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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Ausführungen des Kommissars zu folgen.
    »Als Ehemann liegt die Entscheidung natürlich bei Ihnen.«
    »Wozu raten Sie mir?«
    »Die Kosten für die Beerdigung sind hoch. Ich nehme auch an, dass Sie nicht oft Gelegenheit haben werden, zum Friedhof zu gehen. Wenn also die Familie darauf besteht …«
    »Ich muss es mir noch überlegen …«
    Maigret war an den Wandschrank getreten, wo er immer eine Flasche Cognac und Gläser aufbewahrte. Diese Vorkehrung hatte sich schon oft als überaus nützlich erwiesen.
    Er schenkte aber nur ein Glas ein, das er dem jungen Mann reichte.
    »Trinken Sie!«
    »Und Sie?«
    »Nein, ich möchte nichts.«
    Francis leerte das Glas in einem Zug.
    »Warum geben Sie mir Alkohol?«
    »Damit Sie wieder zu sich kommen.«
    »Ich werde doch sicher beschattet.«
    »Das erübrigt sich, wenn Sie mir sagen, wo ich Sie erreichen kann. Wollen Sie in die Rue Saint-Charles zurück?«
    »Wohin sollte ich sonst gehen?«
    »Einer meiner Inspektoren ist im Moment noch dort. Übrigens wurde gestern Abend zweimal angerufen. Der Inspektor ist ans Telefon gegangen, aber es hat sich niemand gemeldet.«
    »Ich kann es nicht gewesen sein, da ich ja …«
    »Ich habe Sie nicht gefragt, ob Sie es waren. Jemand hat bei Ihnen angerufen, jemand, der anscheinend keine Zeitung gelesen hat. Ich möchte nur wissen, ob dieser Mann oder diese Frau erwartet hat, Ihre Stimme zu hören oder die Ihrer Frau …«
    »Keine Ahnung …«
    »Ist es nie vorgekommen, dass Sie ans Telefon gegangen sind und die Person am anderen Ende nichts gesagt hat?«
    »Sie haben doch sicher irgendwelche Hintergedanken, oder?«
    »Nehmen wir einmal an, jemand dachte, Sie seien abwesend, und wollte mit Sophie sprechen.«
    »Schon wieder! Was haben Ihnen nur all die Leute erzählt, die Sie gestern Abend und heute Morgen vernommen haben? Was für übles Gerede versuchen Sie da …«
    »Eine Frage, Francis!«
    Dieser zuckte zusammen, denn auf diese Anrede war er nicht gefasst gewesen.
    »Wie haben Sie sich verhalten, als Sie vor etwa einem Jahr erfahren haben, dass Sophie schwanger ist?«
    »Sie ist nie schwanger gewesen …«
    »Ist der medizinische Bericht schon da, Janvier?«
    »Hier liegt er, Chef … Delaplanque hat ihn eben geschickt …«
    Maigret überflog ihn kurz.
    »Da steht es! Sie werden gleich sehen, dass ich nicht einfach irgendetwas behaupte, sondern mich nur an den medizinischen Befund halte.«
    Ricain sah ihn mit wildem Gesichtsausdruck an.
    »Du lieber Gott, was soll denn das alles? Man könnte meinen, Sie legen es darauf an, mich wahnsinnig zu machen … Erst werde ich beschuldigt, ich hatte meine Frau umgebracht, und dann …«
    »Ich habe Sie in keinem Moment beschuldigt.«
    »Darauf läuft es aber doch hinaus … Erst machen Sie Andeutungen … Und dann wollen Sie mich wieder beruhigen …«
    Er packte das Glas, das eben noch Cognac enthalten hatte, und schleuderte es zu Boden.
    »Eigentlich müsste ich Ihre hinterhältigen Tricks längst kennen! … Ja, einen tollen Film gäbe das … Aber die Präfektur würde ihn sofort verbieten … Sophie soll also vor einem Jahr schwanger gewesen sein? … Und da wir keine Kinder haben, müssen wir wohl zu einer Engelmacherin gegangen sein … Ich habe Sie doch richtig verstanden? … So sieht also die neuerliche Anklage aus, die Sie gegen mich vorbringen, da sich die erste nicht halten lässt!«
    »Ich habe nicht behauptet, dass Sie davon wussten, ich habe Sie nur gefragt, ob Ihre Frau mit Ihnen darüber gesprochen hat. In Wirklichkeit hat Sie sich an jemand anderen gewandt.«
    »Weil das jemand anderen betraf und nicht mich, ihren Ehemann?«
    »Sie wollte Ihnen Unannehmlichkeiten, vielleicht auch einen Gewissenskonflikt ersparen. Sie meinte, dass ein Kind in Ihrer beruflichen Situation nur ein Handicap wäre.«
    »Und?«
    »Sie hat sich einem Ihrer Freunde anvertraut.«
    »Aber wem denn, verdammt noch mal?«
    »Carus.«
    »Was? Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass sie es Carus …«
    »Das hat er mir heute Morgen erzählt. Nora hat seine Aussage eine halbe Stunde später bestätigt, allerdings hat sie in einem wichtigen Punkt nicht mit ihm übereingestimmt. Sie behauptet, dass Sophie nicht allein war, als sie ihr ihre Schwangerschaft eröffnet hat. Sie seien dabei gewesen.«
    »Das ist gelogen …«
    »Schon möglich.«
    »Glauben Sie ihr?«
    »Im Augenblick glaube ich niemandem.«
    »Auch mir nicht?«
    »Auch Ihnen nicht, Francis. Sie sind trotzdem frei.«
    Maigret steckte sich eine

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