nein … Er würde sie schon heiraten, aber er hat bereits eine Frau in London, und die will nichts von einer Scheidung wissen … Nora …«
    »Was ist sie für eine Frau?«
    »Sie kennen Nora nicht? … Die würde ich nun nicht gerade in Schutz nehmen … Sie sehen, ich habe keine Vorurteile … Ich frage mich wirklich, was die Männer an ihr finden …
    Sie ist mindestens dreißig, und wenn man ihr mal die ganze Schminke aus dem Gesicht wischen würde, sähe sie wahrscheinlich aus wie vierzig … Sie ist schlank, das stimmt schon, aber so mager, dass man ihre Knochen zählen kann …
    Ihre Augen sind schwarz und grün umrandet. Das soll wohl irgendwie geheimnisvoll wirken, aber so sieht sie eher aus wie eine Hexe … Der Mund ist nicht zu sehen, denn sie deckt die Lippen mit weißer Pomade ab … Ihre Wangen bestäubt sie mit weißem Puder, der einen Stich ins Grüne hat … Das ist Nora …
    Was ihre Kleidung betrifft … Neulich kam sie in einer Art Pyjama aus Silberlamé hier an. Er war so eng, dass sie in die Küche kommen musste, damit ich ihr die geplatzte Hosennaht wieder zunähe.«
    »Hat sie in Filmen mitgespielt?«
    »Ja, wofür halten Sie sie denn? … So etwas überlässt sie den dummen jungen Hühnern … Sie träumt davon, die Frau eines angesehenen internationalen Produzenten zu werden, sich Madame la productrice nennen zu lassen …«
    »Du übertreibst …«, seufzte Mandille.
    »Nicht so sehr wie du eben.«
    »Nora ist intelligent, gebildet, viel gebildeter als Carus, und ohne sie hätte er wohl nicht so viel erreicht …«
    Von Zeit zu Zeit drehte sich Maigret nach Lapointe um, der schweigend an der Bar stand und zuhörte und dem das alles vermutlich seltsam vorkam, genauso wie die Atmosphäre im ›Vieux-Pressoir‹.
    »Bleiben Sie zum Abendessen, Monsieur Maigret? Wenn die Gäste mich nicht allzu sehr in Beschlag nehmen, kann ich mich vielleicht ab und zu ein bisschen zu Ihnen setzen, um mit Ihnen zu plaudern … Wir haben heute Muschelsuppe … Schließlich stamme ich aus La Rochelle, wo meine Mutter Fischhändlerin war, so dass ich die guten Rezepte kenne … Haben Sie schon einmal eine chaudrée fourasienne gegessen?« Maigret rezitierte:
    »Eine Fischsuppe mit Aal, Seezunge und Tintenfisch …«
    »Waren Sie oft in dieser Gegend?«
    »Ja, in La Rochelle und auch in Fouras …«
    »Soll ich Ihnen eine chaudrée aufsetzen?«
    »Gern …«
    Als sie sich entfernt hatte, murmelte Maigret:
    »Ihre Frau denkt ganz anders über die Leute als Sie … Wenn ich auf sie hören würde, müsste ich François Ricain am besten so schnell wie möglich festnehmen …«
    »Ich glaube, Sie hätten unrecht …«
    »Haben Sie jemand anderen in Verdacht?«
    »Einen möglichen Täter? … Nein … Wo war denn Francis, als es passiert ist?«
    »Hier … oder sonst wo … Er behauptet, auf der Suche nach Carus oder einem anderen möglichen Geldgeber durch ganz Paris geirrt zu sein … Moment mal … Er hat etwas von einem Club gesagt.«
    »Ich wette, es war der ›Club Zéro‹.«
    »Ja, so hieß er … Irgendwo bei der Rue Jacob …«
    »Carus geht oft dorthin … Auch andere Kunden von mir … Der Club ist gerade erst in Mode gekommen … Das ändert sich alle zwei bis drei Jahre … Manchmal halten sie sich auch nur ein paar Monate … Übrigens war es nicht das erste Mal, dass Francis Geld gebraucht hat und sich auf die Jagd nach einem oder mehreren Tausendfrancscheinen

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