Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
Trost brauchen …«
    »Ich wollte von Ihnen nur wissen, ob sie Liebhaber hatte. An Sie persönlich habe ich dabei gar nicht gedacht.«
    »Sie war einmal Aktmodell bei Maki, aber ich bin sicher, dass Maki nie die Frau eines Freundes anrühren würde.«
    »War Ricain eifersüchtig?«
    »Da bin ich überfragt, Monsieur Maigret … Auf Ihr Wohl … Es kommt darauf an, was Sie unter Eifersucht verstehen … Er hätte sicher nicht seinen Einfluss auf sie verlieren oder mit ansehen wollen, dass andere Männer für sie eine größere Rolle spielen als er … So gesehen war er auch auf seine Freunde eifersüchtig … Hätte ich zum Beispiel Dramin zum Kaffee an unseren Tisch gebeten, ohne ihn gleichzeitig auch dazu aufzufordern, hätte er mich sicher eine ganze Woche lang geschnitten …«
    »Ich weiß schon, was Sie sagen wollen …«
    »Hatten Sie denn schon ein Dessert?«
    »Mir liegt nicht viel an einem Dessert …«
    »Nora auch nicht … Bob! … Was empfiehlst du zum Nachtisch?«
    »Wie wäre es mit flambierten Crêpes mit Maraschino?«
    Carus warf einen Blick auf seinen wohlgerundeten Bauch und lachte:
    »Etwas mehr oder weniger … Also gut, Crêpes! Zwei oder drei Stück … Lieber mit Armagnac als mit Maraschino …«
    Während dieser Zeit saß der arme Lapointe an seinem Tischchen, mit dem Rücken zum Speiseraum, und langweilte sich. Maki stocherte mit einem Streichholz zwischen seinen Zähnen herum und fragte sich bestimmt, ob der Kommissar sich auch zu ihm setzen würde.
    Die ausgelassenste Stimmung herrschte am Tisch der beiden Arztehepaare. Eine der Frauen stieß von Zeit zu Zeit ein schrilles Lachen aus, wobei Nora jedes Mal zusammenfuhr, als hätte sie jemand gestochen.
    Rose hatte die Küche verlassen und machte ihre Runde bei den Gästen. Bevor sie ihnen die Hand reichte, wischte sie sie an ihrer Schürze ab. Genau wie das Grüppchen am Ärztetisch hatte auch sie glänzende Laune, die selbst durch Sophies Tod nicht getrübt wurde.
    »Na, Walter, du alter Lump? … Wie hast du es nur fertiggebracht, dich seit Mittwoch nicht mehr hier blicken zu lassen?«
    »Ich musste mal kurz nach Frankfurt fliegen, um einen Geschäftspartner zu treffen, und von dort ging’s weiter nach London …«
    »Und du, Kleines, warst du mit?«
    »Diesmal nicht … Ich hatte eine Anprobe …«
    »Du hast wohl keine Angst, ihn allein reisen zu lassen?«
    Lachend wandte sie sich ab und ging zum nächsten Tisch. Bob war eben dabei, die Crêpes auf einer kleinen Anrichte zu flambieren.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte er, »warum Ricain Sie die halbe Nacht lang vergeblich gesucht hat.«
    »Was wollte er denn von mir?«
    »Das habe ich vorhin vom Kommissar erfahren … Er hat wohl ganz dringend zweitausend Franc gebraucht … Am Mittwoch war er hier und hat nach Ihnen gefragt …«
    »Ich bin um fünf Uhr abgeflogen …«
    »Er war noch zweimal hier … Er wollte sich die Summe von mir ausleihen, aber das war eine Nummer zu groß für mich … Dann ist er in den Club gegangen …«
    »Wofür hat er die zweitausend Franc gebraucht?«
    »Der Hausbesitzer hat ihm angedroht, ihn auf die Straße zu setzen.«
    Carus wandte sich zum Kommissar.
    »Stimmt das?«
    »Das hat er mir jedenfalls erzählt …«
    »Haben Sie ihn festgenommen?«
    »Nein, warum?«
    »Keine Ahnung. Meine Frage ist zugegeben etwas idiotisch …«
    »Halten Sie es denn für möglich, dass er Sophie umgebracht hat?«
    Schon wieder kamen die Füße zum Einsatz! Man konnte die geheime Zeichensprache unter der Tischdecke genau verfolgen, während sich in Noras Gesichtsausdruck nichts davon widerspiegelte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er irgendeinen Menschen umbringen könnte … Mit welcher Waffe ist denn auf sie geschossen worden? In der Zeitung steht nichts darüber … Auch im Radio haben sie nichts davon gesagt …«
    »Eine automatische Pistole …«
    »Francis hat mit Sicherheit nie eine Schusswaffe in seinem Besitz gehabt.«
    »Oh, doch!«, fiel Nora mit ihrer tonlosen und doch schneidenden Stimme ein. »Du hast sie selbst gesehen. Als er einmal nachts damit bei ihnen zu Hause herumgefuchtelt hat, hattest du sogar Angst. Er war völlig betrunken. Er hatte uns kurz davor noch eine Szene aus einem Raubüberfall erzählt …
    Dann hat er Sophie einen Strumpf über den Kopf gezogen und uns mit der Pistole bedroht. Wir mussten uns mit erhobenen Armen an die Wand stellen … Um nicht als Spielverderber zu gelten, haben wir ihm alle gehorcht …
    Du warst der Einzige,

Weitere Kostenlose Bücher