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Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen

Titel: Maigret - 66 - Maigret in Künstlerkreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Ihre Suite hochgegangen?«
    »Ja … Ich habe bis ein Uhr morgens gelesen, denn ich kann nicht so früh einschlafen … Vorher habe ich noch ein wenig ferngesehen …«
    In einer Ecke des Salons stand ein Fernseher.
    »Fragen Sie mich nicht nach dem Programm … Ich weiß nur noch, dass junge Sänger und Sängerinnen aufgetreten sind … Reicht Ihnen das? … Oder soll ich den Zimmerkellner rufen? Es ist zwar nicht derselbe … Aber heute Abend können Sie den Nachtkellner fragen …«
    »Haben Sie etwas bei ihm bestellt?«
    »Einen Piccolo …«
    »Um welche Uhrzeit?«
    »Das weiß ich nicht mehr … Kurz bevor ich mit meiner abendlichen Toilette begonnen habe. Sie haben mich doch hoffentlich nicht im Verdacht, in die Rue Saint-Charles gefahren zu sein und die arme Sophie umgebracht zu haben?«
    »Ich verdächtige niemanden. Ich tue nur meine Pflicht und versuche, den Leuten möglichst nicht lästig zu fallen. Die Art, wie Sie gestern Abend über Sophie Ricain gesprochen haben, schien mir allerdings darauf hinzudeuten, dass Sie nicht gerade ein gutes Verhältnis zueinander hatten.«
    »Ich habe aus meinem Herzen keine Mördergrube gemacht …«
    »Gestern kam das Gespräch auf eine Party, bei der Sie Sophie in den Armen Ihres Mannes überrascht haben …«
    »Ich hätte es nicht erwähnen sollen … Ich wollte Ihnen damit nur zeigen, dass sie sich an alle Männer herangemacht hat, dass sie weder ein Unschuldsengel noch die unnahbare Geliebte von Francis war, als die sie Ihnen sicher beschrieben worden ist.«
    »Wen meinen Sie denn damit?«
    »Ich weiß nicht … Die Männer lassen sich von einem solchen Theater gern hinters Licht führen … Bei den meisten Leuten, mit denen wir Kontakt haben, gelte ich wahrscheinlich als kalt, ehrgeizig und berechnend … Geben Sie es ruhig zu!«
    »Niemand hat sich derartig geäußert …«
    »Ich weiß aber ganz genau, dass sie so denken … Selbst der gute Bob, der es doch besser wissen müsste! Die kleine Sophie dagegen, das sanfte und hingebungsvolle Wesen, erscheint in ihren Augen als unverstandene Liebende … Denken Sie, was Sie wollen … Ich habe Ihnen jedenfalls die Wahrheit gesagt!«
    »War Carus ihr Liebhaber?«
    »Wer behauptet denn das?«
    »Sie haben mir doch selbst erzählt, Sie hätten die beiden überrascht …«
    »Ich habe nur gesagt, dass sie sich in seine Arme gekuschelt und dass sie geschluchzt hat, um getröstet zu werden, aber ich habe nie behauptet, dass Carus ihr Liebhaber war …«
    »Aber dafür alle anderen Männer, stimmt’s? Das wollten Sie doch damit sagen?«
    »Fragen Sie sie doch … Wir werden ja sehen, ob sie sich trauen, Sie anzulügen …«
    »Und Ricain …«
    »Sie bringen mich in eine schwierige Lage … Es ist nicht meine Art, über Leute, mit denen wir Umgang pflegen, ohne eng mit ihnen befreundet zu sein, ein endgültiges Urteil abzugeben … Habe ich Ihnen denn gesagt, dass Francis davon wusste? … Schon möglich … Ich rede immer ziemlich freiheraus …
    Carus fand Wunder was an diesem Jungen, er hat ihm eine glänzende Zukunft vorausgesagt … Ich halte ihn für einen gerissenen Typ, der sich als Künstler aufspielt … Doch entscheiden Sie selbst …«
    Maigret erhob sich und holte seine Pfeife aus der Westentasche.
    »Das ist alles, was ich von Ihnen wissen wollte. Ah, noch eine kleine Frage. Vor etwa einem Jahr war Sophie schwanger.«
    »Ich weiß …«
    »Hat sie mit Ihnen darüber geredet?«
    »Sie war im zweiten oder dritten Monat, genau erinnere ich mich nicht mehr … Francis wollte kein Kind, er hatte Angst um seine Karriere … Da haben sie mich gefragt, ob ich eine Adresse wüsste … Jemand hatte ihr geraten, in die Schweiz zu fahren, aber sie konnte sich nicht zu einer so weiten Reise entschließen.«
    »Haben Sie ihr helfen können?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass ich niemanden kenne … Ich wollte uns aus solchen Geschichten heraushalten.«
    »Wie ist die Sache ausgegangen?«
    »Aus ihrer Sicht gut, denn sie hat nicht mehr darüber gesprochen und auch kein Kind zur Welt gebracht …«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Sind Sie nicht in Carus’ Büro gewesen?«
    Maigret antwortete mit einer Gegenfrage:
    »Hat er Sie denn nicht angerufen?«
    Auf diese Weise war er sicher, dass die junge Frau, sobald sie allein wäre, mit ihrem Liebhaber telefonieren würde.
    »Danke, Gaston …«, sagte er, als er am Empfang vorbeikam.
    Draußen atmete er erst einmal tief durch.
    »Wenn das Ganze mit einer großen Gegenüberstellung endet,

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