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Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher

Titel: Maigret - 70 - Maigret und der Messerstecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Gruppe zu.
    »Wer kümmert sich um die Ermittlungen?«
    Die Polizisten in Zivil sahen Maigret an, also wandte sie sich an ihn:
    »Das haben wir in seinen Taschen gefunden. Sie müssen mir den Empfang bestätigen.«
    Es war eine Brieftasche im Hosentaschenformat, außerdem ein Kugelschreiber, eine Pfeife, ein Tabaksbeutel mit sehr hellem, holländischem Tabak, ein Taschentuch, einige Geldstücke sowie zwei Tonbandkassetten.
    In der Brieftasche fanden sich ein Personalausweis und ein Führerschein auf den Namen Antoine Batille, einundzwanzig Jahre alt, wohnhaft am Quai d’Anjou. Auf der Ile Saint-Louis also, in der Nähe des Pont Marie. Auch ein Studentenausweis war dabei.
    Maigret wandte sich an Doktor Pardon.
    »Könnten Sie vielleicht meine Frau bitten, ohne mich nach Hause zu fahren und ins Bett zu gehen?«
    »Fahren Sie hin?«
    »Ich muss wohl. Er hat offensichtlich bei seinen Eltern gelebt, und ich muss sie benachrichtigen …«
    Dann wandte er sich an den Polizisten:
    »Sie könnten Pagliati, den italienischen Nudelmacher in der Rue Popincourt, vernehmen, außerdem die vier Männer, die im Bistro ›Chez Jules‹ Karten gespielt haben, sofern sie noch da sind …«
    Wie immer bedauerte er, nicht alles selbst machen zu können. Er wäre jetzt am liebsten in die Rue Popincourt gegangen und hätte die Tür zu dem kleinen Bistro aufgestoßen, in dem die Rauchschwaden um die Kugellampe hingen und wo die vier Kartenspieler ihre Partie wahrscheinlich längst wiederaufgenommen hatten.
    Er hätte auch den Italiener und seine Frau gern befragt, auch die kleine Alte, die er in einem erleuchteten Fenster des ersten Stocks flüchtig hatte erblicken können. Ob sie schon dagestanden hatte, als der Mord geschah?
    Doch zunächst mussten die Eltern benachrichtigt werden. Er rief den wachhabenden Inspektor des n. Arrondissements an, um ihm Bescheid zu sagen.
    »Hat er sehr gelitten?«, fragte er Doktor Pardon.
    »Ich glaube nicht. Er hat sofort das Bewusstsein verloren … Dort auf dem Gehsteig konnte ich überhaupt nichts unternehmen.«
    Die Brieftasche war aus feinem Kroko, der Kugelschreiber aus Silber, und das ›A‹ im Taschentuch war von Hand gestickt.
    »Madame, hätten Sie bitte die Freundlichkeit, mir ein Taxi zu bestellen?«
    Sie tat es von ihrer Loge aus, allerdings ohne jede Freundlichkeit. Es war aber auch bestimmt nicht angenehm, ganze Nächte an einem so trostlosen Ort zu verbringen und darauf zu warten, dass die Tragödien des Viertels im Krankenhaus endeten.
    Wie durch ein Wunder war das Taxi in weniger als drei Minuten da.
    »Soll ich Sie nach Hause bringen, Pardon?«
    »Sie verlieren nur Zeit damit …«
    »Bei dem, was mir bevorsteht, wissen Sie …«
    Die Ile Saint-Louis kannte er besonders gut, weil er einmal eine Zeitlang an der Place des Vosges gewohnt hatte und damals oft abends Arm in Arm mit seiner Frau um die Insel spaziert war.
    Er klingelte an einem grüngestrichenen Tor. Am Straßenrand standen Autos, überwiegend Luxuslimousinen. Eine in das Eingangstor eingelassene kleinere Tür ging auf.
    »Monsieur Batille, bitte«, sagte er, als er vor einer Art Luke stand.
    Eine verschlafene Frauenstimme antwortete:
    »Zweiter Stock links.«
    Er nahm den Aufzug. Der Regen, der ihm von Mantel und Hose tropfte, bildete eine kleine Pfütze zu seinen Füßen. Wie die meisten Häuser auf der Ile Saint-Louis war auch dieses renoviert worden. Die Wände waren aus weißem Stein, das Licht kam von fackelförmigen Leuchten aus Bronzeguss. Die Fußmatte auf dem Marmorboden trug ein großes, rotes ›B‹.
    Er klingelte und hörte von sehr weit weg eine elektrische Glocke, doch es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Tür lautlos öffnete.
    Ein adrett angezogenes, junges Dienstmädchen sah ihn neugierig an.
    »Ich möchte Monsieur Batille sprechen …«
    »Monsieur Batille senior oder junior?«
    »Senior …«
    »Monsieur und Madame Batille sind ausgegangen, und ich weiß nicht, wann sie zurückkommen.«
    Er zeigte seine Dienstmarke.
    Sie fragte:
    »Was ist das?«
    »Kommissar Maigret von der Kriminalpolizei …«
    »Und Sie wollen Monsieur Batille so spät noch sprechen? Weiß er Bescheid?«
    »Nein.«
    »Ist es so dringend?«
    »Es ist wichtig …«
    »Es ist bald Mitternacht … Monsieur und Madame Batille sind ins Theater gegangen.«
    »Dann werden sie doch bald nach Hause kommen.«
    »Außer sie gehen noch mit Freunden essen, was oft vorkommt …«
    »Hat Monsieur Batille junior sie nicht begleitet?«
    »Er geht

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